Archiv für den Monat: Mai 2023

Christen werden in Nordkorea verfolgt

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un / © A. Khitrov

Warum fürchtet Kim die Kirchen?

Pfarrer Kenneth Bae war zwei Jahre lang in Nordkorea inhaftiert und wurde gefoltert. Nirgendwo werden Christen so sehr drangsaliert wie dort. Er berichtet über die Staatsdoktrin, die Zeit der Haft und die Folgen.

15 Jahre Arbeitslager laute das Urteil: Zehn Stunden am Tag, sechs Tage die Woche musste Kenneth Bae Feldarbeit verrichten. Nachts durfte er nicht liegen, sondern musste sitzend ausruhen, während Wärter ihm mit Lampen ins Gesicht leuchteten und ihn am Schlaf hinderten. Bae war der erste Amerikaner, der in ein Nordkoreanisches Arbeitslager geschickt wurde. Am Ende war er 735 Tage in Haft, bevor er freikam.

Kenneth Bae wurde 1968 in Südkorea geboren, seine Familie wanderte 1985 in die USA aus, wo er die Universität in Oregon und das Covenant Seminary in St. Louis besuchte, bevor er 2006 als Missionar nach China ging. „Ich arbeitete in der Stadt Dandong, nahe der nordkoreanischen Grenzen“, erzählt er. Dort begegnete er erstmals geflüchteten Christen aus Nordkorea. „Ich fragte sie, was sie brauchen und sie antworteten mir: „Bete für die Menschen in Nordkorea!“

Glaube wird bestraft

Das Land belegt regelmäßig Platz 1 im Weltverfolgungsindex des internationalen Hilfswerkes „Open Doors“. Schätzungen zufolge leben heute noch etwa 15.000 Christen in Nordkorea. Gottesdienste, öffentliche Gebete und der Besitz von Bibeln werden als politisches Verbrechen geahndet. „Viele Menschen haben noch niemals von Jesus gehört. Der Glaube wurde ausradiert und durch die Juche-Ideologie ersetzt“, erklärt Bae. „Man kann sagen, dass Juche die Religion Nordkoreas ist. In ihr gibt es zwar keinen Gott, aber die verstorbenen Herrscher werden wie Heilige verehrt.“ Die Ideologie wurde von Staatsgründer Kim Il-sung entworfen: Demnach gibt es keinen Gott, der Führer steht über allem. Die Juche bestimmt das Leben des Landes, mit ihr entstand auch der Personenkult um ihn und seinen Sohn Kim Jong-il.

Ehemaliges Zentrum der Christen in Asien

Pfarrer Kenneth Bae begann, von China aus Gebetsinitiativen zu organisieren. Im Jahr 2010 durfte er erstmals auf Einladung eines befreundeten Missionars und mit offizieller Erlaubnis der nordkoreanischen Behörden einreisen. „Man dachte, dass ich vielleicht Investoren oder Touristen nach Nordkorea bringen würden, die dem Land Geld bringen“, erklärt Bae. Von da an reiste er regelmäßig nach Nordkorea und führte als Beter christliche Besuchergruppen durch das Land.

Vor dem Korea-Krieg galt Pjöngjang als das „Jerusalem des Fernen Ostens“. Doch heute sind fast alle der ehemals rund 3600 Kirchen zerstört, Christen sind außer Landes geflohen, kirchliche Aktivitäten sind illegal, mit Ausnahme offiziell genehmigter Veranstaltungen. „Es gibt noch drei oder vier Propaganda-Kirchen in Pjöngjang, die unter dem Einfluss der Regierung stehen und von Touristen besucht werden können, als „Beweis“ für die Religionsfreiheit, die im Land angeblich gilt“, erzählt Bae. 

Kim kopiert die Bibel

Doch warum fürchte das Regime andere Religionen und insbesondere das Christentum so sehr? „Für sie ist die christliche Botschaft ein Virus, das sich nicht verbreiten darf, weil es die Nordkoreaner von ihrem Glauben an den politischen Führer abbringen könnte“, sagt Bae. „Und weil dann rauskommen würde, dass Kim vieles aus der Bibel kopiert hat.“ So habe die Juche etwa ihre eigenen Zehn Gebote, erzählt er, und die besagten beispielsweise, dass niemand anderes angebetet werden darf, als Kim Il-sung und seine Nachfolger. „Das ist ein bisschen lächerlich“, fügt er hinzu.

Im Jahr 2012 wurde Kenneth Bae bei einer seiner Touren nach Nordkorea verhaftet. Auf der Festplatte seines Computers fand die Geheimpolizei bei der Einreise einen westlichen Dokumentarfilm über Nordkorea und wertete das als einen Frontalangriff auf den nordkoreanischen Staat. Trotz weltweiter diplomatischer Bemühungen wurde Bae zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt, als erster Amerikaner überhaupt. „Ich wusste, dass es nicht um mich ging, sondern darum, die USA zu treffen“, erzählt er.

Trost durch Gott

Die Haftbedingungen erinnert er bis heute als qualvoll, die Arbeit war hart, Bae erkrankte und verlor über 30 Kilo. Trost fand er in dieser Zeit bei Gott: „Ich fragte ihn, wie lange ich im Lager bleiben würde und er sagte mir, dass dies nicht ohne Grund geschehe und dass er bei mir bleiben würde“, erinnert sich der Pfarrer. „Das war ein Versprechen und ich lernte, ihm zu vertrauen. Es gab ja auch niemand anderen, dem ich vertrauen konnte.“

Am Ende seien sogar einzelne Wächter zu ihm gekommen, um mit ihm über ihren Glauben zu sprechen und von Gott zu erfahren, erzählt er. Heimlich, wenn sie alleine waren, denn das durfte niemand erfahren. „Da erkannte ich meine Bestimmung, offenbar hat Gott andere Pläne mit mir“, sagt er und lächelt.

Die US-Regierung unternahm zahlreiche Versuche, ihn herauszuholen, doch immer wieder scheiterten die Vermittlungen. Erst am 8. November 2014 – nach insgesamt 735 Tagen Haft und zähem diplomatischen Ringen – wurde er freigelassen. „Danach wusste ich was ich zu tun hatte“, sagte er: „In Nordkorea sind so viele Menschen unfrei. Gott hatte meine Gebete erhört und heute weiß ich, dass wir für sie beten müssen, so wie die Menschen weltweit für mich gebetet haben!“

Christen in Nordkorea nicht vergessen

Darüber hat er ein Buch geschrieben: „Not forgotten“, heißt es; auf das Schicksal der Christen in Nordkorea aufmerksam zu machen, ist seither seine Mission. Er hat vor dem US-Kongress, dem Senat und der UN in Genf gesprochen. Und er gründete die „Nehemiah Global Initiative“, die sich um nordkoreanische Flüchtlinge kümmert.

