Archiv für den Monat: Dezember 2018

29.12.2018 – 5. Tag der Weihnachtsoktav

Hl. Johannes XXIII. (1881-1963) – Papst

Geistliches Tagebuch, §§ 1958–1963

„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“

Nach meiner ersten Messe am Grab des hl. Petrus, da legte der Heilige Vater Pius X. seine Hände auf mein Haupt, um mich und mein beginnendes Priesterleben zu segnen. Und nach mehr als einem halben Jahrhundert (nach genau 57 Jahren), breite ich meine Hände über die Katholiken der ganzen Welt – und nicht nur über die Katholiken – als Vater aller. […] Wie der hl. Petrus und seine Nachfolger bin ich berufen zur Leitung der ganzen Kirche Christi, der einen, heiligen, katholischen und apostolischen. Diese Worte sind allesamt heilige Worte und weisen in unvorstellbarer Weise über jegliche persönliche Selbsterhöhung hinaus; sie belassen mich vielmehr in der Tiefe meines Nichts, das erhoben ist auf die Höhe eines Dienstes, das alle menschliche Größe und alle Würde in den Schatten stellt. Als am 28. Oktober 1958 die Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche mich im Alter von 77 Jahren zum Oberhaupt der ganzen Herde Christi erwählten, verbreitete sich die Überzeugung, dass ich ein Papst des provisorischen Übergangs sein werde. Stattdessen stehe ich bereits vor dem vierten Jahre meines Pontifikates und blicke auf ein umfangreiches Programm, auf dessen Durchführung die ganze Welt blickt und wartet. Was mich angeht, so geht es mir wie dem hl. Martin: „Er fürchtete den Tod nicht, aber er weigerte sich nicht, zu leben.“ Ich muss mich immer bereithalten, auch plötzlich zu sterben und nur so lange zu leben, wie es dem Herrn gefällt, mich hier unten zu lassen. Ja, immer. An der Schwelle des achtzigsten Lebensjahres muss ich bereit sein: entweder zu sterben oder zu leben. Und in dem einen wie in dem anderen Fall habe ich auf meine persönliche Heiligung zu achten. Nachdem man mich überall „Heiliger Vater“ nennt, als wäre dies mein erster Titel, nun ja, dann muss ich und will ich es auch wirklich sein.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

Tagesevangelium – 29.12.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas – Lk 2,22-35

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

Gefeiert am 28. Dezember

Hl. Unschuldige Kinder

An diesem Tag steht das Gedenken an die in Betlehem nach dem Bericht des Matthäusevangeliums (2, 16) auf Geheiß von König Herodes ermordeten Kinder im Mittelpunkt. Die Tradition nimmt an, dass es sich um Tausende Kinder gehandelt habe, bis hin zur symbolischen Zahl 144.000 (nach Offbarung 7, 4 und 14, 1); die armenische Kirche verehrt 462 unschuldige Kinder. Historiker gehen aber in Anbetracht der Größe Betlehems von weit weniger Kindern aus. genannt werden etwa 6-20.

Erstmals bei Irenäus von Lyon wurden die Kinder als Märtyrer verehrt. Auch Cäsarius von Arles und Augustinus haben die kindlichen Märtyrer gerühmt. In einem Kalender aus Verona Ende des 5. Jahrhunderts, dann 505 in einem Kalender aus Karthago, (heute ein Vorort von Tunis) wird der Gedenktag im Anschluss an Weihnachten genannt. Sie sind Märtyrer, Blutzeugen Christi, weil sie – wenn auch unwissend – mit ihrem Tod den neugeborenen Messias bezeugten, den Herodes mit ihrer Ermordung treffen will. Als „Erstlingsgabe für Gott und das Lamm“ genießen sie die Freude des Himmels und loben Gott, wie in Psalm 8,3 ausgedrückt: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Gegnern zum Trotz“, auch wird die folgende Stelle aus dem Propheten Jeremia (31,15) auf die ermordeten Kinder bezogen, so bereits vom Evangelisten Matthäus selbst (2,17-18): „Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen, Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, um ihre Kinder, denn sie sind dahin.“ Beide Texte verwendet das Stundengebet als Antiphonen in den Laudes zum Fest der Unschuldigen Kinder.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

