Missionarinnen der Nächstenliebe ausgewiesen

Juntachef Daniel Ortega 1986 mit Mutter Teresa von Kalkutta. Das Versprechen, das er damals der Ordensfrau gab, wurde vom nicaraguanischen Machthaber vergessen.

(Managua) Die Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa von Kalkutta wurden vom sandinistischen Ortega-Regime aus Nicaragua ausgewiesen und nach Costa Rica abgeschoben. Nicaragua steht zusammen mit Venezuela und Bolivien an der Spitze der Länder Lateinamerikas, in denen die Kirche verfolgt wird.

Vergessen sind die Tage, als Mutter Teresa 1986 zum nationalen Eucharistischen Kongreß eingeladen war und vom sozialistischen Diktator Daniel Ortega empfangen wurde, der sich mit ihr ablichten ließ und ihr ein Versprechen gab. Die Begegnung wurde vom Fotoreporter Oscar Cantarero Altamirano festgehalten.

Von 1979 bis 1990 regierte Comandante Ortega, Chef der der marxistischen Guerillaorganisation Sandinistische Befreiungsfront FSLN, Nicaragua ein erstes Mal. Damals machte er das Land zur sozialistischen Diktatur mit engen Kontakten zur Sowjetunion (und zur westeuropäischen Neuen Linken). 2006 gelang Ortega und der FSLN, die er inzwischen in eine Partei umgewandelt hatte, überraschend und diesmal demokratisch die Rückkehr an die Macht. Die bürgerlichen Parteien waren zerstritten und ein aussichtsreicher Kandidat überraschend verstorben. So war es möglich, daß Ortega mit nur 38 Prozent der Stimmen zum Staats- und Regierungschef gewählt wurde. Seither ist er fest entschlossen, die Macht nicht mehr abzugeben. Zu diesem Zweck etablierte er schrittweise ein autoritäres und repressives Regime.

Die Sandinisten arbeiteten eng mit der marxistischen Befreiungstheologie zusammen, während sie zugleich die Kirche unterdrückten. Das geschieht auch heute wieder. Während Papst Franziskus von Diktator Ortega als „Freund“ bezeichnet wird und eine Reihe von Befreiungstheologen rehabilitierte, wird die Kirche des Landes von den „Freunden“ des Papstes verfolgt.

Im März wurde der Apostolische Nuntius Waldemar Sommertag des Landes verwiesen. Nun traf das gleiche Schicksal die Missionarinnen der Nächstenliebe.

Ortega hatte 1986 Mutter Teresa von Kalkutta versprochen, die Arbeit der Missionarinnen der Nächstenliebe für die Armen und Leidenden zu unterstützen, und das Foto mit der inzwischen heiliggesprochenen Ordensfrau gerne herumgezeigt.

Am Mittwoch gab die Costaricanische Bischofskonferenz bekannt, 18 Missionarinnen der Nächstenliebe aufgenommen zu haben, die aus Nicaragua vertrieben wurden.

Das Ortega-Regime hatte zuvor das Werk der Ordensfrauen zusammen mit 100 anderen Nichtregierungsorganisationen aufgelöst und verboten. In einer Dringlichkeitssitzung hatte die Nationalversammlung, das nicaraguanische Parlament, am 29. Juni dem Vorschlag der Regierung ohne Debatte zugestimmt. Seit den nicht wirklich freien Wahlen am 7. November 2021 kontrollieren die Sandinisten 75 von 90 Parlamentssitzen.

Die Missionarinnen der Nächstenliebe unterhielten in Nicaragua einen Kindergarten, ein Heim für mißbrauchte oder verlassene Mädchen und ein Altenheim, das bereits am 15. Juni geschlossen wurde.

Laut einem Bericht der Generaldirektion für die Registrierung und Kontrolle gemeinnütziger Organisationen des nicaraguanischen Innenministeriums seien die Missionarinnen der Nächstenliebe ihren Verpflichtungen aus dem Gesetz über Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Finanzierung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen nicht nachgekommen. Ein fadenscheiniger Vorwand, unter dem auch zahlreiche andere Nichtregierungsorganisationen aufgelöst wurden, die dem Regime nicht genehm waren.

Nachdem die Ordensfrauen 35 Jahre im Land gewirkt hatten, von Ortega selbst ins Land gelassen, behauptete die jetzige Ortega-Regierung zudem, die Missionarinnen hätten nicht über die nötige Erlaubnis verfügt, einen Kindergarten und die anderen Einrichtungen zu führen. Sie hätten nur eine Erlaubnis besessen, „Nachhilfeunterricht“ zu erteilen.

In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden von den Sandinisten 858 Nichtregierungsorganisationen verboten. Anlaß war der Ausbruch einer Volksrevolte 2018 gegen die Sozialversicherungsreform, die als Putschversuch Ortegas gilt.

Seit April 2018 befindet sich Nicaragua in einer politischen und sozialen Krise. Bei den Protesten wurden Hunderte von Menschen von Polizei, Militär und sandinistischen Milizen getötet. Ortega und den Sandinisten wird Wahlbetrug und die Errichtung einer Diktatur vorgeworfen.

Auch Bischöfe gehören zu den Opfern der Repression. Ein Oberhirte, der die Regierung zu laut kritisierte, wurde von Papst Franziskus emeritiert. Eine besondere Zielscheibe des Regimes ist derzeit Bischof Rolando Álvarez von Matagalpa.

Bischof Manuel Eugenio Salazar Mora von Tilarán-Liberia in Costa Rica empfängt die vertriebenen Ordensfrauen, die in seinem Bistum vorerst Aufnahme fanden.

Quelle: katholisches, G.N. Bild: El 19/Twitter/Diocesis de Tilarán-Liberia (Screenshots)

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