Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney (1786-1859), Priester, Pfarrer von Ars
Vom Geist des Pfarrers von Ars in seinen Unterweisungen, Predigten, seinen Gesprächen (Abbé Monnin, Éds Tequi 2007, p. 57-58, rev.)
Gott gibt sich selbst zur Speise
Um zu einer Vorstellung unserer Würde zu gelangen, müssen wir uns immer wieder den Himmel, den Kreuzeshügel und die Hölle in Erinnerung rufen. Wenn wir nur verstünden, was es bedeutet, Kind Gottes zu sein, wären wir nicht mehr in der Lage Böses zur tun, wir wären wie Engel auf Erden. Kind Gottes zu sein – was für eine Würde!
Als sich die Engel gegen Gott aufgelehnt hatten, schuf dieser so überaus gütige Gott, weil er sah, dass sie nicht mehr das Glück verkosten konnten, für das er sie erschaffen hatte, den Menschen und diese für uns sichtbare kleine Welt, um seinen Körper zu sättigen. Aber es bedurfte ja auch der Nahrung für seinen Geist; doch da nichts Geschaffenes das, was Geist ist, sättigen kann, wollte Gott sich selber als Speise hingeben.
Doch das große Unglück ist, dass man versäumt, auf diese göttliche Speise zurückzugreifen, um die Wüste dieses Lebens durchqueren zu können. So wie ein Mensch neben einem reichlich gedeckten Tisch verhungert, so gibt es welche, die fünfzig, sechzig Jahre lang ihrer Seele nichts zu essen geben.
Wenn die Christen die Worte unseres Herrn verstünden, wenn er sagt: „Trotz deines Elends, möchte Ich diese schöne Seele, die Ich doch für mich erschaffen habe, von Nahem sehen. Ich habe sie so groß erschaffen, dass nur Ich sie zu füllen vermag. Ich habe sie so rein erschaffen, dass nur Mein Leib ihren Hunger zu stillen vermag.“