Papst Franziskus will eine Flurbereinigung mit eiserner Hand

Will Papst Franziskus ein traditionis custos, ein Hüter der Tradition sein?

Niemand kann ernsthaft gedacht haben, daß Traditionis custodes die Einheit der Kirche stärkt

„Falls es wirklich das Ziel des Motu proprio Traditionis custodes war, die Einheit der Kirche zu fördern, kann nach drei Tagen festgestellt werden, daß das Ergebnis das genaue Gegenteil ist.“ 

Mit diesen Worten kommentierte Matteo Matzuzzi, der Vatikanist der italienischen Tageszeitung Il Foglio, den Frontalangriff von Papst Franziskus gegen den überlieferten Ritus und die Gemeinschaften der Tradition. Dieses Ergebnis sei „im übrigen vorhersehbar gewesen“, so Matzuzzi.

Als einen Grund, weshalb das Ergebnis gar kein anderes sein konnte, nennt der Vatikanist:

„Auch weil die Zustimmung zum Zweiten Vatikanischen Konzil, die den Zweiflern per Dekret aufgezwungen wird, nicht funktionieren kann.“

Seit Freitag haben Bischöfe auf der ganzen Welt über Twitter kundgetan, ob sich in ihrer Diözese etwas ändern wird oder nicht. Der Tradition wohlgesonnene Bischöfe ließen wissen, daß bei ihnen das Motu proprio Summorum Pontificum unverändert in Geltung bleibe, während sich „liberale“ Bischöfe mit Verboten überschlagen. Der Bischof von Mayagüez auf Puerto Rico erließ nicht nur umgehend ein Verbot des überlieferten Ritus, sondern auch gleich ein Verbot von Dalmatik, Birett „und die ganze sozusagen alte Ausstattung“. Niemand habe sich bisher aber träumen lassen, sie den Museen abliefern zu müssen, so Matzuzzi.

Kardinal Robert Sarah, bis zum vergangenen Februar Präfekt der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, „twitterte drohend“, daß Papst Benedikt XVI. am 7. Juli 2007 klargestellt habe:

„Was  früheren  Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“

Was gilt nun also, fragt Matzuzzi:

„Bleibt es heilig oder ist es in die Geschichtsbücher zu verbannen? Was hat der arme Gläubige davon zu halten?“

Tatsache sei, so der Vatikanist, daß aus dem Motu proprio Traditionis custodes, „das nicht durch einen Geist des Dialogs glänzt“, nicht die von Franziskus so „beschworene“ Einheit hervorgehe.

„Ganz im Gegenteil. Wenn man die vorgesehenen Bestimmungen liest, ist die Frage berechtigt: Sucht man wirklich die Einheit?“

„Aus welchem Grund wird die Nutzung der Pfarrkirchen den Gläubigen des von Benedikt XVI. vorgesehenen Ritus untersagt, während dieselben Pfarrkirchen sogar für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden, die wenig oder nichts an Liturgischem oder Geistlichem haben, von Konzerten, Lesungen, Tagungen und Diskussionen bis zu Gebeten von Imamen?“

Wie es unschwer vorherzusehen war, befinde sich die „traditionalistische Galaxie in Aufruhr“. Einige würden „zu einer Art heiligem Krieg gegen den Vatikan aufrufen, andere schwören, sich zu den Lefebvrianern von Ecône zu flüchten, wieder andere erklären sich zu Märtyrern und versichern trotzdem, weiterhin für den regierenden Papst zu beten“.

Das „Problem ist wieder einmal das Zweite Vaticanum“. Papst Franziskus hätten sich zwei Wege aufgetan, so Matzuzzi. Er hätte den Dialog wählen, oder „manu militari“ eine Treueerklärung aufzwingen können.

„Im Unterschied zu dem, was früher einmal geschehen ist, wurde der zweite Weg gewählt – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.“

Die „alternative“ Lesart sei, daß man „vielleicht Klarheit suchte“. Die Zeit der Verhandlungen und des Schwankens sei vorbei: „Man hat zu gehorchen“ und basta.

„Die Gläubigen des überlieferten Ritus werden faktisch ausgegrenzt im Namen einer Flurbereinigung der nicht angepaßten und – in einigen Fällen – gegnerischen Teile der Konzilskirche.“

Es falle schwer, so Matzuzzi, ernsthaft annehmen zu können, daß eine Maßnahme, wie die am vergangenen Freitag veröffentlichte, „Ruhe in eine Kirche bringen wird, die jeden Tag neue Fronten eröffnet: die deutsche Synode, die US-amerikanischen Mauern, China, die Prozesse gegen angeklagte Kardinäle.“ 

„Da fehlte nur noch die lateinische Messe.“

Quelle: katholisches, G. N. Bild: Vatican.va (Screenshot)

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