30.06.2018 – Samstag der 12. Woche im Jahreskreis

Origenes (um 185-253) Priester und Theologe

„Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen“

„Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von Neuem davon trinke im Reich meines Vaters“ (Mt 26,29). Wenn einer von euch mit reinen Ohren hört, kann er eine Ahnung gewinnen von dem unaussprechlichen Geheimnis […]: der Erlöser wartet, um mit uns Wein zu trinken; er wartet auf uns, um sich zu freuen. Wie lange wird er warten? Bis er sein Werk vollbracht hat, bis wir alle Christus unterworfen sind und Christus seinem Vater (1 Kor 15,28). Weil wir allesamt Glieder seines Leibes sind, kann man sagen, dass er irgendwie nicht unterworfen ist, solange wir nicht in einer vollständigen Unterwerfung unterworfen sind, solange ich, der letzte der Sünder, nicht unterworfen bin. Wenn er aber sein Werk vollbracht und alle Kreatur zu Vollendung gebracht hat, dann darf man sagen: „Es ist vollbracht“ in denen, die er seinem Vater unterwirft, in denen er das Werk, das sein Vater ihm anvertraut hatte, vollbracht hat, damit Gott alles in allem sei (1 Kor 15,28). Und auch die Heiligen, die uns vorausgegangen sind, warten auf uns, die wir langsam und träge sind; ihre Freude ist nicht vollkommen, solange sie noch unsere Sünden beweinen müssen. Im Brief an die Hebräer bezeugt das der Apostel Paulus, wenn er sagt: „Gott wollte, dass sie nicht ohne uns vollendet werden“ (vgl. Hebr 11,40). Sieh doch: Abraham wartet. Isaak, Jakob und alle Propheten warten auf uns, um mit uns zusammen vollkommen selig zu werden […] Wenn du heilig bist, empfindest du beim Scheiden aus diesem Leben Freude; diese Freude wird aber erst vollkommen, wenn kein Glied mehr des Leibes, den wir alle zusammen bilden sollen, fehlt. Auch du erwartest die Anderen, so wie du erwartet wirst. Wenn nun schon du, der du nur ein Glied bist, dich nicht vollkommen freuen kannst, wenn ein anderes Glied fehlt, um wie viel weniger dann unser Herr und Retter, der gleicherweise Urheber und Haupt des ganzen Leibes ist? […] Dann werden wir zu der Reife gelangt sein, von der der Apostel Paulus sagt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Dann wird unser Hoherpriester den neuen Wein trinken im neuen Himmel, auf der neuen Erde, in dem neuen Menschen, mit den neuen Menschen, mit denen, die das neue Lied singen.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

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