28.12.2018 – Fest der unschuldigen Kinder

Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein] (1891-1942)

Karmelitin, Märtyrerin, Mitpatronin Europas

Fest der unschuldigen Kinder „Gefährten des Lammes“: „Sie folgen dem Lamm, wohin immer es geht“ (Offb 14,4)

Wohin es uns auf dieser Erde führen will, das wissen wir nicht und sollen wir nicht vor der Zeit fragen. Nur das wissen wir, dass denen, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Guten gereichen. Und ferner, dass die Wege, die der Heiland führt, über diese Erde hinausgehen. O admirabile commercium! Creator generis humani, animatum corpus sumens, largitus est nobis suam Deitatem. [O wunderbarer Tausch! Der den Menschen erschuf, nimmt menschliches Leben an […] und schenkte uns sein göttliches Leben (Antiphon in der Weihnachtszeit)]. Zu diesem wunderbaren Tauschhandel ist ja der Erlöser auf die Welt gekommen. Gott ward ein Menschenkind, damit die Menschenkinder Gotteskinder werden könnten. […] Gotteskind sein heißt an Gottes Hand gehen, Gottes Willen, nicht den eigenen Willen tun, alle Sorgen und alle Hoffnung in Gottes Hand legen, nicht mehr selbst um sich und seine Zukunft sorgen. Darauf beruhen die Freiheit und Fröhlichkeit des Gotteskindes. […] Gott ist Mensch geworden, um uns an seinem Leben aufs neue Anteil zu geben. […] Die menschliche Natur, die er annahm, gab ihm die Möglichkeit zu leiden und zu sterben. […] Leiden und sterben muss jeder Mensch. Aber wenn er lebendiges Glied am Leibe Christi ist, dann bekommt sein Leiden und Sterben durch die Gottheit des Hauptes erlösende Kraft. […] In der Nacht der Sünde strahlt der Stern von Bethlehem auf. Auf den Lichtglanz, der von der Krippe ausgeht, fällt der Schatten des Kreuzes. Das Licht erlischt im Dunkel des Karfreitags, aber es steigt strahlender auf als Gnadensonne am Auferstehungsmorgen. Per passionem et crucem ad resurrectionis gloriam ist der Weg des fleischgewordenen Gottessohnes. Mit dem Menschensohn durch Leiden und Tod zur Herrlichkeit der Auferstehung ist der Weg für jeden von uns, für die ganze Menschheit.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

Tagesevangelium – 28.12.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 2,13-18

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig, und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

Adeste Fideles

lateinisch

Adeste fideles, laeti triumphantes,
Venite, venite in Bethlehem.
Natum videte regem angelorum:
Venite adoremus, venite adoremus,
Venite adoremus Dominum!

En grege relicto, humiles ad cunas
Vocati pastores approperant.
Et nos ovanti gradu festinemus:
Venite adoremus, venite adoremus,
Venite adoremus Dominum!

Aeterni Parentis splendorem aeternum
Velatum sub carne videbimus.
Deum infantem, pannis involutum,
Venite adoremus, venite adoremus,
Venite adoremus Dominum!

Pro nobis egenum et foeno cubantem
Piis foveamus amplexibus.
Sic nos amantem quis non redamaret?
Venite adoremus, venite adoremus,
Venite adoremus Dominum!

deutsch

Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder
und kommet, o kommet nach Bethlehem.
Christus, der Heiland, stieg zu uns hernieder.
Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten;
Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.

O sehet, die Hirten eilen von den Herden
und suchen das Kind nach des Engels Wort.
Geh’n wir mit ihnen, Friede soll nun werden:
Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten;
Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.

