Kardinal Sarah mit Bischof Juan Rodolfo Laise

 

Kardinal Sarah und Bischof Juan Rodolfo Laise

Die traditionsverbundene Initiative Paix Liturgique veröffentlichte ein Interview mit Msgr. Juan Rodolfo Laise, dem emeritierten Bischof von San Luis in Argentinien. Bischof Laise gehört dem Kapuzinerorden an. Er wurde international bekannt, weil er der erste Diözesanbischof war, der in seinem Bistum die Handkommunion untersagte und dazu das Buch „Handkommunion“ veröffentlichte, das in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. 2001 wurde Bischof Laise aus Altersgründen emeritiert. Auch unter seinen bisher zwei Nachfolgern an der Spitze der Diözese wurde das Verbot der Handkommunion beibehalten. Inzwischen 90 Jahre alt, lebt der große Verehrer des heiligen Pater Pio aus dem Kapuzinerorden heute in San Giovanni Rotondo, wo Pater Pio den Großteil seines Lebens verbracht hatte und wo er auch beigesetzt ist. Bischof Laise ist in San Giovanni Rotondo als Beichtvater tätig.

Paix Liturgique: Welche Messe zelebrieren Sie täglich?

Bischof Laise: Aktuell? Die Messe des heiligen Pius V., jeden Tag um 6 Uhr morgens, wenn ich in San Giovanni Rotondo bin. Das ist meine Privatmesse.

Paix Liturgique: Können die Gläubigen daran teilnehmen?

Bischof Laise: Leider gibt es unter den Kapuzinern des Konvents, die generell schon ein gewisses Alter haben, keine Offenheit gegenüber der überlieferten Liturgie. Im Gegensatz dazu gibt es unter den jungen Priestern, die zu Besuch kommen, einige, die wohlgesinnt sind. Es wäre gut, wenn es eine öffentliche Zelebration für die vielen Pilger des Wallfahrtsortes gäbe, und ich bin mir sicher, daß die Gläubigen sehr positiv darauf reagieren würden. Die Zeit scheint dafür aber, was die Oberen angeht, noch nicht reif zu sein. Was mich betrifft, pro bono pacis, zelebriere ich, indem ich jede Spannung zu vermeiden versuche.

Paix Liturgique: Wie haben Sie die Proklamation des Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. erlebt?

Bischof Laise: In jedem Fall war ich sehr sensibel dafür, weil Summorum Pontificum die Zelebration der überlieferten Liturgie wiederherstellte und dazu auffordert. Diese Messe ist hunderte von Jahren alt. Wenn ich in der ordentlichen Form zelebriere, verwende ich die Orationen der außerordentlichen Form, besonders auch beim Offertorium und dem Römischen Canon. Ich denke, das ist der Sinn, weshalb Papst Benedikt XVI. die beiden Formen des gleichen Ritus einander gegenüberstellte.

Paix Liturgique: Stellen Sie bei den Priestern eine Entwicklung der mens liturgica fest?

Bischof Laise: Es ist notwendig zwischen den Generationen zu unterscheiden. Wir erleben eine positive Haltung bei den jungen Priestern, eine Haltung die oft entsteht, wenn sie einen Kontakt mit einem Priester bekommen, dank dem sie die überlieferte Messe entdecken dürfen. Auf diese Weise bekommen sie Zugang zu einem geistlichen und theologischen Schatz, der ihnen bis dahin unbekannt war und der nur mehr erkundet und geteilt werden muß. Der Inhalt der überlieferten Messe ist viel reicher, viel präziser als die moderne Messe. Die allerseligste Jungfrau, der heilige Erzengel Michael und die heiligen Apostel Petrus und Paulus sind in allen Orationen der außerordentlichen Form gegenwärtig, während sie in der ordentlichen Form völlig oder fast völlig verschwunden sind. Auch solange ich mit dem neuen Missale zelebrierte, habe ich mich immer für das erste eucharistische Hochgebet, den Römischen Kanon entschieden.

Paix Liturgique: Wann wurden Sie in der außerordentlichen Form zum Priester geweiht?

Bischof Laise: Das war 1949! Ich habe sie 20 Jahre lang zelebriert einschließlich meiner Zeit in Rom, als ich an der Gregoriana studierte. Ich habe sie auch während der Bugnini-Reform zelebriert, als dieser die Absicht der Konzilsväter verraten hat – und vielleicht auch die von Paul VI. Jedenfalls stimmt mich das Beispiel der Handkommunion nachdenklich, die Paul VI. nicht wollte, wie die Instruktion Memoriale Domini belegt, die aber von den deutschen und französischen Bischöfen aufgezwungen wurde.

