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Papst bei Generalaudienz: An Menschlichkeit wachsen
Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch hat Leo XIV. dazu eingeladen, der Ich-Bezogenheit eine Absage zu erteilen und das Mitgefühl mit unserem Nächsten in den Mittelpunkt zu stellen. „Gerade die Eile, die in unserem Leben so allgegenwärtig ist, hindert uns oft daran, Mitgefühl mit anderen zu empfinden,“ betonte der Papst in der Fortführung seiner Katechesenreihe zum Thema „Jesus, unsere Hoffnung“.
Bei seinen Überlegungen ging der Papst von der Frage eines Gesetzeslehrers aus, der von Jesus wissen wollte, was er denn tun müsse, um das ewige Leben zu „erben“. Jesus konfrontierte ihn daraufhin mit seinem engen und selbstzentrierten Blickwinkel vom Reich Gottes – und antwortete ihm mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter: einem Gleichnis aus dem Lukasevangelium, das uns zeige, dass es im Leben nicht so sehr um die Liebe geht, die wir empfangen, als um die, die wir geben.
Das Leben besteht aus Begegnungen, und in diesen Begegnungen zeigt sich, wer wir wirklich sind…
„Das Leben besteht aus Begegnungen, und in diesen Begegnungen zeigt sich, wer wir wirklich sind“, betonte der Papst. „Wir stehen einem anderen gegenüber, werden mit seiner Verletzlichkeit, seiner Schwäche konfrontiert, und wir haben die Wahl: kümmern wir uns um ihn oder schauen wir weg? Ein Priester und ein Levit gehen ebenfalls diesen Weg hinab. Es sind Menschen, die im Tempel von Jerusalem dienen, in einem „heiligen Raum“ leben. Doch die Ausübung des Kultes führt nicht automatisch dazu, dass man mitfühlend ist. Mitgefühl ist nämlich nicht in erster Linie eine religiöse, sondern eine menschliche Angelegenheit! Bevor wir Gläubige sind, sind wir gerufen, menschlich zu sein.“
Nur der Samariter, ein Angehöriger eines verachteten Volkes, habe innegehalten und dem Verletzten spontan und selbstlos geholfen. Das Gleichnis lade uns also ein, den eigenen Lebensweg immer wieder zu unterbrechen, um menschlich zu handeln. Und dieses Mitgefühl drücke sich durch konkrete Gesten aus.
Wörtlich sagte Papst Leo:
„Ein Samariter nähert sich, denn wenn man jemandem helfen will, kann man nicht auf Distanz bleiben, man muss sich einbringen, sich schmutzig machen, ja, sich vielleicht sogar anstecken. Er verbindet seine Wunden, nachdem er sie mit Öl und Wein gereinigt hat. Er hebt ihn auf sein Reittier, übernimmt also die Verantwortung für ihn, denn man hilft nur dann wirklich, wenn man bereit ist, die Last des Schmerzes des anderen zu tragen.“
Mitgefühl: Eine Haltung, die Zeit, Nähe und Verantwortung einschließt
Der andere sei nämlich kein Paket, „das man abgibt, sondern jemand, um den man sich kümmern muss,“ führte der Papst weiter aus und beschrieb das Mitgefühl als Haltung, die Zeit, Nähe und Verantwortung einschließt. Menschlichkeit und gelebte Nächstenliebe stünden über allen Konventionen. Wer wirklich helfen will, müsse bereit sein, sich selbst miteinzubringen– mit offenem Herzen und einem wachen Blick für die Not der anderen.
Abschließend lud Papst Leo zu folgendem Gebet ein:
„Lasst uns also beten, dass wir an Menschlichkeit wachsen, damit unsere Beziehungen wahrhaftiger und mitfühlender werden. Bitten wir das Herz Christi um die Gnade, immer mehr so zu empfinden wie er.“
Quelle: VATICAN NEWS / S. Kritzenberger