Der Abglanz des Vaters, Herr der Herren alle,
ist heute erschienen in unserm Fleisch:
Gott ist geboren als ein Kind im Stalle.
Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten;
Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.

Kommt, singet dem Herren, singt, ihr Engelchöre.
Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen.
Himmel und Erde bringen Gott die Ehre:
Kommt, lasset uns anbeten; Kommt, lasset uns anbeten;
Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn.

englisch

O come, all ye faithful, joyful and triumphant,
O come ye, O come ye, to Bethlehem.
Come and behold Him, born the King of angels;

O come, let us adore Him,
O come, let us adore Him,
O come, let us adore Him,
Christ the Lord.

True God of true God, Light from Light Eternal,
Lo, He shuns not the Virgin’s womb;
Son of the Father, begotten, not created;

Sing, choirs of angels, sing in exultation;
O sing, all ye citizens of heaven above!
Glory to God, all glory in the highest;

See how the shepherds, summoned to His cradle,
Leaving their flocks, draw nigh to gaze;
We too will thither bend our joyful footsteps;

Lo! star led chieftains, Magi, Christ adoring,
Offer Him incense, gold, and myrrh;
We to the Christ Child bring our hearts’ oblations.

Child, for us sinners poor and in the manger,
We would embrace Thee, with love and awe;
Who would not love Thee, loving us so dearly?

Yea, Lord, we greet Thee, born this happy morning;
Jesus, to Thee be glory given;
Word of the Father, now in flesh appearing.

italienisch

Venite, fedeli, l’Angelo c’invita,
Venite, venite a Betlemme.
Nasce per noi Cristo salvatore.
Venite adoriamo, venite adoriamo,
Venite adoriamo il Signore Gesù.

La luce del mondo brilla in una grotta:
La fede ci guida a Betlemme.
Nasce per noi Cristo salvatore.
Venite adoriamo, venite adoriamo,
Venite adoriamo il Signore Gesù.

La notte risplende, tutto il mondo attende.
Seguiamo i pastori a Betlemme.
Nasce per noi Cristo salvatore.
Venite adoriamo, venite adoriamo,
Venite adoriamo il Signore Gesù.

Il Figlio di Dio, Re dell’universo
Si è fatto bambino a Betlemme.
Nasce per noi Cristo salvatore.
Venite adoriamo, venite adoriamo,
Venite adoriamo il Signore Gesù.

Sia gloria nei cieli, pace sulla terra,
Un angelo annuncia a Betlemme.
Nasce per noi Cristo salvatore.
Venite adoriamo, venite adoriamo,
Venite adoriamo il Signore Gesù.

Gefeiert am 27. Dezember

Hl. Johannes – Apostel, Evangelist, Märtyrer

* in Bethsaida, heute der Hügel Et-Tell bei Ad Dardara in Syrien
† um 101 (?) in Ephesus, heute Ruinen bei Selçuk in der Türkei (?)

Über den Apostel Johannes, nach der Überlieferung Verfasser des vierten Evangeliums und dreier Briefe, sind wir aus der Hl. Schrift gut unterrichtet.  Er wurde als Sohn des Fischers Zebedäus und seiner Frau Salome in Betsaida in Galiläa geboren und wurde wie sein Bruder Jakobus ebenfalls Fischer. Johannes war zuerst Jünger des Täufers, dann folgte er Jesus. Die Berufungsgeschichte Johannes` und seines Bruders finden wir zusammen mit der Berufung von Simon  (Petrus) und Andreas z.B. bei Mt 4, 18-22. Johannes hatte wie sein Bruder ein heftiges Temperament, Jesus nannte die beiden „Donnersöhne“ (Mk 3,17). Viele Stellen im Neuen Testament weisen darauf hin, dass Johannes mit seinem Bruder Jakobus und Petrus eine Sonderstellung unter den Aposteln einnahm. Die drei waren dabei, als Jesus die Tochter des Jairus auferweckte (Mk 5,37; Lk 8,51), Jesus nahm sie mit auf den Berg zu seiner Verklärung (z.B. Mt 17,1 ff) und auch zur Stätte seiner Todesangst im Garten Getsemani (z.B. Mk 14,33). Auch Paulus spricht in seinem Brief an die Galater (2,9) von den drei Aposteln als den Säulen der Kirche.