Paix Liturgique: Und Ihre Bischofsweihe?

Bischof Laise: Das war 1971 und daher im neuen Ritus. Als ich zum Bischof von San Luis wurde, war die Reform bereits umgesetzt worden. Ich muß sagen, daß ich keine Probleme habe, denn zu jener Zeit respektierten wir in Argentinien die Rubriken und zelebrierten wir noch mit dem Geist der alten Liturgie. Es geschah langsam, langsam, daß die Situation kippte. Deshalb wurde die Handkommunion im Land auch erst spät, 1996 eingeführt.

Paix Liturgique: Wie ist die Lage derzeit?

Bischof Laise: Ich sehe eine Schwierigkeit, und das ist der Verlust des Lateins. Latein wird an den Schulen nicht mehr unterrichtet und auch kaum mehr an den Seminaren, weshalb auch gutgesinnte und bereitwillige Priester sich die außerordentliche Form nicht zu eigen machen können.

Paix Liturgique: Sehen Sie auch positive Zeichen, die das aufwiegen?

Bischof Laise: Die Jungen. Sie haben Respekt für die Liturgie, sie schätzen sie und viele fühlen sich durch die außerordentliche Form angezogen. Sie bedürfen aber der Formung. Die Messe des heiligen Pius V. ist ein Ganzes, ein liturgisches, geistliches, theologisches und moralisches Ganzes. Jeder einzelne dieser Aspekte ist wiederzuentdecken. Man wird sich dessen klar bewußt durch das Thema Kommunion: der heilige Thomas von Aquin lehrt, daß Christus selbst im kleinsten Teil der konsekrierten Hostie gegenwärtig ist, was die Gebetshaltung und die Verehrung durch die Gläubigen bedingt. Das erklärt auch, weshalb die Handkommunion in der außerordentlichen Form unvorstellbar ist. Wenn man die Wahrheit anerkennt, wenn man an sie glaubt, lebt man auch in Funktion auf diese Überzeugung, es gibt eine Übereinstimmung zwischen unserem Leben und unserem Glauben. Man kann nicht im Widerspruch zum wahren Glauben leben wegen der Klarheit ihres theologischen und geistlichen Inhalts. Wir brauchen dringend die Wiederentdeckung dieser Übereinstimmung. Sie ist die tragende Säule der Liturgie wie es der Katechismus der katholischen Kirche für unseren Glauben ist.

Paix Liturgique: Die Parteigänger der Liturgiereform haben sie zum Teil damit begründet, daß es vor dem Konzil Mißbräuche in der Zelebration des tridentinischen Ritus gab. Konnten Sie solche Mißbräuche während der ersten Jahre Ihres Priestertums beobachten?

Bischof Laise: Ja, natürlich! Das waren vor allem persönliche Einzelfälle von Mißbräuchen, aber keine generalisierten Mißbräuche. Ich erinnere mich, als ich sehr jung war, daß ich die Pfarrmitteilungen vorzulesen hatte, während der Priester am Fuß des Altares die Gebete sprach. Das entsetzte mich. Die Messe erfordert eine große Konzentration auf die Dinge Gottes, auf das Geheimnis des Kreuzes, das Leiden und die Auferstehung Unseres Herrn Jesus Christus. Der Zelebrant muß jede Gelegenheit der Zerstreuung vermeiden für sich und für die Gläubigen.

Paix Liturgique: Während die italienische Übersetzung Ihres Buches erschien, unterzeichnete ein bolivianischer Bischof ein Dekret, mit dem er in seiner Diözese Oruro die Mundkommunion fördert. Was sagen Sie zu dieser Entscheidung?

Bischof Laise: Ich  wünschte, daß alle Bischöfe sich der Wichtigkeit der Mundkommunion bewußt werden als Referenz an das Allerheiligste, dann werden sie dieselbe Haltung wie der Bischof von Oruro einnehmen! Das ist die einzige Form, um wirklich mit den Worten und den Taten den Glauben an die eucharistische Gegenwart des Herrn zu bezeugen.  Wir bedauern, daß heute nicht in der ganzen Kirche es so geschieht, wie es Paul VI. in Memoriale Domini definiert hat: daß die Kommunion immer mit dem Mund empfangen werden soll. Daher freut es mich, daß der Bischof von Oruro die Worte von Papst Paul VI. bekräftigt.

Quelle: katholisches.info

 

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