Don Bux: „Es sind die Muslime, die sich zu bekehren haben“

Don Nicola Bux: Das Verhältnis mancher Kirchenvertreter gegenüber dem Islam muss man als „Unterwerfung“ bezeichnen.

(Rom) Spätestens seit der Erklärung von Abu Dhabi, dem Pachamamagate, und den Projekten zur Errichtung gemeinsamer Kultstätten der sogenannten „abrahamitischen“ Religionen sind sich in der katholischen Kirche nicht mehr alle sicher, ob in Rom die Koordinaten, was das Verhältnis zum eigenen Auftrag und zu anderen Religionen betrifft, noch ganz richtig justiert sind. Klare Vorstellungen dazu hat hingegen der bekannte Liturgiker Don Nicola Bux. Es bestehe kein Zweifel, so der Vertraute von Benedikt XVI., daß es die Muslime sind, die sich bekehren müssen. Da führe kein Weg daran vorbei. Die Aufforderung zur Bekehrung gelte ausnahmslos für alle Menschen, denn allein durch Christus könne der Mensch zum Vater gelangen. Innerhalb der Kirche heiße das, daß kein Weg an der überlieferten Form des Römischen Ritus vorbeiführe, denn sie sei die Zukunft der Kirche.

Don Nicola  Bux: Auf den Reisen durch Italien und ins Ausland stelle ich immer mehr fest, daß die Bewegung der katholischen Tradition nicht aufzuhalten ist – überall, in den großen wie in den kleinen Zentren. Die Gläubigen erkennen – ich meine jene, die die katholische Wahrheit kennen und daher wissen, wie man sie von Irrtum und Häresie unterscheidet –, daß das „Mahl“ der sogenannten Pastoral ein vergifteter Fleischkloß ist, und sie reagieren, indem sie sich zusammenfinden und auf die katholische Tradition zurückgreifen, die im Katechismus und in der Liturgie bewahrt wurde, insbesondere in jener, die Benedikt XVI. freigegeben hat. Die Befreiungstheologie oder ihre Indio-Version hingegen verstärken, wie wir an den jüngst im Vatikan stattgefundenen Handlungen gesehen haben, den religiösen Relativismus – man denke an die Erklärung von Abu Dhabi –, entleeren den Glauben, lassen die Menschen zu Sekten abwandern und führen zum Götzendienst. Wer aber die katholische Lehre kennt, reagiert, indem er jenen folgt, „die den von den Aposteln überlieferten katholischen Glauben“ (Römischer Kanon), also die heilige Tradition bewahren. Sie ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigt, eine der beiden Quellen der Offenbarung. Auf sie wurde auch bei der Abfassung der Heiligen Schrift zurückgegriffen. Aus diesen beiden inspirierten Quellen ziehen wirkliche Katholiken die Normen des moralischen Lebens. Wenn die Kirchen sich leeren und die Zahl der standesamtlichen Trauungen und Lebensgemeinschaften zunimmt, bedeutet das, daß die Bischöfe und der Klerus sich nicht mit Wort und Tat um die Evangelisierung der Menschen bemühen, sondern mit der gesellschaftspolitischen Agenda, mit Migration und Klimawandel befassen, obwohl die Mehrheit der Katholiken das ablehnt, denn der erste zu stillende Hunger des Menschen ist die Sehnsucht nach Gott. Die Kirche scheint zu einem Ableger der UNO-Agenturen zu werden, die an jeder Form von Relativismus interessiert sind, und denen es gefällt, daß die Kirche nicht mehr Jesus Christus verkündet, sondern vom „einen Gott“ spricht, obwohl der von Jesus geoffenbarte Gott dreieinig ist, und sich stattdessen um die Umwelt und die Indio-Kulturen kümmert.

Frage: Sind Initiativen in Sicht?

Don Nicola Bux: Wie ich sagte, entstehen überall in großen und kleinen Zentren spontane oder stabile Zusammenschlüsse, die nach Katechese, katholischer Lehrunterweisung, Eucharistische Anbetung und heiligen Liturgien verlangen, die diesen Namen verdienen, weil sie durch den Priester in Stellvertretung Christi zelebriert werden und nicht vom Priester, der mit dem Mikrophon in der Hand die Gemeinde als eine Art Fernsehunterhalter anleitet. Die heilige Liturgie bedarf der Stille und der Anbetung, auch um den Glauben vor der Welt mit Sanftmut, Respekt und gutem Gewissen zu rechtfertigen, wie der Apostel Petrus verlangt.
Die Verfolgung innerhalb und außerhalb der Kirche nimmt zu. Deshalb müssen Katholiken den Glauben und die Vernunft verteidigen und so ihr Urteil verfeinern, das heißt, alles prüfen und das behalten, was gut ist. Jesus Christus ist aus diesem Grund in die Welt gekommen, Er hat es selbst gesagt:

„Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden“ (Joh 9,39).

Ich würde vorschlagen, daß die Bischöfe, wenn sie den Dialog und die Konfrontation lieben, eine öffentliche Debatte fördern und sich mit allen Katholiken konfrontieren sollen und nicht nur mit einem Teil, der zudem  immer irrelevant wird, weil er am linken und radikalliberalen Denken hängt.

Frage: Ist es richtig, von Traditionalismus zu sprechen, oder sollte jeder Katholik, der diesen Namen verdient, ein Verfechter der Tradition sein?

