Die wahre Bedeutung und das Verständnis des Messopfers

Die Heilige Messe im überlieferten Ritus wird erneut geknebelt und verfolgt. Nur kurz währte die Verschnaufpause.

Die geknebelte Heilige Messe: von Padre Pio bis Papst Franziskus

Es ist für einen Gläubigen unserer Tage nicht leicht zu verstehen, was die Heilige Messe wirklich und umfassend ist. Der Grund dafür ist leicht zu erklären: Die durch die liturgische Bewegung reformierte, besser gesagt, revolutionierte Heilige Messe – angeführt von Msgr. Annibale Bugnini, der im Ruch der Freimaurerei starb –, die ab dem ersten Adventssonntag, das heißt, dem 30. November 1969, zelebriert wurde (am 3. April 1969 hatte Paul VI. die Apostolische Konstitution Missale Romanum veröffentlicht, die zwei Dokumente zur Reform des Meßritus promulgierte: die Institutio generalis missalis Romani und den neuen Ordo Missæ, d. h. den neuen Text der Messe und die dazugehörigen Rubriken), ist eine verstümmelte und lehrmäßig toxische Eucharistiefeier. Sie bezieht sich auf die Erinnerung an das letzte Abendmahl und nicht auf das heilige Opfer, das sich regelmäßig und unblutig auf dem Altar erneuert.

Darüber hinaus wird der Gläubige, abgelenkt durch den Priester, der dem Volk zugewandt ist, durch die ihn umgebende Versammlung, durch die Laien-Lektoren/Animateure am Ambo, durch die „Geselligkeit“, die rund um die ganze Gemeinde erzeugt wird … und durch andere liturgische Mißbräuche (einschließlich der Tatsache, den Leib unseres Herrn, ohne vor Ihm niederzuknien, einfach in die Hände zu nehmen) mit dem Novus Ordo nicht mehr in die Lage versetzt, das Wesen der Heiligen Messe wahrzunehmen: Ein zweitausendjähriger Ritus, der nicht am grünen Tisch konstruiert, sondern um den Altar gewachsen ist. Und genau um diesen Altar herum wurden Kirchen, Abteien, Heiligtümer, Klöster … Städte, Dörfer, Weiler errichtet.

Der Priester war, seit jeher, auch in den antiken und heidnischen Kulturen, derjenige, der Opfer brachte und sich dem Himmel zuwandte, aber niemals den Menschen. So galt es auch für die monotheistische jüdische Religion, die Religion, die den Messias erwartete.

  • Der Zweck der Heiligen Messe besteht darin, Gott in Seinem Leib und Seinem Blut anzubeten, die dem Gläubigen durch den Sohn geschenkt werden, um ihn aus Sünde und ewiger Verdammnis zu retten.
  • Der zweite Zweck besteht darin, Gott für alles zu danken, was wir von Ihm empfangen, insbesondere für die göttliche Hostie, wenn Christus selbst in uns kommt.
  • Der dritte Zweck ist der der Versöhnung, der die Wiedergutmachung des Schmerzes zum Ziel hat, den wir dem Einen und Dreieinigen Gott zufügen, wenn wir uns durch Sünden von unserer einzigen Erlösung entfernen, und nur Jesus Christus durch Sein Opfer für unsere Gott angetanen Beleidigungen würdig sühnen kann. Die Heilige Messe ist das Sühneopfer, weil sie in der Eucharistie Christus selbst als Opfer vergegenwärtigt, mit Seinem hingegebenen Leib und Seinem vergossenen Blut, um unsere Sünden wegzuwaschen. „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26, 28).
  • Der vierte Zweck der Heiligen Messe ist die Fürbitte: der Akt, Gott anzuflehen, Ihm unsere Gebete darzubringen: Jesus Christus lebt für uns und tritt für uns ein, indem Er dem Vater Sein Leiden und Seinen Tod am Kreuz darbringt, durch den Er die Sünden all derer gekreuzigt hat, die sich wegen Seiner Liebe bekehren.

So versteht man, daß die Heilige Messe eine ernste, äußerst ernste Angelegenheit ist.