„Ich bin keine bedeutende Person“, sagt er. „Aber mein Beispiel zeigt, dass Gott auch mit kleinen Menschen Großes vollbringen kann. Ich überbringe nur eine Botschaft. Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Und ich träume davon, dass die Menschen in Nordkorea irgendwann frei sein können!“

Quelle: domradio.de

Bischof Steve Lowe von Auckland zelebriert „Snickers Messe“

LITURGISCHER MISSBRAUCH

Bischof Steve Lowe von Auckland zelebriert „Snickers Messe“

Der Vorsitzende Bischof von Neuseeland, Steve Lowe von Auckland, trug während einer Novus Ordo Eucharistie am 19. Mai in seiner Kathedrale ein palliumähnliches Lei aus Snickers-Riegeln (sic). Leis sind traditionelle Girlanden, die aus Blumen oder Muscheln hergestellt werden. Der Anlass war eine Eucharistie für das Liston College, eine katholische Schule für Jungen zwischen 12 und 18 Jahren. Einige von ihnen wurden während der Snickers-Show getauft und gefirmt. Zumindest konnte Lowe den Jungen sehr gut vermitteln, dass der Novus Ordo ein schlechter Scherz ist.

Quelle: gloria.tv Bilder: gloria.tv (Screenshot)

Schwester Wilhelmina Lancaster OSB

Schwester Wilhelmina Lancaster OSB Benedictines of Mary

Wer war Schwester Wilhelmina, deren unverweste Leiche in den USA exhumiert wurde?

Als die Benedictines of Mary, Queen of Apostles (Benediktinerinnen von Maria, Königin der Apostel), am 18. Mai den Leichnam ihrer Gründerin, Schwester Wilhelmina Lancaster OSB, exhumierten, fanden sie etwas Unerwartetes: Vier Jahre nach ihrem Tod und ihrer Bestattung in einem einfachen Holzsarg war ihr Körper bemerkenswert gut erhalten.

Die Nachricht über den ungewöhnlichen Zustand der sterblichen Überreste der afroamerikanischen Gründerin der kontemplativen Ordensgemeinschaft verbreitete sich schnell in den sozialen Medien und zog Hunderte von Pilgern in das Kloster im ländlichen Missouri.

Die Frage, ob eine wissenschaftliche Untersuchung der sterblichen Überreste stattfinden wird, ist noch nicht geklärt. In der Zwischenzeit wollen viele Menschen mehr über diese Frau erfahren, die im Alter von 70 Jahren die Schwesterngemeinschaft gründete, die vor allem für ihre gregorianischen Gesänge und ihre klassischen katholischen Hymnen bekannt ist.

Eine Vision von Jesus bei ihrer Erstkommunion

Als zweites von fünf Kindern katholischer Eltern, das am Palmsonntag, dem 13. April 1924, in St. Louis geboren wurden, wuchs Mary Elizabeth Lancaster (sie nahm den Namen Wilhelmina an, als sie ihr Gelübde ablegte) in einem zutiefst frommen Elternhaus auf.

Nach Angaben der jetzigen Äbtissin, Mutter Cecilia Snell OSB, und einer von ihrer Gemeinschaft veröffentlichten Biografie hatte die künftige Schwester Wilhelmina bei ihrer Erstkommunion im Alter von neun Jahren eine mystische Erfahrung, bei der Jesus sie einlud, die Seine zu sein.

„Sie sah etwas von ihm bei ihrer Erstkommunion. Vielleicht nicht sehr deutlich, aber sie sah, dass er so gut aussah“, sagte die Äbtissin.

„Er sagte: ‚Willst du mein sein?‘“

„Und sie sagte: ‚Er ist so gut aussehend, wie könnte ich da nein sagen?‘“

Nach diesem Erlebnis fragte ihr Pfarrer sie im Alter von 13 Jahren, ob sie jemals daran gedacht habe, Schwester zu werden. Obwohl sie das noch nicht getan hatte, war sie schnell von der Idee angetan, schrieb an die Oblatinnen der Vorsehung in Baltimore und bat um die Erlaubnis, beitreten zu dürfen, „aber sie war noch zu jung, [also] musste sie noch ein wenig warten“.

Der Auszug aus dem Brief offenbart eine verblüffende Geradlinigkeit und dauerhafte Treue, wenn man bedenkt, dass sie erst nach 75 Jahren im Ordensgelübde sterben sollte.

„Liebe Mutter Oberin“, heißt es da. „Ich bin ein Mädchen, 13 Jahre alt, und ich möchte gerne Nonne werden. Ich plane, so bald wie möglich in Ihr Kloster zu kommen. Nächsten Monat werde ich die Grundschule abschließen. Ich möchte wissen, ob man etwas ins Kloster mitbringen muss und was man mitbringen muss. Ich hoffe, ich belästige Sie nicht, aber ich möchte unbedingt Nonne werden (natürlich bin ich katholisch). Gott segne Sie und alle, die Ihnen unterstellt sind. Hochachtungsvoll, Mary Elizabeth Lancaster.“

Eine katholische Erziehung und lebenslange Berufung

Als Mary Elizabeth Lancaster in der Zeit der Rassentrennung aufwuchs, wurde sie auf dem Heimweg von der Schule durch ein weißes Viertel mit dem Spitznamen „Schokoladendrops“ verspottet. Obwohl sie auch als einzige Katholikin unter Baptisten und Methodisten verspottet wurde, weigerte sie sich, sich über diese Behandlung zu ärgern.

Als die örtliche katholische High School unter den Christlichen Brüdern segregiert wurde und ihr die öffentliche Schule als einzige Option erschien, unternahmen ihre Eltern große Anstrengungen, um sicherzustellen, dass ihre Tochter und ihre Schulkameraden ihre katholische Ausbildung fortsetzen konnten.

Wie Schwester Wilhelmina in ihrer Biografie berichtet, machten sich ihre „Eltern, die nicht wollten, dass ich auf die öffentliche High School gehe, an die Arbeit und gründeten die St. Joseph‘s Catholic High School for Negroes, die so lange bestand, bis Erzbischof Ritter die Rassentrennung in der Diözese aufhob“.

Sie schloss die Schule, die ihre Eltern mitbegründet hatten, ab und wurde Abschiedsrednerin. Dann trat sie den Oblatinnen der Vorsehung bei, einem von nur zwei Orden für schwarze oder hispanische Frauen. Sie blieb 50 Jahre lang bei diesen Schwestern und legte ihre Gelübde ab.

