„Die Wölfe schleichen um den Papstthron“

Kardinal Robert Sarah veröffentlichte am 12. April eine Hommage an den vor kurzem verstorbenen Benedikt XVI.

Kardinal Robert Sarah: „Unter dem Vorwand einer ‚synodalen Kirche‘ soll die Wahrheit zum Schweigen gebracht werden“.

(Rom) Der von Papst Franziskus emeritierte Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Robert Kardinal Sarah, prangert in seinem soeben erschienenen Buch über Benedikt XVI. an, daß unter dem Vorwand einer „synodalen Kirche“ die Wahrheit „zum Schweigen gebracht“ und Menschen ausgeschlossen werden sollen.

„Unter dem Vorwand einer ‚synodalen Kirche‘ soll die Wahrheit zum Schweigen gebracht werden“

In seinem Buch „Il nous a tant donné“ („Er hat uns so viel gegeben“), das am Mittwoch, dem 12. April, im französischen Verlag Fayard erschienen ist, fordert Kardinal Sarah dazu auf, über das Beispiel des deutschen Papstes in einer Zeit nachzudenken, in der „unter dem Vorwand einer ‚inklusiven‘ und ’synodalen Kirche‘ die Wahrheit zum Schweigen gebracht“ und Menschen „im Namen des Konsenses aus der Kirche ausgeschlossen“ werden sollen.

Mit unmißverständlichen Worten charakterisiert der hochrangige Kirchenmann eine gegenwärtige Situation in der Kirche: 

„Jede Ablehnung und jede Ausgrenzung eines als Traditionalist gebrandmarkten Bruders ist das Werk des Teufels“ 

Kardinal Sarah erinnert in dem Buch daran, wie sehr der am 31. Dezember 2022 verstorbene Benedikt XVI. Opfer einer „entfesselten Medienhetze“ und einer „Verhöhnung durch Teile der katholischen Welt“ geworden ist.

Ob gewollt oder nicht: Jeder Satz ist eine Anklage gegen das derzeitige Pontifikat

Der Kardinal stellt dieser Medienhetze und Verhöhnung nicht das gänzlich gegenteilige Verhalten derselben Medien und derselben katholischen Kreise gegenüber Papst Franziskus entgegen. Das muß er auch nicht. Es genügt, in Erinnerung zu rufen, welchen Angriffen das Pontifikat von Benedikt XVI. ausgesetzt war, um den Kontrast offensichtlich werden zu lassen.

Das neue Buch versammelt mehrere Texte des guineischen Kardinals über Benedikt XVI., den er in vielem als seinen „geistlichen Lehrer“ bezeichnet, sowie zehn Texte, die aus der Feder des 265. Papstes stammen.

Kardinal Sarah zeichnet ein Porträt des von ihm hochgeschätzten Benedikt XVI., den er als einen im Herrn „glücklichen Mann mit einer himmlischen Freude“ und „leuchtenden Augen“ beschreibt. Vor allem hebt er das Vermächtnis des deutschen Papstes im Bereich der Liturgie hervor und prangert innerkirchliche Manöver an, dieses Vermächtnis auslöschen zu wollen.

Ohne auf biografische Details einzugehen, erinnert der Kardinal an Benedikts „sanfte Stimme“, die angesichts der großen Heilsmysterien „vibrierte“. Zugleich unterstreicht der Purpurträger die „Väterlichkeit“, die Benedikt XVI. gegenüber seinen Mitarbeitern, den Kardinälen, Bischöfen, Priestern, Ordensfrauen und einfachen Menschen gezeigt hat. Er ruft Benedikts „liebevolle Autorität“ in Erinnerung, die dieser aufgrund seiner geradezu „extremen Bescheidenheit“ in größter „Diskretion“ lebte.

Benedikt XVI. vervielfachte nicht die Kardinalsernennungen, um das nächste Konklave zu beeinflussen

In diesem Sinne betont der Kardinal, daß der deutsche Papst nie „wie ein Politiker“ gehandelt habe, weil er nie wie ein solcher handeln wollte. Damit antwortet Sarah auf jene Kritiker, die dem deutschen Pontifex „politische Schwäche“ vorwerfen. Auch habe Benedikt XVI. „seine Kardinalsernennungen nicht vervielfacht, um ein zukünftiges Konklave zu beeinflussen“, obwohl er wußte, daß ein solches kurz bevorstand. Ebensowenig habe Benedikt XVI. „seine Gegner aus dem Weg geräumt“.

