26.05.2018 – Samstag der 7. Woche im Jahreskreis

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt
1. Predigt zu Christi Geburt

Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind

Ein Kind ist uns geboren: der Gott der Herrlichkeit hat in Demut nicht nur den irdischen Leib der Sterblichen angenommen, sondern auch noch das Lebensalter von Kindern, das gekennzeichnet ist von Schwachheit und Kleinheit. O seliges Kindsein, deine Schwachheit und Arglosigkeit sind kraftvoller und weiser als alle Menschen! Hier vollbringt doch Gottes Kraft – durch unsere menschlichen Bedingungen hindurch – ihr göttliches Werk. Ja, die Schwachheit dieses Kindes triumphiert über den Herrscher dieser Welt. Sie löst unsere Fesseln und führt uns heraus aus unserer Gefangenschaft. Die Schlichtheit dieses Kindes, die stumm und sprachlos erscheint, macht die Zungen der Unmündigen beredt; sie lässt sie in den Sprachen der Menschen und Engel reden […] Dieses Kind scheint unwissend zu sein, aber es lehrt Menschen und Engel Erkenntnis: es ist wirklich […] die Weisheit Gottes und sein Logos, sein Wort.

O heilige, liebenswürdige Kindheit, du gibst den Menschen die wahre Unschuld zurück, mit der jedes Lebensalter zu einer glückseligen Kindheit zurückfinden und dir gleichförmig werden kann: nicht an körperlicher Zartheit, aber doch an Demut des Herzens und an Liebenswürdigkeit des Benehmens. Ihr Söhne Adams, die ihr euch so groß dünkt – wenn ihr euch nicht ändert und nicht werdet wie dieses Kind, könnt ihr mit Sicherheit nicht in das Himmelreich kommen. Dieses Kind sagt: „Ich bin die Tür zum Himmelreich“. Wenn die großen Erwachsenen ihren Rücken nicht beugen, können sie durch diese niedrige Tür nicht hineinkommen.

(Vgl.: Jes 9,5; 1 Kor 1,24; Joh 12,31; Weish 10,21; 1 Kor 13,1; Ps 93(94),10; Mt 18,3-4; Joh 10,9)

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