Don Nicola Bux: Wir wissen, daß –ismen abwertend sind und das Kind mit dem Bade ausschütten, wie man zu sagen pflegt. Tradition kommt aus dem Lateinischen und verweist auf eine Bewegung: tradere. Sie gibt auf eine bereicherte und immer neue Weise weiter, was wir von den Vätern erhalten. Tradition ist aber alles andere als das bloße Erhalten. Dies zeigt der Boom mit traditionellen Kochrezepten und noch in vielen anderen Bereichen. Warum aber sollte die überlieferte Liturgie plötzlich als schädlich und sogar verboten angesehen werden, wenn sie Generationen von Heiligen hervorbrachte? Wenn schon sollten sich die Bischöfe fragen, warum die neue Liturgie nach so vielen Jahren die Menschen nicht mehr anzieht und sie die Kirche verlassen. Immer weniger junge Menschen sind bei der neuen Liturgie in den Kirchen anzutreffen. Stattdessen nehmen sie an der traditionellen Liturgie teil, die sie nie gekannt haben. Dennoch gibt es absurderweise solche, die sie beschuldigen, nostalgisch zu sein. Wir müssen neue und überlieferte Dinge klug weitergeben und erneuern, aber diejenigen, die den alten Wein gekostet haben, haben ihn für gut befunden. Der Herr bekräftigt das im Lukasevangelium (5,37).“

Frage: Ist Tradition nützlich?

Don Nicola Bux: Die Tradition ist Teil der menschlichen Natur: Wir sind das, was wir erhalten haben, sowohl als DNS als auch als Fähigkeit. Dann fügen wir das Unsere hinzu. Die Kirche hätte keine zweitausend Jahre Geschichte überstanden, wenn sie den Moden hinterhergelaufen wäre. Der Modernismus ist das Gift, das auf verschiedene Weise versucht, sie zu verseuchen, aber wir müssen uns widersetzen, indem wir uns. wie es der Apostel den Römern aufträgt (12,2), nicht der Mentalität unserer Zeit angleichen. Das heißt, zu wissen, wie man das Wertvolle heraussiebt und das Gültige bewahrt (1 Thess 5,21). Es gilt die Volksmission wieder aufzugreifen und das Volk in der christlichen Lehre zu formen, damit das moralische Leben wieder auflebt.

Frage: Was halten Sie von der Tatsache, daß Papst Franziskus am Welttag der Armen alle dazu gebracht hat, Lasagne ohne Schweinefleisch zu servieren, auch die Italiener?

Don Nicola Bux: Offensichtlich hat er vergessen, daß Jesus Christus – wie es im Matthäusevangelium heißt (7,1–23) – alle Lebensmittel für rein erklärt hat. Wollen wir vor Christus zurückgehen? Die Muslime sind es, die sich bekehren müssen. Ich kenne solche, besonders im Nahen Osten, die bei uns studiert haben diesen Rückzug des Westens und bestimmter Katholiken beklagen.

Frage: Ist diese Entscheidung, wie es Socci sagte, als Unterwerfung zu sehen oder zumindest als ein Signal in diesem Sinn?

Don Nicola Bux: Alles, was gegen das Evangelium verstößt, ist ein Abfall vom Glauben, das heißt eine Distanzierung, folglich eine Unterwerfung, die zu einer weiteren Verwirrung der schwachen Christen führt, die die Evangelien nicht gut kennen und in jeder Hinsicht sklavisch jeder Mode folgen. Es ist ein Verrat an Jesus Christus. Glücklicherweise gibt es immer die Reaktion vieler, die denken, denn in der Kirche, wie Chesterton sagt, sollen wir den Hut abnehmen, aber nicht unseren Kopf.

Frage: Scheint Ihnen nicht, daß das mit der Lasagne respektlos gegenüber den Italienern war, und zumindest der gesunde Menschenverstand zwei Arten von Saucen, mit und ohne Schweinefleisch, verlangt hätte?

Don Nicola Bux: Dies ist eine Angelegenheit, die die Kirche nicht betrifft. Stattdessen ist darauf hinzuweisen, daß Tradition eine Bewegung ist, die unaufhaltsam wächst, weil sie der wahren menschlichen Natur entspricht. Man muß den noch betäubten Teilen des kirchlichen Körpers Zeit geben, um aufzuwachen. Es braucht Geduld und Widerstand. Beide Aspekte gehören zur Tugend der Standhaftigkeit, die eine Kardinaltugend ist. Carlo Maria Viganò sagte: Wenn der Papst seine Glaubensbrüder nicht im Glauben bestärkt und den katholischen Glauben nicht mit der Sendung an alle Völker verbreitet, die Christus dem  Petrus aufgetragen hat, entsteht ein großes Problem, für das zuallererst die Kardinäle und Bischöfe Verantwortung übernehmen müssen. Wir müssen uns jedoch die Worte Jesu an Petrus in Erinnerung rufen: „Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder“ (Lk 22,32). Zunächst müssen wir uns zu Jesus Christus bekehren und unsere Aufmerksamkeit von der Welt und ihren vergänglichen Moden abwenden. Stattdessen sind viele Hirten wie betäubt der Welt zugewandt. Aber die gläubigen Laien und viele katholische Priester werden sie aufwecken.“

Interview: Bruno Volpe, La Fede quotidiana
Einleitung/Übersetzung: G. Nardi
Bild: Cristianesimo Cattolico (Screenshot)

Quelle: katholisches

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