Ob gewollt oder nicht: Jeder Satz in der Porträtierung Benedikts XVI., den Kardinal Sarah äußert, klingt wie eine Anklage gegen Santa Marta, obwohl der derzeitige Inhaber des Petrusamtes gar nicht erwähnt wird.

Laut Kardinal Sarah war die Haltung Benedikts XVI. Ausdruck seines „mystischen Willens, in die väterliche Ausübung der Macht einzutreten“, mit der er Beispiel geben wollte „in einer Zeit, in der so viele in der Kirche wie besessen scheinen von ihren Strukturen, ihrer Zukunft und ihrer Sorge, sich der westlichen Welt anzupassen“.

Papst Benedikt XVI., so Kardinal Sarah, „erlebte jede Spaltung als eine Wunde, die seinem väterlichen Herzen zugefügt wurde“.

Die Wölfe schleichen um den Stuhl Petri

Ein weiterer Schwerpunkt des Buches bezieht sich auf den „entscheidenden Platz“, den Benedikt XVI. der Liturgie einräumte, und erinnert daran, wie sehr er „durch den Dreck gezogen“ wurde, weil er die Annäherung an die traditionsverbundenen Kräfte suchte, da er sich immer deutlicher bewußt geworden sei, daß es ohne die lebendige Anknüpfung an die Tradition der Kirche seit apostolischer Zeit nicht gehen kann.

Schließlich spricht Kardinal Sarah doch den derzeitigen Amtsinhaber auf dem Stuhl Petri an und verweist auf das Motu proprio Traditionis custodes von 2021, mit dem Franziskus den überlieferten Ritus einzuschränken versucht.

Wie es seit alters her in der Kirche üblich ist, greift er dabei Franziskus nicht an, dem er vielmehr das Buch widmet, wohl in der Hoffnung, daß der Papst, der viel liest und häufig Bücher zitiert, auch dieses Buch liest – und hört.
Kardinal Sarah verweist vielmehr auf „bestimmte Mitglieder der Römischen Kurie“, die er mit „Wölfen“ vergleicht, die um den Stuhl Petri „herumschleichen“. Er wirft dem päpstlichen Umfeld vor, wenn nicht Papst Franziskus, so aber Santa Marta: Intrigen und Strategien zu schmieden, um „die Bischöfe“ daran zu hindern, eine echte, richtige und notwendige Versöhnung mit den Gemeinschaften der Tradition umzusetzen.

Kardinal Sarah betont in seinem Vorwort, daß es in seinem Buch weder darum gehe, „Rechnungen zu begleichen“, noch dem „Spiel der Enthüllungen“ zu frönen. Sein Anliegen sei es, Benedikt XVI. zu würdigen und dessen Beispiel der Nachwelt zur Orientierung vor Augen zu stellen.

Der priesterliche Zölibat wird der Welt immer ein Ärgernis sein

Anfang 2020 hatte der Kardinal zusammen mit Benedikt XVI. das Buch „Aus der Tiefe des Herzens. Priestertum, Zölibat und die Krise der katholischen Kirche“ veröffentlicht und mit seinem Plädoyer für das Weihesakrament und den priesterlichen Zölibat entgegengesetzte Absichten nach der Amazonassynode verhindert. Die Kontroverse darüber war enorm und der Zorn von Santa Marta so groß, daß zur Vergeltung Kurienerzbischof Georg Gänswein, der persönliche Sekretär von Benedikt XVI., faktisch sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses verlor.

Im Zuge des „synodalen Prozesses“ und der Synodalitätssynode, die im kommenden Oktober stattfinden wird, zeigen sich erneut deutliche Zeichen, nun nachzuholen, was Anfang 2020 mit Hilfe von Benedikt XVI. noch verhindert werden konnte: die Zölibatsabschaffung und weitere Angriffe gegen das Weihesakrament und insgesamt die Sakramentenordnung der Kirche.

Kardinal Sarah zitiert daher im neuen Buch Benedikt XVI., der sagte, daß der priesterliche Zölibat für die Welt „immer ein Ärgernis“ sein wird, weil er auf die übernatürliche Welt verweist. Benedikt XVI. zeigte zudem auf, so der Kardinal in Anspielung auf wiederholte Kritik am Klerikalismus, daß die Eucharistie das „wahre Heilmittel gegen den Klerikalismus“ ist und nicht Formen einer „falschen Toleranz“.

Quelle: katholisches, G. N.

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