Das liebliche Bild von Johannes in der Kunst geht aber zurück auf den im Johannesevangelium häufig gebrauchten Ausdruck „der Jünger, den Jesus liebte“,  worunter die Tradition Johannes selbst verstanden hat, der sich so charakterisieren wollte. Man nennt  daher Johannes auch den „Lieblingsjünger“, und dabei haben wir sicher oft das Bild vor Augen, das die sogenannte Johannesminne darstellt, also eine besondere Nähe zwischen Jesus und Johannes, der „an der Brust Jesu ruhte“.  Man saß allerdings damals nicht auf Stühlen beim Tisch, sondern lag auf einen Ellenbogen gestützt, halb quer auf einer Art Liege, wobei der Oberkörper dem Tisch zugewandt war, die Füße nach rückwärts lagen. Wenn Johannes den Platz neben Jesus hatte und mit ihm sprechen wollte, musste er seinen Kopf Jesus zuneigen, sodass er der Brust Jesu nahekam. In Joh 13, 21-30, wo Jesus den Verräter ankündigt, gibt Petrus dem Johannes ein Zeichen, er solle Jesus fragen, wer es ist: „Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte: Herr, wer ist es?“ (Joh 13,25). Doch auch wenn Jesus kaum Johannes in seinen Armen gehalten hat, wie uns die Kunst vorstellt, zeigt die Szene doch ein besonderes Vertrauensverhältnis, sonst hätte Petrus den Herrn ja auch selbst fragen können. Noch deutlicher zeigt sich das besondere Vertrauen, das Je­sus zu Johannes hatte, darin, dass er ihm sterbend seine Mutter anvertraute (Joh 19, 26-27); Johannes war als einziger der Jünger Jesu nach dessen Festnahme gefolgt und als einziger unter dem Kreuz zu finden.  Im nachträglich angefügten Schlusskapitel des Johannesevangeliums (Kap. 21) gibt es noch einmal eine Besonderheit, Johannes betreffend. Nach dem Dialog Jesu mit Petrus, in  dem er ihm den Auftrag gibt: „Weide meine Schafe“ und die Voraussage des Märtyrertodes Petri (Joh 21, 15-19) fragt Petrus, was mit Johannes sei, aber Jesus wehrt ab: „Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an?“ Und weiter heißt es „Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht.“ (Joh 21,23), doch das hatte Jesus nicht gesagt, wie ausdrücklich betont wird.

Über das spätere Schicksal des Johannes ist wenig Sicheres bekannt. Irenäus von Lyon, ein Schüler des Märtyrerbischofs Polykarp von Smyrna, berichtet, dass Polykarp den Apostel Johannes noch gehört habe. Johannes soll Irenäus zufolge im 3. Regierungsjahr des Kaisers Trajan in Ephesus gestorben sein, wo er auch vorher viele Jahre gelebt hatte. Trajan regierte von 98-117, also wäre Johannes um das Jahr 100 gestorben. Eine andere Überlieferung sagt, Johannes sei von Kaiser Domitian (81-96) auf die Insel Patmos verbannt worden und habe dort die Offenbarung geschrieben. Die Darstellung des Johannes auf Patmos, wie er die Offenbarung empfängt und niederschreibt, finden wir oft in der Malerei dargestellt. Es ist denkbar, dass Johannes nach der Rückkehr aus seiner Verbannung bis zu seinem Tod in Ephesus gelebt hat.