Der Habit und die überlieferte lateinische Messe

Während ihrer 50 Jahre im Ordensleben erlebte Schwester Wilhelmina die Veränderungen, die das Zweite Vatikanische Konzil mit sich brachte, und bemühte sich, den Habit zu bewahren, indem sie sich sogar einen eigenen anfertigte, als die Schwestern die Produktion einstellten.

„Sie verbrachte so viele Jahre damit, für den Habit zu kämpfen“, sagte Mutter Cecilia, die erklärte, Schwester Wilhelmina habe die Idee ernstgenommen, dass der Habit die Trägerin als Braut Christi kennzeichnet.

Laut ihrer Biografie fertigte sie sich selbst einen Habit an, indem sie Teile der Kopfbedeckung aus einer Plastikbleichmittelflasche herstellte, als ihre Schwestern ihre nicht mehr trugen.

Wie die Internetseite Catholic Key berichtete, rettete ihr selbstgemachter Habit möglicherweise ihr Leben, als sie als Lehrerin in Baltimore arbeitete und der steife, hochgeschlossene Kragen, der als Guimpe bekannt ist, das Messer eines verärgerten Schülers abwehrte.

In ihrer Biografie wird erzählt, dass eine Schwester, die ihr auf dem Flur begegnete, auf die traditionelle Kopfbedeckung zeigte und fragte: „Willst du das immer tragen?“

„Ja!“, antwortete Schwester Wilhelmina, die dabei auf ihren starken Willen verwies.

Nachdem sie jahrelang versucht hatte, ihren Orden dazu zu bringen, zum Habit zurückzukehren, hörte sie zufällig von der Priesterbruderschaft St. Petrus, die eine Gruppe von Schwestern gründete, und sie hatte die lateinische Messe wiederentdeckt und verliebte sich in sie, sagte Mutter Cecilia.

„Und eines Tages packte sie ihre Koffer – sie war 70 Jahre alt – und machte sich auf den Weg, um diese Gemeinschaft zu gründen – ein kompletter Glaubenssprung.“

1995 wurde die Gemeinschaft mit Hilfe eines Mitglieds der Priesterbruderschaft St. Peter gegründet. Im Laufe der Zeit sollte sie ein kontemplativeres und deutlich marianisches Charisma annehmen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Gebet für die Priester.

In ihrem Entwurf für eine neue Gemeinschaft sagte Wilhelmina, sie wolle zur ordnungsgemäßen Observanz zurückkehren – etwas, das sie während des Generalkapitels der Oblatinnen der Vorsehung beantragt hatte. „Das Tragen eines einheitlichen Habits, die Übergabe aller Gelder an eine gemeinsame Kasse, der Gehorsam gegenüber der rechtmäßigen Autorität in allen Bereichen, die Bewahrung der Klausur und der Zeiten und Orte der Stille und das gemeinsame Leben“, schrieb sie.

Kurz gesagt, in ihrer neuen Gemeinschaft stellte sie sich eine Rückkehr zur normalen Disziplin des Ordenslebens vor.

Die neue Gemeinschaft, die in Scranton, Pennsylvania, gegründet wurde, folgte der Regel des heiligen Benedikt und sang das traditionelle Offizium in Latein. Im Jahr 2006 nahm die Gemeinschaft eine Einladung von Bischof Robert W. Finn an, in seine Diözese Kansas City-St. Joseph in Missouri zu wechseln.

Im Jahr 2018 wurde ihre Abtei, Our Lady of Ephesus (Unsere Liebe Frau von Ephesus), geweiht – mit Mutter Cecilia als erster Äbtissin und Schwester Wilhelmina unter ihrer Leitung. Im Jahr 2019 verließen sieben Schwestern die Abtei und gründeten das erste Tochterhaus des Ordens, die Monastery of St. Joseph in Ava, Missouri.

Heute führen die Schwestern weiterhin ein Leben in Stille und Kontemplation und folgen der Regel des heiligen Benedikt. Sie feiern die sogenannte außerordentliche Form der Messe und verwenden das monastische Offizium von 1962 mit seinen traditionellen gregorianischen Gesängen in Latein.

Verehrung der Gottesmutter

Schwester Wilhelmina wird für ihre Liebe zur Gottesmutter in Erinnerung bleiben, selbst in den letzten Jahren ihres Lebens, als sie an einer schwachen Gesundheit litt.

Regina Trout, eine ehemalige Postulantin, die sich um Schwester Wilhelmina kümmerte und heute verheiratet ist, Kinder hat und Biologie an der Purdue University Fort-Wayne lehrt, erinnerte sich, dass sie sichtlich bewegt war.

„Wann immer man mit ihr über die Muttergottes sprach, konnte man diesen Funken sehen. Sie liebte die Gottesmutter so sehr, und das kam so stark rüber“, sagte sie.

Die letzten bewussten Worte von Schwester Wilhemina – „O Maria“, gesungen zwei Tage vor ihrem Tod als Teil der Hymne „O Sanctissima“ – spiegelten ihre tiefe marianische Frömmigkeit wider sowie das Charisma der auch in den Charts erfolgreichen Musik, die Gott verherrlicht und für die die Benedictines of Mary bekannt sind.

„Sie liebte unsere Gottesmutter“, sagte Mutter Cecilia. „Das ist es, was sie jedem sagen würde, der hierher kommt. Betet den Rosenkranz. Vergesst nicht, den Rosenkranz zu beten. Liebt die Heilige Mutter. Sie liebt euch.“

„Ihr Tod war wunderschön“, sagte die Äbtissin der ACI-Gruppe von EWTN. „Gott hat alles arrangiert.“

„Wir sangen ‚Jesus, mein Herr, mein Gott, mein Alles‘. Als wir zum Rest des Liedes kamen – ‚Hätte ich nur Marias sündloses Herz, mit dem ich Dich lieben könnte, o welche Freude‘ – öffnete sie ihre Augen und sah auf.“

„Ich meine, sie war komatös gewesen. Wir wissen, dass sie uns hören konnte, aber sie war ein paar Tage lang überhaupt nicht ansprechbar. Und dann schaute sie einfach auf mit diesem Gesicht voller Liebe.“

Für die Äbtissin schien es, als sei sie „in diesen Momenten bereits im Himmel“.

Quelle: catholicnewsagency Bild: catholicnewsagency (Screenshot)

Die phantasievollen Blüten des neuen Heidentums

Die Entchristlichung führt zur Rückkehr des Heidentums

Esoterik und „Tellurismus“: Muttergöttin, Neo-Templer, Freimaurer… (Teil 1)

Von Pater Paolo Maria Siano*

In den vergangenen Monaten war ich in Osimo in den Marken, wo ich Menschen und Kreise entdeckt habe, die, fasziniert von der Esoterik, sogar heilige Orte, die uns kostbar sind, wie Kirchen, Kathedralen und Marienheiligtümer, in einem esoterischen oder gnostischen Geist besuchen und neu interpretieren. Verschiedene Studien zeigen, daß die Stadt Osimo über einen tiefen esoterischen Humus verfügt, der im Untergrund des historischen Zentrums gut zu erkennen ist… Hier einige Ergebnisse meiner Forschung.

Am 9. Oktober 2014 ist Roberto Mosca im Alter von 55 Jahren im Krankenhaus von Pesaro an Leukämie gestorben. Der 1958 in Osimo geborene Unternehmer, Archäologe und Schriftsteller hatte die Sektion Osimo des Archeoclub konzipiert und gegründet. Als leidenschaftlicher Kenner des Hypogäums von Osimo gründete er die Gruppe Osimo Sotterranea (Unterirdisches Osimo) und setzte sich für die kulturelle Aufwertung der Stadt und ihres Untergrundes ein, die er bis ins Detail kannte.

Sehen wir uns einige der Bücher von Mosca, des studierten Kunststofftechnikers mit der Leidenschaft für Geschichte und Archäologie, und seiner Forscherkollegen an.

1. Grotten, Ritter, Logen

Im Jahr 2006 veröffentlichte der Verlag Osimo Edizioni das Buch von Roberto Mosca und Angelo Renna (Architekt, damals stellvertretender Vorsitzender des Kulturvereins Osimo Sotterranea): „Le Grotte, i Cavalieri, le Logge“ („Die Grotten, die Ritter, die Logen“). Ein fesselnder Krimi. Auf der hinteren Umschlagseite findet sich eine Zusammenfassung dieser Studie über die Stadt Osimo: „Skulpturen und allegorische Darstellungen in einem riesigen unterirdischen Labyrinth, das von einflußreichen Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Lebens genutzt wurde, die aber gezwungen waren, sich im Geheimen zu treffen, weit weg von neugierigen Augen und Ohren in einer Stadt des Kirchenstaates, die einst die wichtigste Stadt des Piceno und ein Zentrum orientalischer Kulte war, dann ein Versteck der Templer war“.

Auf Seite 5 danken die Autoren auch Prof. Fabrizio Bartoli. Wir werden diesem Namen noch begegnen.

In der Einleitung zeigen die Autoren wenig Kenntnis und Wertschätzung des katholischen Glaubens und der katholischen Theologie: Sie sehen einen „Widerspruch“ darin, daß „die herkömmlichen Evangelien, die frühestens ein Jahrhundert nach dem Tod Jesu geschrieben wurden, nicht den geringsten bibliographischen Hinweis enthalten…“ (S. 7). In Wirklichkeit sind die Evangelien früher entstanden und bedürfen keiner Bibliographie, da sie Primärquelle sind.

Zu den alten Templerorten in Italien gehört auch Osimo (vgl. S. 15). Im Abschnitt „Osimo und die Templer“ ist zu lesen, daß in den unterirdischen Gängen der Altstadt, „in einem unglaublichen Labyrinth von Tunneln und Höhlen“, Symbole und Skulpturen zu finden sind, die an alte heidnische und auch esoterische Religiosität erinnern. Dann wird die kleine Kirche San Filippo in der Contrada Casenuove (Osimo) erwähnt (vgl. S. 22–25), auf die ich im letzten Absatz dieses Artikels zurückkommen werde.

Im Kapitel „Die Quintessenz der Esoterik“ wird Osimo als „Cult-Stadt für Liebhaber der Esoterik“ (S. 63) bezeichnet, da es in den unterirdischen Gängen (Via Campana, Via Pompeiana…) eine Art „Mysterienweg“ gibt. Unter dem Palazzo Simonetti finden sich auch Symbole der Templer. Die Familie Simonetti, die im Laufe der Geschichte „Kardinäle, Gelehrte, Carbonari und eine Enrichetta, Ehefrau von Cesare Gallo, Mitglied der Freimaurerloge Gioseffina von Mailand, des schottischen Ritus, hervorbrachte“ (S. 65). Die Autoren schreiben, und ich denke, sie haben recht damit: „Der wahrscheinlichste Grund für das Vorhandensein dieser Allegorien und Symbole scheinen Zusammenkünfte von geheimen Zirkeln zu sein“ (S. 68).

Im Kapitel „Tellurismus und die Schwarze Madonna“ stellen die Autoren eine Verbindung zwischen dem Marienkult und dem heidnischen Kult der Großen Mutter, der Göttin Kybele, her. Die Hypogäen, die den Schoß der Mutter symbolisieren, sind Orte „magischer“ Energien (vgl. S. 91f). Kybele war „die tellurische Gottheit schlechthin, die Große Mutter der Fruchtbarkeit“ (S. 92). Über das Fest des Covo zu Ehren der Madonna von Campocavallo (einem Ortsteil von Osimo) heißt es: „In diesem Fest sind Überbleibsel sehr alter Praktiken und Kulte zu sehen. Die Darbringung von Getreide an die Madonna erinnert an das Getreideopfer, das die Alten zu Ehren der Göttin Kybele darbrachten“ (S. 93).

Mosca-Renna behaupten, daß das Wappen auf der ersten Seite des Kodex der mittelalterlichen Statuten von Osimo genau die Göttin Kybele darstellt (vgl. S. 93), die im vorchristlichen Osimo verehrt worden sei (vgl. S. 93–95). Die Autoren vermuten eine gewisse Verbindung zwischen der Schwarzen Madonna von Loreto, der Großen Mutter oder Isis, und der Maria Magdalena der Gnosis, derjenigen, die die wahren Geheimnisse Jesu überliefert haben soll (vgl. S. 104–107). Die „universelle Göttin“ habe viele Namen: „Kybele, Diana, Isis“… Die schwarzen Madonnen seien mit Hypogäen verbunden, die Orte der tellurischen Energien seien, die „therapeutische und thaumaturgische Wirkungen“ haben sollen (vgl. S. 107).

Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich darauf hinweisen, daß das Fest del Covo von Campocavallo in Wirklichkeit 1939 begann, im August stattfindet, seinen Ursprung in der christlichen und marianischen Frömmigkeit gläubiger Bauern hat und rein gar nichts mit der antiken Kybele zu tun hat. Auch ist der Madonnenkult mitnichten eine Fortführung von Matriarchatskulten aus heidnischer Zeit.

Im Kapitel „Geheimbünde und die neuen Templer“ lesen wir, daß in Osimo im 17. Jahrhundert die Quietistensekte des Priesters Don Giacomo Lambardi und im 19. Jahrhundert Anhänger der Freimaurerei und der Carboneria aktiv waren (vgl. S. 112–117). Das Hypogäum des Palazzo Campana enthält Darstellungen, die auf alchemistisches und rosenkreuzerisches Gedankengut und wahrscheinlich auf Initiationsriten zurückgehen, die mit der religiösen Orthodoxie nicht vereinbar waren. Die Autoren weisen darauf hin, daß die Geheimhaltung zu jener Zeit unerläßlich gewesen sei, um nicht der strengen Inquisition zum Opfer zu fallen (vgl. S. 122f).

Mosca-Renna schreiben, daß die „modernen lokalen Templer“ ihren Sitz „im historischen Zentrum“ von Osimo hatten und die alte Templerkirche S. Filippo de Plano nutzten (vgl. S. 124).

Im Februar 2006 interviewte Roberto Mosca zwei Neo-Templer: Fabrizio Bartoli aus Osimo, Ritter des S.M.T.H.O., und Gabriele Petromilli aus Ancona, verantwortlich für die Region Marken des S.M.T.H.O. (Supremus Militaris Templi Hierosolymitani OrdoOberster Ritterorden des Tempels von Jerusalem) (vgl. S. 125).

2. Dreifacher Mauergürtel

Im Jahr 2008 veröffentlichte der Verlag Terra Nuova in Florenz das Buch von Roberto Mosca und Alfonso Rubino: „La Triplice Cinta“ („Der dreifache Mauergürtel. Die Geometrie der Schönheit in den Werken der Meister aller Zeiten“). Die Autoren danken auch darin Fabrizio Bartoli (vgl. S. 4). Mosca nennt sich selbst einen Agnostiker (vgl. S. 5). Agnostiker ist an sich jemand, der die Unmöglichkeit bejaht, die Existenz eines personalen Gottes zu kennen. Zusammen mit dem Ingenieur Rubino, der als „Gelehrter der Heiligen Geometrie“ vorgestellt wird, glaubt Mosca aber an die Existenz von „tellurischen Energien“, kosmischen Energien, die mit Orten verbunden sind… Ebenso werden „Geobiologie“ und „Wünschelrutengehen“ erwähnt (vgl. S. 5f).

Auch in diesem Buch geht es um Osimo, wobei die bereits bekannten Themen (Hypogäen, esoterische Symbole, Riten und Initiationsgruppen) wiederholt werden, jedoch mit einer „Neuheit“, denn auch das 1892 vom Architekten Costantino Costantini entworfene Marienheiligtum von Campocavallo würde Vorstellungen der „Heiligen Geometrie“ (Sonnenzyklen usw.) widerspiegeln, ein Wissen, das auch die Templer kannten und bewahrt hätten (vgl. S. 7f). Na ja!

Mosca verweist auf Fabrizio Bartoli, „einen Templer der Vereinigung O.S.M.T.H. (Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani, Oberster Ritterorden des Tempels von Jerusalem; hatte er inzwischen die Zugehörigkeit gewechselt?) von Osimo“ (S. 43), der in seinem profanen Leben „Physiker, Computerlehrer, Gelehrter der orientalischen Philosophie und ein Leben lang Umweltschützer“ ist (S. 43).

Darstellung des sogenannten „Dreifachgürtels“ in unterirdischen Teilen der Altstadt von Osimo

Rubino macht deutlich, daß es in heiligen Räumen, die nach der „Heiligen Geometrie“ gebaut sind, möglich ist, „mit der kosmischen Intelligenz in Verbindung zu treten“ (S. 66, 76).

Ein wichtiges Symbol der „Heiligen Geometrie“ sei der „Dreifachgürtel“, ähnlich einem Labyrinth, dessen Zentrum fundamental ist: Es sei das „heilige Zentrum“ oder „Omphalos“ (vgl. S. 70).

Rubino sieht die Stadt Osimo als „Symbol“ für den „Licht-Schatten“-Dualismus und fügt hinzu: „Der unterirdische Teil ist Mutter Erde, Isis. Der überirdische Teil ist Vater Sonne, der im Modell durch den Obelisken-Osiris (männliches Prinzip) enthüllt wird“ (S. 79).

Rubino sieht Osimo als eine esoterische Stadt: Die „Osimaner der Vergangenheit“ hätten Licht und Dunkelheit, männliche und weibliche, praktische und kosmische Intelligenz verbunden, so daß Osimo „ein heiliger Ort“ sei (S. 92).

Das „Geheimnis der Templer“ sei das „Geheimnis des Dreifachgürtels“: drei ineinander liegende Quadrate, die ein gemeinsames Zentrum, den Omphalos, hätten und dem vitruvianischen Menschen von Leonardo da Vinci entsprechen würden (vgl. S. 80–83). Rubino behauptet den „Dreifachgürtel“ im unterirdischen Osimo und im Heiligen Haus von Loreto, dem berühmten, nur wenige Kilometer entfernten Marienheiligtum (vgl. S. 83–87).

Rubino zufolge „entspringt die Eucharistie der Idee, daß die Menschheit der Leib Christi ist“ (S. 88) und das geometrisch-sakrale Modell des Dreifachgürtels/Vitruvianischen Menschen „integriert das Männliche und das Weibliche in Mann und Frau“ (S. 89); eine solche Integration begünstige „die Evolution des Menschen“ (vgl. S. 89).

Am 27. April 2007 besuchten Mosca und Rubino das Heiligtum von Campocavallo, von dem sie mehrere Fotos veröffentlichten. Sie erhielten sogar per E‑Mail Pläne des Heiligtums von dem Ingenieurbüro, das mit der Restaurierung beauftragt war (vgl. S. 101–103). Laut Rubino spiegele dieses Heiligtum die Heilige Geometrie des vitruvianischen Menschen wider, und in einigen architektonischen Details meint Mosca Hinweise auf den „sephirotischen Baum“ der „jüdischen Kabbala“ (vgl. S. 106) zu erkennen.

Ich frage mich: Ist das wissenschaftliche Realität oder ist es nicht vielmehr gnostische und esoterische Fantasie?

Den Autoren zufolge stamme die „Heilige Geometrie“ aus dem alten Ägypten und werde im Geheimen von „Zirkeln freimaurerischen und geheimnisvollen Ursprungs“ weitergegeben (vgl. S. 119).

Ivano (ein Freund von Mosca), ein „Pionier der Bioarchitektur“, „erfolgreicher Wünschelrutengänger“ und „Geobiologie-Forscher“ (vgl. S. 146) begibt sich ins Heiligtum von Campocavallo und hält im Zentrum des sechszackigen Sterns mit der Inschrift „Fidelium Impensis“, der auf dem Boden unter der Kuppel abgebildet ist. Dort fühlt sich Ivano „wie in einem Kondensator zweier großer gegensätzlicher Kräfte, eine von oben, eine von unten“ (S. 146).

Laut Mosca habe der Architekt des Heiligtums von Campocavallo, Costantino Costantini, den Dualismus Kirche–Freimaurerei überwinden wollen, indem er eine von der „Heiligen Geometrie“ inspirierte Templerarchitektur für ein „spirituelles Wachstum der Menschheit“ vorgelegt habe (vgl. S. 203). Mosca läßt den Leser vermuten, daß Costantini ein Freimaurer des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus gewesen sei (vgl. S. 229).

Der „Dreifachgürtel“ steht also, geht es nach den Autoren, mit dem „Tellurismus“ in Verbindung: „Das heißt, wo der Dreifachgürtel vorhanden ist, ‚spürt‘ man eine stärkere Energie. Oft sind an diesen Orten Tempel, Altäre, Kapellen, Kirchen, Klöster, Basiliken errichtet worden oder sie sind nach volkstümlicher Überlieferung besonders wichtige Orte für ihre thaumaturgische Kraft“ (S. 223).

3. Zum Licht im Schatten

Im Mai 2014 veröffentlichte Mosca in seinem eigenen Verlag Spring Color aus Castelfidardo sein mit Alberto Mazzocchi geschriebenes Buch: „Alla luce nell’ombra“ („Zum Licht im Schatten. Templer in Mittelitalien von 1167 bis heute“). In dem Buch werden Informationen und Theorien aus den beiden oben genannten Büchern wiedergegeben. Alberto Mazzocchi, ein Zahnarzt aus Bergamo, pendelt zwischen Bergamo und Osimo und ist Eigentümer der alten Templerkirche und des Präzeptoriums von San Filippo de Plano in Osimo. Das Buch enthält die „Präsentation“ von Fabrizio Bartoli, der, ausgehend von den Hypogäen von Osimo, „eine ganzheitliche Sichtweise“ vorschlägt, die die „häretischen Lehren, die sich von der kanonischen katholischen christlichen Kultur unterscheiden“, einschließt (vgl. S. 3f).

Im dritten Kapitel, „Das Haus von Nazareth in Loreto und die gnostische Philosophie“, verbinden Mosca-Mazzocchi den Marienkult von Loreto und Campocavallo mit dem Kult der antiken Göttinnen und „Großen Mütter“ des Heidentums, einschließlich der Göttin Kybele, die auch in Osimo und Umgebung verehrt worden sei (vgl. S. 52–59).

Mosca-Mazzocchi zufolge sei auch das Kruzifix in der Kathedrale von Osimo „gnostisch“ (S. 60), da es die Vereinigung „des männlichen und des weiblichen Prinzips“ (S. 64) darstellt: Es hat nämlich „weibliche Züge“, „den Körper einer Frau“, „spitz zulaufende Arme und Beine und eine gut ausgeprägte Brust“ (vgl. S. 66). In diesem Zusammenhang schreiben Mosca-Mazzocchi: „Osimo war wahrscheinlich der Sitz ketzerischer Philosophien und heterodoxer Lehren, wie die Hunderte von Skulpturen und Flachreliefs beweisen, die die Tunnel des unterirdischen Teils der Stadt bevölkern, […]. An diesen Orten könnten sich gnostische Lehren entwickelt haben, die zunächst sogar innerhalb der Kirche verbreitet waren und dann als häretisch angesehen und sogar verfolgt wurden, wie im Fall der Katharer […]“ (S. 67).

Vielleicht entstand aus diesem Umfeld und diesen Ideen die Idee des Kruzifixes von Osimo, da für die Gnostiker das göttliche Eine sowohl das männliche als auch das weibliche Prinzip enthielt“ (S. 68).

Im vierten Kapitel „Gotische Architektur und heilige Geometrie“ verweisen die Autoren auf die Geobiologie, auf „Feng-Shui“, auf „ein ‚Gefühl‘, das die mittelalterlichen Baumeister mit denen der antiken heidnischen Gebäude verband“ (S. 70). Sogar die gotischen Bauten würden durch die „Sensibilität für elektromagnetische Felder, tellurische Ströme“ usw. „Protokolle widerspiegeln, die mit einer Mischung aus Weisheit, Kunst und Magie kodifiziert wurden“ (S. 70), mit der „Aufgabe, die verschiedenen Energien, die von unten kamen, mit den ‚hohen‘, kosmischen und spirituellen, Energien auszugleichen“ (S. 70). Die Baumeister und Templer hätten Symbole der „Heiligen Geometrie“, der gnostischen Philosophie und der Magie in Kultbauten, Kirchen und Kathedralen eingeprägt (vgl. S. 71).

Das fünfte Kapitel befaßt sich mit den Neo-Templer-Orden. Es wird auch der O.S.M.T.H. erwähnt, der eine Kommende in Osimo hat, in der Fabrizio Bartoli Mitglied ist (vgl. S. 93, 95).

Das siebte Kapitel ist dem Heiligtum von Campocavallo gewidmet (S. 125–135) und wiederholt, was im vorherigen Buch von Mosca-Rubino enthalten ist. Mosca-Mazzocchi stellen den Architekten des Heiligtums erneut fast als Freimaurer oder als esoterischen Templer dar: „Costantino Costantini, auf welcher Seite stand er? Mit der kirchlichen Hierarchie oder mit der Freimaurerei? Wahrscheinlich stand er auf keiner Seite, aber er versuchte, eine universelle Sprache zu verwenden, die von den alten Meistern der Kunst und der Architektur benutzt wurde, die wie er aus der Logik der Dualismen aussteigen wollten, um ein geistiges Wachstum der Menschheit zu erreichen“ (S. 134f).

Costantini „ging wie die Templer im Laufe der Jahre über das Spiel der Fraktionen hinaus und versuchte, eine universelle Sprache zu verwenden, die von verschiedenen Meistern der Geschichte in vielfältigen Formen für ein spirituelles Wachstum der Menschheit verwendet wurde“ (S. 138).

Ein Anhang ist der kleinen Kirche von San Filippo de Plano im Ortsteil Casenuove in Osimo gewidmet. Mosca-Mazzocchi glauben, daß sich diese Kirche an einem der „Hohen Orte“ befindet, „ausgestattet mit besonderen Energien“, „subtilen Energien“, die bei denen, die sich dort aufhalten, Wohlbefinden erzeugen können (vgl. S. 139f). Mosca-Mazzocchi vermischen christliche Frömmigkeit mit Glaubensvorstellungen magischer und heidnischer Art: „positive Energien“, „tiefe Resonanz zwischen Himmel und Erde und zwischen Seele und Körper“, „Genius Loci“ (vgl. S. 144). Schließlich erwähnen sie das gnostische Evangelium nach Philippus, in dem gelehrt wird, daß die Menschheit ursprünglich „androgyn“ gewesen sei, dann mit der Differenzierung der Geschlechter die menschliche Degeneration begonnen habe… Das Ziel des gnostischen Christentums sei die Wiedervereinigung der männlichen und weiblichen Teile im Eingeweihten (vgl. S. 149).

4. Über den Heiligen Philippus de‘ Plano: Energien, Templer, Tarot, Kabbala

Im Mai 2020 veröffentlichte die Associazione Culturale S. Filippo (Kulturverein St. Philippus, Casenuove, Osimo) die 49seitige Broschüre „Le energie di un Luogo Alto“ („Die Energien eines Hohen Ortes. Hypothesen und Studien: Die Kirche San Filippo de‘ Plano“), verfaßt von Alberto Mazzocchi (siehe vorheriges Kapitel) und Agnese Mengarelli, „Umweltjournalistin“, „leidenschaftliche Esoterikerin“, „Schamanin“, „Wünschelrutengängerin und Geobiologin“, „Expertin für Domotherapie, Feng Shui“, Autorin des Blogs „La Sibilla del Conero“ (vgl. Rückseite der Broschüre).

Mazzocchi-Mengarelli schreiben, daß die Templerkirche ein Ort „von großer Energie“, „von Energien“ ist, mit einer „magischen Atmosphäre“ (vgl. S. 1); es ist ein Ort „sehr starker Energieströme, die in der Lage sind, auf die menschliche Gesundheit einzuwirken“ (S. 4). Es ist ein Ort der „elektromagnetischen Energien und der subtilen“ oder „tellurischen“ Energien, die von „Wünschelrutengängern“ wahrgenommen werden können (vgl. S. 15).

Die beiden Autoren sprechen von „kosmischen und tellurischen Energien“, „Wünschelrutengehen“, „Radioästhesie“ (vgl. S. 20–21), „Hartmannsches Netz“, „Strahlung“ (vgl. S. 26–27).

Die zur ehemaligen Templer-Präzeptur gehörende Kirche San Filippo de’Plano

Nach Mazzocchi-Mengarelli seien alle sakralen Gebäude, vom Menhir bis zur Kathedrale, „immer an Orten errichtet, die durch starke kosmisch-tellurische Energien gekennzeichnet sind. Die Tempelbauer aller Epochen haben ihre Techniken immer weiter verfeinert, um die Energien an bestimmten Punkten zu manipulieren, zu lenken und weiterzuleiten. Diese Strahlung erzeugt bei den Gläubigen wichtige Wirkungen, verstärkt ihre Wahrnehmungen und Gebete und verleiht ihnen einen allgemeinen Zustand der Ruhe und des tiefen Wohlbefindens, den auch Nichtgläubige erfahren“ (S. 32).

In Wirklichkeit hängt das christliche Gebet nicht von vermeintlich geheimnisvollen kosmisch-tellurischen Energien ab, sondern von der Gnade Gottes und dem katholischen Glauben der Gläubigen.

Laut Mazzocchi-Mengarelli gebe es Energielinien, die „Ley Lines“: „wie große Energieströme, auf denen Gedankenformen und Ideen um unseren Planeten reisen und ein Kommunikationsnetz zwischen Welten, Sternen und Galaxien schaffen, wo immer die Komplexität des Lebens vorhanden ist“ (S. 33).

Zu den Ley-Linien-Theoretikern gehören der englische Okkultist Dion Fortune und der Schamanenschriftsteller Carlos Castaneda (vgl. S. 34).

Mazzocchi-Mengarelli stellen die Hypothese auf, daß eine Ley-Linie das Heilige Haus von Loreto, das Heiligtum von Campocavallo und die Kirche von San Filippo de’ Plano verbinde (vgl. S. 36–40).

Bezüglich des sechszackigen Sterns, der auf dem Boden des Heiligtums von Campocavallo genau unter der Kuppel angebracht ist, schreiben Mazzocchi-Mengarelli, daß man, wenn man einige Minuten in der Mitte des Sterns verweilt, „eine starke Energie wahrnehmen kann, die nach unserer Erfahrung an manchen Tagen reinigend und entlastend, an anderen Tagen erhebend wirkt und spirituelle Zentrierung schenkt“ (S. 40).

In der Kirche San Filippo de’ Plano könnten, so die Autoren, intensivere Energieerfahrungen wahrgenommen werden: „viele Energiepunkte“, „hohe Energie“, „ein Energiepfad, dem man beim Beten, Meditieren oder einfach beim In-sich-Hineinhorchen folgen kann“, „12 Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn“, „die Hände auf dem Altar ruhen lassen, um sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen“ (vgl. S. 43)… Das Begehen der Templerkirche „verstärkt das Energieniveau derer enorm“ (S. 43).

Warum zwölf Runden zur Aktivierung des „spirituellen Energiepfads“? Die beiden Autoren erklären die Zahl zwölf und zitieren als Autoritäten unter anderen Oswald Wirth und René Guénon (vgl. S. 46), beide Esoteriker und Freimaurer… Und dann verweisen sie auf das 12. Arkanum des Tarot (Der Gehängte: „passive oder mystische Einweihung“), das Große Alchemistische Werk, die 7 Chakren und die 5 Sinne (vgl. S. 47), die Verbindung zwischen den 22 Arkanen des Tarot und den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets und damit „der Kabbala“ (vgl. S. 48).

Um zum Schluß zu kommen. Auch der Text von Mazzocchi-Mengarelli strotzt nur so vor esoterischen Überzeugungen. Die esoterische Suche nach Erfahrungen oder Energieströmen in Kirchen und Heiligtümern birgt die Gefahr, daß scheinbar kulturelle oder fromme Besuche zu esoterischen, abergläubischen oder gar magischen Handlungen oder Ritualen werden. Die Anhänger oder Sympathisanten der Esoterik (Christen oder Nichtchristen, Theisten oder Agnostiker) verstehen unseren christlichen Glauben und unsere christliche Frömmigkeit als eine äußere oder exoterische Hülle für das, was für sie wichtiger, innerer oder esoterischer ist und was wir „GNOSIS“ nennen.

*Pater Paolo Maria Siano gehört dem Orden der Franziskaner der Immakulata (FFI) an; der promovierte Kirchenhistoriker gilt als einer der besten katholischen Kenner der Freimaurerei, der er mehrere Standardwerke und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. In seiner jüngsten Veröffentlichung geht es ihm darum, den Nachweis zu erbringen, daß die Freimaurerei von Anfang an esoterische und gnostische Elemente enthielt, die bis heute ihre Unvereinbarkeit mit der kirchlichen Glaubenslehre begründen.

Quelle: katholisches, G. N. Bild: Corrispondenza Romana/MiL/Wikcommons (Screenshot)

Regensburger Pfarrer zeigt sich von Zerstörungswut entsetzt

Vandalismus in Kirchen / © H. Oppitz

„Emotional eine schwierige Sache“

Gotteshäuser in Bayern sind vermehrtes Ziel von Vandalismus. Im Jahr 2022 gab es 294 Fälle von Sachbeschädigung. Tendenz steigend, bilanziert das Landeskriminalamt. Auch die Kirche „Heiliger Geist“ in Regensburg wurde angegriffen.

DOMRADIO.DE: Ihre Kirche „Heiliger Geist“ in Regensburg wurde im November 2021 selbst Opfer von Vandalismus. Das ist abends beim Abschließen aufgefallen, oder? 

Pfarrer Hartmut Constien (Heiliger Geist Regensburg): Genau, abends als der Mesner die Kirche abschließen wollte, sah er, dass mehrere angezündete Kerzen umgestürzt waren. Das wahre Ausmaß ist aber erst im Nachhinein sichtbar geworden. Ein Kerzenleuchter aus massiver Bronze war abgebrochen, das heißt, es muss eine ziemliche Gewalteinwirkung gegeben haben.

Das Altarkreuz wurde gestohlen, das war sicherlich die größte Sache. Den Fuß haben wir später gefunden, daher gehen wir davon aus, dass es nicht um Diebstahl im Sinne von Bereicherung ging, sondern ums Zerstören.

In einer Ecke der Pfarrkirche wurde uriniert. Das sind schon Dinge, die im ersten Moment sehr schockierend waren. Wir haben auch die Polizei eingeschaltet.

DOMRADIO.DE: Es ging also um reine Zerstörungswut?

Constien: Davon gehe ich zumindest aus. Das ist emotional eine schwierige Sache. Der rein wirtschaftliche Schaden war im mittleren vierstelligen Bereich, aber die emotionale Belastung für einen selbst, war schwerwiegender.

Dass die eigene Pfarrkirche zum Angriffsziel von jemandem wird, dort Dinge zerstört werden und sich nicht ordentlich verhalten wird, ist schockierend. Man stelle sich vor, das passiert im eigenen Wohnzimmer. Darüber wäre man sicher auch nicht glücklich.

Ich denke, für viele gläubige Menschen ist gerade die Kirche ein wichtiger Identifikationspunkt. Ein Ort, wo man sich wohlfühlt, wo man seinen Glauben lebt. Da ist es schon schwerwiegend, wenn so etwas passiert.

DOMRADIO.DE: Es war einerseits der Vandalismus, andererseits das „Danebenbenehmen“, was Sie und vermutlich auch die Gemeinde erschüttert hat. War das ein großes Thema in Gesprächen mit Ihnen?

Constien: Ja, es war immer wieder Thema. Dieses Unverständnis darüber, wie man sich in einem sakralen Raum so verhalten kann.

Es ist natürlich auch andernorts schlimm. Wir kennen wahrscheinlich alle Beispiele dafür, wie zerstörte Bushaltestellen aussehen. Aber im sakralen Raum ist es für uns nochmal etwas anderes, dieser Angriff gegen das Kreuz, auch wenn es nur die Bronze war, der Angriff gegen die Gottesmutter am Marienaltar, wo dieser Leuchter abgebrochen war: Das hat die Leute hier schon etwas erschüttert.

DOMRADIO.DE: Haben Sie das Kreuz ersetzt?

Constien: Das Kreuz haben wir mittlerweile ersetzen können, weil wir das Glück hatten, dass der gleiche Künstler noch ein Kreuz anbieten konnte. Das wurde überarbeitet und steht jetzt dort. Aber ich habe sehr bewusst diese Lücke auf dem Altar etwa ein halbes Jahr lang gelassen, auch als sichtbares Zeichen dafür, hier ist etwas passiert. Das haben die Leute auch wahrgenommen.

Quelle: domradio.de

Von Nazi-Schergen hingerichteter Priester vor Seligsprechung

Vor 90 Jahren, am 30.01.1933, wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt / © dpa 

Beotti versteckte Juden in seiner Gemeinde

Giuseppe Beotti, ein von deutschen Soldaten im Jahr 1944 hingerichteter italienischer Priester, soll demnächst seliggesprochen werden. Papst Franziskus stimmte einem wichtigen Schritt für dieses Verfahren an diesem Samstag zu.

Das teilte das vatikanische Presseamt mit. Nach der Entscheidung des Papstes wird der Tod des Priesters als Martyrium gewertet, einer Seligsprechung steht damit nichts mehr im Wege.

Der damals 32 Jahre alte Geistliche wurde am 20. Juli 1944 in Sidolo (Provinz Parma) von den deutschen Besatzern verhaftet und erschossen. Zuvor hatte er dafür gesorgt, dass rund 100 Juden in Häusern und Schuppen in seiner Gemeinde Unterschlupf finden konnten.

Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © C. Gennari / R. Siciliani

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen.

Der Seligsprechung geht ein kirchliches Untersuchungsverfahren voraus. Dazu muss das jeweilige Heimatbistum Informationen über Leben und Sterben der Person sammeln und ein Wunder oder den Märtyrertod sowie Tugendhaftigkeit und den „Ruf der Heiligkeit“ nachweisen.

Nach Abschluss des Verfahrens werden die Akten der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zugeleitet. Sie prüft die Echtheit der Dokumente und Zeugenaussagen und holt gegebenenfalls Gutachten über Wunder ein.

Quelle: domradio.de

Kardinal kritisiert Franziskus-Gewissen

Kardinal Raymond Burke © J. Shaw

Während einer Rede am 13. April in Rom kritisierte Kardinal Burke eine Vorstellung von „Gewissen“, die [von Franziskus] benutzt wird, „um sündige Handlungen zu rechtfertigen“ (LaNuovaBq.it). Er entlarvte ein Konzept von „Gewissen“ als „subjektive Dimension“, die die letzte Instanz der Entscheidung darstellt, während das Gewissen in Wahrheit die Fähigkeit des Menschen ist, die objektive Wahrheit in Religion und Moral zu erkennen. „Der Mensch erschafft sich nicht selbst“, sondern „besitzt eine Natur, die er respektieren muss und nicht nach Belieben manipulieren kann“, sagte Burke.

© gloria.tv (Screenshot)

Quelle: NEWS gloria.tv