‚…und diese zarten Hände sind mir nicht mehr genug‘

Kardinal Víctor Manuel Fernández

Weitere Essays des Präfekts der Glaubenskongregation, Kardinal Fernández, sind aufgetaucht. Auch sie enthalten eine problematische Verquickung zwischen Sexualität und Spiritualität.

Es wird nicht ruhig rund um Kardinal Victor Manuel Fernández: Schon wieder sind einige Texte aufgetaucht, die ein Bild von seiner Persönlichkeit zeichnen, die es fraglich scheinen lassen, ob er geeignet ist, hohe Ämter in der katholischen Kirche zu bekleiden. Sein Buch „La Pasión Mistica“ (1998), das unter anderem eine problematische Sexualisierung der Spiritualität enthält, hatte Fernández als Jugendfehler heruntergespielt und sich davon distanziert.

Was er nicht erwähnte: Noch Jahre später veröffentlichte er theologische Essays, in denen er sein Konzept einer „erotischen Mystik“ weiter vertrat, etwa im Essay „Para Liberarte de la Ansiedade y de la Impaciencia“, der 2004 publiziert wurde. Davon berichtet das Portal „Daily Compass“. Auf Seite 13 dieses Essays spricht Fernández über das Wort Gottes, das uns einlade innezuhalten „bei jeder Sache, jeder Person, jedem kleinen Vergnügen, jeder Aktivität“.

Erneut stellt er seine These vom „mystischem Orgasmus“ vor: „Wenn unser ganzes Wesen in einer Richtung vereint ist, dann kommen wir zu einer wahren Begegnung, einer Verschmelzung, einer vollkommenen Einheit, und sei es auch nur für ein paar Minuten. Es handelt sich dabei nicht unbedingt um körperliche Ruhe, denn diese Erfahrung kann auch inmitten der Aufregung einer sehr intensiven Tätigkeit auftreten. Dies geschieht zum Beispiel beim Orgasmus zwischen zwei Menschen, die sich lieben.“

Ein weiterer Essay des damals 40-jährigen Fernández, ebenso aus dem Jahre 2004, zeigt ähnliche Gedanken. In „Teologia espiritual encarnada: profundidad espiritual en acción“ spricht Fernández über das Leben eines Ehepaares, wo er seine These aus seinem Buch von 1998 aufgreift und das sexuelle Vergnügen des ehelichen Aktes geistlich verquickt mit dem „vollen Leben der Auferstehung“.

Ein Absatz unter dem Titel „Innehalten“ auf Seite 86 lädt Fernández seine Leser ein, dem Beispiel Jesu zu folgen, der jedem Menschen seine volle Aufmerksamkeit geschenkt habe und interpretiert dies nach seiner Art; er empfiehlt Körperübungen, etwa bestimmte Organe zu visualisieren und zu erspüren. „Es geht darum, einzelne Organe in Ruhe zu erspüren, ohne zu beurteilen, ob diese Empfindungen gut oder schlecht sind, sondern zu versuchen, dieses Organ loszulassen und zu entspannen.“

Der Kardinal listet konkret Körperteile auf und gibt an, wo zu beginnen ist, nämlich beim Kiefer. Die Körperreise, die über Hals, Magen, Hüfte, Genitalien bis zu den Füßen führt, soll dazu beitragen, sich besser zu spüren. „Bei jedem Punkt des Körpers sollten wir eine Empfindung aufgreifen (Hitze, Brennen, Verlangen). Kein Bereich der Haut ist ohne Empfindung, selbst wenn diese sehr subtil ist.“

Um den Körper geht es auch bei seinem Essay „Por qué no termino de sanarme?“ (2002), wo es auf Seite 10 heißt, dass „ein Körper ein Zeichen setzen könne, wenn er die richtigen Kleider trägt, Kleider, die Sinneslust erwecken, indem interessante Formen betont werden, je nach Körperbau.“ Er gibt sogar einige Beispiele dafür: “Die Sinnlichkeit von gebräunten Schultern und Armen wird betont, wenn man ein T-Shirt trägt.“ Oder: „Der nackte Hals ist sinnlicher, wenn eine Halskette getragen wird.“

Fernández weiter: „Wenn man dazu noch ein gewisses Maß an Fantasie des Betrachters hinzufügt, und in einem Moment der Unzufriedenheit, wenn er bewegt werden oder etwas genießen möchte, dann kann ein Körper als etwas Beeindruckendes, Wunderbares, Unentbehrliches erscheinen“. Die persönlichen Vorlieben für eine bestimmte Art von körperlichen Merkmalen ändern sich nach Meinung von Fernández.

„In manchen Momenten meines Lebens fühle ich mich zu bestimmten Arten von Reizen hingezogen, aber in einem anderen Augenblick beginnen andere Details mich anzuziehen: In einem Moment zieht mich die Sensibilität des Augenblicks zu feinen, weißen, zarten Händen hin; in einem anderen Moment fühle ich mich mehr zu fleischigen, warmen Händen hingezogen, und diese zarten Hände sind mir nicht mehr genug. Was sollen wir also tun?“, schreibt er.

„Die einzige Möglichkeit, immer zufrieden zu sein, bestünde darin, verdorben zu werden und immer andere zu benutzen und sie zu verlassen, wenn ich sie nicht mehr brauche“, so der Autor, der die Leser jedoch auffordert, ihrer Vorstellungskraft zu vertrauen, die „das, was begrenzt ist, wie alle Geschöpfe dieser Erde, als etwas Göttliches erscheinen lassen kann“, um auf die Veränderlichkeit des persönlichen Geschmacks für Körper hinzuweisen.

Quelle: Katholische Nachrichten kath.net Bild: kath.net (Screenshot)

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