Dieser Ernst wird mit dem neuen und revolutionären Ritus nicht mehr deutlich, der perfekt zur neuen Lehre paßt, die die Welt umarmt anstatt der einzigen Wahrheit, die von Jesus Christus persönlich geoffenbart und den Aposteln vermittelt und von diesen in der Überlieferung an die ersten Bischöfe und Priester, die Kirchenväter, Päpste, Heiligen weitergegeben wurde, Jahrhundert für Jahrhundert … bis zur modernistischen Häresie, die 1907 vom heiligen Pius X. verurteilt wurde, aber in das jüngste Konzil, dem von 1963–1965 , eingedrungen ist, das die Fehler nicht mehr verurteilte, sondern die ganze Kirche aufforderte, auf diese zuzugehen, bis sie von ihnen berauscht wurde. Daher kommen die aktuellen Früchte: die Verwirrung so vieler Gläubiger, der massive Aderlaß der Seminare, Klöster und Kirchen, die Zerstörung der Familien, auch der sogenannten „katholischen“, die Erfolglosigkeit und das Elend der heutigen „katholischen Erziehung“.

Die Heilige Messe aller Zeiten, die von wenigen verteidigt wurde, aber dennoch überlebte, brachte trotz der Verfolgungen weiterhin Priester und Gläubige hervor und wurde dann 2007 von Benedikt XVI. freigegeben. Nach 14 Jahren der kräftigen Vitalität des Vetus Ordo, in denen sowohl Klerus als auch Gläubige die Reihen eines alten, aber immer neuen Ritus auffüllten, um ein Wort des heiligen Augustinus zu paraphrasieren, und die uns die Augen für das öffneten, was in den vergangenen Jahrzehnten in der Kirche geschehen ist, in der es immer weniger Berufungen und Praktizierende gibt, bleibt dieser Ritus ein Stein des Anstoßes und wird erneut ins Herz getroffen. Papst Franziskus sagt in seinem Dokument Traditionis custodes ausdrücklich, daß das Motu proprio Summorum Pontificum seines Vorgängers nutzlos, ja, schädlich war. Mit Sicherheit war es schädlich für jene Kirche, die den „Rauch Satans in den Tempel Gottes“ (Paul VI., Predigt zum Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 1972) eindringen hat lassen.

Selbst Papst Paul VI., der 1970 das Missale Romanum nach den Angaben des Zweiten Vatikanischen Konzils promulgierte, gewährte persönlich Pater Pio da Pietrelcina (1887–1968) den Indult, die Heilige Messe auch weiterhin öffentlich nach dem Ritus des heiligen Pius V. zelebrieren zu können, obwohl ab der Fastenzeit 1965 die erste Liturgiereform in Kraft war. Der heilige Pater Pio hatte seine guten Gründe, weshalb er darum ersuchte: Die Messe aller Zeiten war vollkommen mit der Lehre aller Zeiten verbunden. Lex orandi und lex credendi sind im Vetus Ordo eine untrennbare Einheit – das gilt auch für den Novus Ordo.

Die Kirchen sind heute immer leerer und schließen sogar ihre Türen, weil ihnen der Priesternachwuchs fehlt; nicht so ist es, wo der Katechismus aller Zeiten weitergegeben und die Messe aller Zeiten zelebriert wird.

Pater Pio sagte:

„Fragt einen Engel, was eine Messe ist, und er wird euch wahrheitsgemäß antworten: Ich verstehe, was sie ist und warum sie zelebriert wird, aber ich erfasse nicht ihren ganzen Wert. Ein Engel, tausend Engel, der ganze Himmel, wissen das und denken so“ (Pater Tarcisio da Cervinara: La Messa di padre Pio, Edizioni La Casa Sollievo della Sofferenza, San Giovanni Rotondo 1977, S. 41).

Er sagte auch, daß die Heilige Messe Gott „unendliche Ehre“ schenkt, und wer daran teilnimmt, so viele „Wohltaten“ empfängt, daß sie „nicht aufgezählt werden können“ und erst im Paradies verstanden werden (Cleonice Morcaldi: La mia vita vicino a Padre PioDiario intimo spirituale, Edizioni Dehoniane, Rom 2000, S. 187). Darüber hinaus erklärte er, daß es auf der Welt einfacher sei, ohne die Sonne auszukommen als ohne die Heilige Messe (Nello Castello/Attilio Negrisolo: Il beato Padre Pio miracolo eucaristico, San Paolo, Cinisello Balsamo 2000, S. 28).