Das Johannesevangelium unterscheidet sich in verschiedener Hinsicht von den anderen drei Evangelien. Johannes ist der „theologischste“ der drei Evangelisten. Klemens von Alexandria nannte sein Evangelium sogar das „pneumatische“ (geistige) Evangelium. Darum hat auch Johannes als Symboltier den Adler (Matthäus: Mensch, Markus: Löwe, Lukas: Stier; die Symbole gehen zurück auf eine Vision des Propheten Ezechiel, Ez 1,10,  und des Sehers in der Offenbarung, Offb 4,7). In einem Prolog zeigt er Jesus als Gottes ewiges Wort, das seit jeher beim Vater war, bringt also die Ewigkeit der Existenz Jesu am deutlichsten zum Ausdruck (Joh 1,1-17); diese Wahrheit scheint auch im ganzen Johannesevangelium immer wieder auf, z. B. auch in dem Satz Jesu, an dem seine Zuhörer Anstoß nahmen, weil er für sie blasphemisch (gotteslästerlich) klingen musste, war doch das „Ich bin“ der Name Gottes, der Mose beim brennenden Dornbusch offenbart wurde: „Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh 8, 58). Mehr als anderswo gibt es Reden der Selbstoffenbarung Jesu, und etwas Besonderes sind auch Jesu Abschiedsreden vor seinem Leiden.

Die „Offenbarung des Johannes“, das letzte Buch des Neuen Testaments und damit der Bibel überhaupt, ist mit Sicherheit von einem Mann namens Johannes geschrieben worden, der in der Tradition mit dem Apostel Johannes gleichgesetzt wurde, aber unter Theologen wird, besonders seit dem 19. Jahrhundert, Johannes Verfasserschaft bezweifelt; theologische Aussagen, Sprache und Stil seien zu verschieden. Da wir aber einerseits über diesen erschlossenen „anderen“ Johannes nichts Sicheres wissen, andererseits die Offenbarung eine Schrift ganz eigenen Charakters ist, die nicht in der Art von Briefen oder auch der Evangelien geschrieben werden kann, ist im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, auch diese Schrift dem Apostel Johannes zuzuschreiben.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

27.12.2018 – Fest des Hl. Johannes, Apostel und Evangelist

Hl. Petrus Damiani (1007-1072) Einsiedler, dann Bischof und Kirchenlehrer

Hl. Johannes, der Lieblingsjünger

Es ist gerecht und gut, dass der Jünger, der von Christus mehr geliebt wurde als alle anderen Sterblichen, auch von den Freunden Christi besonders geliebt wird; zumal Johannes uns so viel Liebe gezeigt […] mit uns den Reichtum des ewigen Lebens geteilt hat, den er selbst empfangen hatte. Ihm sind in der Tat von Gott die Schlüssel zur Weisheit und Erkenntnis gegeben worden (Lk 11,52) […] Der von Gott erleuchtete Geist des Johannes hat die unvergleichliche Tiefe der göttlichen Weisheit erfasst, als er während des heiligen Letzten Abendmahls an der Brust des Erlösers ruhte (Joh 13,25). Und weil im Herzen Jesu „alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen“ sind (Kol 2,3), ist das der Ort, woraus er schöpfen konnte, und von woher er unser Elend der Armen sehr bereichert hat, indem er die an ihrer Quelle geschöpften Güter zum Heil der ganzen Welt weit ausgebreitet hat. Da dieser selige Johannes von Gott auf so wunderbare Weise spricht, die mit keinem anderen unter den Sterblichen vergleichbar ist, ist es richtig, dass sowohl die Griechen wie die Römer ihm den Titel „Theologe“ verliehen haben. Maria ist „Theotokos“, weil sie wirklich Gott geboren hat. Johannes ist „Theologos“, weil er auf eine unbeschreibliche Weise erkannt hat, dass das Wort Gottes vor aller Zeit beim Vater war und dass es [das Wort] Gott war (Joh 1,1), und weil er mit so erstaunlicher Tiefgründigkeit davon berichtet hat.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

Tagesevangelium – 27.12.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 20,2-8

Am ersten Tag der Woche lief Maria von Magdala schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé