Regensburger Pfarrer zeigt sich von Zerstörungswut entsetzt

Vandalismus in Kirchen / © H. Oppitz

„Emotional eine schwierige Sache“

Gotteshäuser in Bayern sind vermehrtes Ziel von Vandalismus. Im Jahr 2022 gab es 294 Fälle von Sachbeschädigung. Tendenz steigend, bilanziert das Landeskriminalamt. Auch die Kirche „Heiliger Geist“ in Regensburg wurde angegriffen.

DOMRADIO.DE: Ihre Kirche „Heiliger Geist“ in Regensburg wurde im November 2021 selbst Opfer von Vandalismus. Das ist abends beim Abschließen aufgefallen, oder? 

Pfarrer Hartmut Constien (Heiliger Geist Regensburg): Genau, abends als der Mesner die Kirche abschließen wollte, sah er, dass mehrere angezündete Kerzen umgestürzt waren. Das wahre Ausmaß ist aber erst im Nachhinein sichtbar geworden. Ein Kerzenleuchter aus massiver Bronze war abgebrochen, das heißt, es muss eine ziemliche Gewalteinwirkung gegeben haben.

Das Altarkreuz wurde gestohlen, das war sicherlich die größte Sache. Den Fuß haben wir später gefunden, daher gehen wir davon aus, dass es nicht um Diebstahl im Sinne von Bereicherung ging, sondern ums Zerstören.

In einer Ecke der Pfarrkirche wurde uriniert. Das sind schon Dinge, die im ersten Moment sehr schockierend waren. Wir haben auch die Polizei eingeschaltet.

DOMRADIO.DE: Es ging also um reine Zerstörungswut?

Constien: Davon gehe ich zumindest aus. Das ist emotional eine schwierige Sache. Der rein wirtschaftliche Schaden war im mittleren vierstelligen Bereich, aber die emotionale Belastung für einen selbst, war schwerwiegender.

Dass die eigene Pfarrkirche zum Angriffsziel von jemandem wird, dort Dinge zerstört werden und sich nicht ordentlich verhalten wird, ist schockierend. Man stelle sich vor, das passiert im eigenen Wohnzimmer. Darüber wäre man sicher auch nicht glücklich.

Ich denke, für viele gläubige Menschen ist gerade die Kirche ein wichtiger Identifikationspunkt. Ein Ort, wo man sich wohlfühlt, wo man seinen Glauben lebt. Da ist es schon schwerwiegend, wenn so etwas passiert.

DOMRADIO.DE: Es war einerseits der Vandalismus, andererseits das „Danebenbenehmen“, was Sie und vermutlich auch die Gemeinde erschüttert hat. War das ein großes Thema in Gesprächen mit Ihnen?

Constien: Ja, es war immer wieder Thema. Dieses Unverständnis darüber, wie man sich in einem sakralen Raum so verhalten kann.

Es ist natürlich auch andernorts schlimm. Wir kennen wahrscheinlich alle Beispiele dafür, wie zerstörte Bushaltestellen aussehen. Aber im sakralen Raum ist es für uns nochmal etwas anderes, dieser Angriff gegen das Kreuz, auch wenn es nur die Bronze war, der Angriff gegen die Gottesmutter am Marienaltar, wo dieser Leuchter abgebrochen war: Das hat die Leute hier schon etwas erschüttert.

DOMRADIO.DE: Haben Sie das Kreuz ersetzt?

Constien: Das Kreuz haben wir mittlerweile ersetzen können, weil wir das Glück hatten, dass der gleiche Künstler noch ein Kreuz anbieten konnte. Das wurde überarbeitet und steht jetzt dort. Aber ich habe sehr bewusst diese Lücke auf dem Altar etwa ein halbes Jahr lang gelassen, auch als sichtbares Zeichen dafür, hier ist etwas passiert. Das haben die Leute auch wahrgenommen.

Quelle: domradio.de

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