Bei der von Pater Pio zelebrierten Messe strömten die Gläubigen von überall her, sogar aus dem Ausland. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in San Giovanni Rotondo zelebrierte Pater Pio um 12:00 Uhr, aber sehr bald – wegen der Verfolgungen unter den Pontifikaten von Papst Pius XI. und Johannes XXIII. – wurde er angewiesen, summo mane zu zelebrieren, weshalb er für einige Zeit um 4 Uhr morgens zelebrierte. Erst in den letzten Jahren begann die Heilige Messe um 5:00 Uhr. Abgesehen von der für Pilger wenig geeigneten Uhrzeit bestand die andere Schwierigkeit darin, daß es in jener Gegend an Hotels und Unterkünften mangelte. Pilger mußten sich provisorische Unterkünfte bei Familien suchen, die ihnen Aufnahme gewährten und deren Betten sie mindestens einen Monat vorher reservieren mußten. Aber nichts konnte die Gläubigen entmutigen, die herbeiströmten, um den Heiligen Messen beizuwohnen, die von Pater Pio zelebriert wurden. Zahlreich sind die Zeugnisse, aus denen man schöpfen kann, um zu verstehen, wie der heilige Kapuziner das heilige Opfer des Altars zelebrierte: Sie sind eine authentische Photographie davon, wie der heilige Priester an seinem eigenen Leib (er, stigmatisiert wie der heilige Franz von Assisi und erster Priester der Kirchengeschichte, der es war) das Leiden und den Tod Christi lebte.

Die im Katechismus gelehrten Glaubenswahrheiten wurden in den Köpfen und Herzen der Teilnehmer lebendig, die durch die Vermittlung des heiligen Priesters sich selbst und die ganze Welt im Passionsdrama wiederfanden. Die Zeugnisse stimmen darin überein, daß die Zeit während der Zelebration stillzustehen schien, sie zählte nicht mehr.

„Pater Pio repräsentiert nicht das Drama eines anderen. Er und Christus sind innig vereint: ‚Vivo ego, iam non ego…‘ […] Es scheint, daß er die ganze Welt in diesem Akt des Opferns versammelt. […] Die Minuten vergehen wie Blutstropfen. Ich verstehe sofort, daß wir mit der Messe am Ewigen teilhaben. Das Geheimnis des Kreuzes entzieht sich der Dauer der Zeit, weil dieser gequälte Mensch Gott ist. Auf unaussprechliche und für unsere Intelligenz unzugängliche Weise ist der Kalvarienberg in jeder Messe gegenwärtig und wir sind auf dem Kalvarienberg gegenwärtig. Eine Wahrheit, die zu sehr vergessen wird von unseren rastlosen und wankelmütigen Seelen!“ (Schwester M. Immacolata Savanelli FI: Partecipare alla Messa di Padre Pio, in: Il Settimanale di Padre Pio, Nr. 3, 20. Januar 2019).

Die Heilige Messe, die weiterhin geknebelt und verfolgt wird, aber weiterhin existiert und nicht abgeschafft ist, die die heilige Liturgie unauflöslich mit dem heiligen Depositum fidei der kirchlichen Tradition verbindet, bietet den wahren Sinn des heiligen Altaropfers und des höchsten Gutes, an das wir uns halten können. Selbst die Kinder fühlen sich davon angezogen und verharren in religiöser Stille vor dem sich vollziehenden Mysterium, weil Gesten, Weihrauch, Gewänder, geistliche Musik und heilige Formeln zu einer einzigen Wirklichkeit hinführen, der himmlischen, die die Gnade mit unserer Natur vereint.

*Cristina Siccardi, Historikerin und Publizistin, zu ihren jüngsten Buchpublikationen gehören „L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II“ (Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Veränderungen und Ursachen, 2013); „San Pio X“ (Der heilige Pius X. Das Leben des Papstes, der die Kirche geordnet und reformiert hat, 2014); „San Francesco“ (Heiliger Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Gestalten der Geschichte, 2019).

Quelle: Cristina Siccardi / katholisches, G. N. Bild: Corrispondenza Romana

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