Archiv für den Monat: Oktober 2023

Iran, Katar, Hamas: Die Achse des Bösen

©APA AFP Iranian Foreign Ministry

Terror-Eminenz. Inzwischen steht fest: Die Killer der Hamas haben sich vor, während und nach dem monströsen Überfall auf Israel mit dem Iran und der Terrormiliz Hisbollah intensiv ausgetauscht. Iran, Hisbollah und Hamas haben mehrere geheime Treffen abgehalten. Das bestätigte Ahmed Abdulhadi, Hamas-Vertreter im Libanon: „Wir haben uns als Achse des Widerstands auf höchster Ebene abgestimmt“, erzählte er „Newsweek“. Zwei Jahre lang wurde der Angriff geplant, nur die „Stunde null“ also den Moment des Losschlagens, entschied die Hamas selbst.

Das Mullah-Regime unterstützt die Hamas und die libanesische Hisbollah mit Geld, militärischem Training, Waffen, Geheimdienstinformationen. Teheran liefert Kamikaze-Drohnen, Raketen-Teile. Eingeflogen werden diese über die russische Luftwaffenbasis Latakia in Syrien. Von dort gelangen sie in den Libanon und an Israels Grenze.

Krieg gegen Israel. Iran und Hamas verfolgen ein gemeinsames Ziel: Auslöschung Israels, Vertreibung der Juden. „Jeder Tropfen Blut, der von den Palästinensern vergossen wird, bringt das zionistische Regime dem Untergang näher“, so Irans ­Präsident Ebrahim Raisi zuletzt.

Jahrelang bildete der iranische Generalmajor Qassem Soleimani die Killertruppen aus: „Er hat uns alle technologischen Fähigkeiten des Irans zur Verfügung gestellt“, so Yahya Sinwar, Hamas-Führer in Gaza. Soleimani wurde im Jänner 2020 bei einem US-Luftangriff im Irak getötet. Seine Rolle übernahm General Ismail Ghaani, der alle pro-iranischen Milizen im Nahen Osten dirigiert.

Das Ziel: Eine geschlossene Front gegen Israel. Schon jetzt haben die Mullahs im Libanon (Hisbollah), im Irak (Schiitische Milizen), im Jemen (Hu­this), Syrien sowie im Gazastreifen (Hamas) Einfluss. Mit den Hamas-Verbrechen haben sie eine „neue Ära“ im Krieg gegen Israel eingeleitet.

Hamas-Führer: Sein Luxus-Leben in Katar

Dollars. Nicht nur der Iran unterstützt die Hamas, sondern auch Katar. Das Wüstenemirat ist ­neben dem Iran der Topsponsor der Hamas. Ebenso hält Emir Tamim bin Hamad Al Thani (43) seine schützende Hand über Ismail Hanija, 61, den politischen Chef der Hamas. Obwohl Israels Auslandsgeheimdienst Mossad ihn seit Jahren jagt, muss er sich in der katarischen Hauptstadt Doha nicht verstecken.

Zuletzt traf er dort den iranischen Außenminister Hussein Amirabdollahian (Foto oben).

Im Mai 2017 wählte die Schura der Hamas, eine Art oberstes Gremium, Hanija zum neuen Vorsitzenden ihres politischen Büros. Er hat 13 Kinder, wie seine Familie lebt er nicht in Gaza, sondern pendelt zwischen einer feudalen Residenz in der Türkei und dem Wüstenemirat.

Mehrere politische und militärische Führer der Hamas wurden bereits vom israelischen Geheimdienst gezielt ­getötet. Seither verteilt die Hamas die Führungsaufgaben stets auf mehrere Personen.

Das Sagen im Gaza-Streifen hat Mohammed Deif, Chef der Kassam-Brigaden, der stärksten Killertruppe des militärischen Arms.

Quelle: oe24

Kardinal Burke: „Echter Verlust des Respekts für das Allerheiligste Sakrament“

Raymond Leo Kardinal Burke  – Bild: © Joseph Shaw, CC BY-NC-SA, #newsZqlueseiws

„Der Respekt für das Allerheiligste Sakrament ist tatsächlich verlorengegangen, weil nicht verstanden wird, dass dies der Leib Christi ist.“ Das sagte Kardinal Burke vor NcRegister.com (10. Oktober) in einem Interview über sein neues Buch Leib und Blut des Herrn respektieren: Wann die Heilige Kommunion verweigert werden sollte.

Kardinal Burke sagte, dass Personen, die sich im Stand der auch nicht öffentlichen Todsünde befinden, die Kommunion erst nach Beichte und Absoluten empfangen dürften. Das beinhalte „natürlich“ den festen Vorsatz der Besserung.

Er unterstreicht, dass auch Menschen, die das Gute wollen, in Todsünden fallen: „Wenn wir einigermaßen standesbewusste Menschen sind, wissen wir, wann wir gesündigt haben, selbst wenn wir versuchen, uns selbst zu belügen und zu sagen: „Nun, es ist keine Sünde‘.“

Interview mit dem Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Don Davide Pagliarani FSSPX Bild: fsspx.de (Screenshot)

Leitlinien des Pontifikats von Papst Franziskus

Das Gespräch wurde in Menzingen von FSSPX.Aktuell am 5. Mai 2023, dem Fest des heiligen Pius V., geführt.


wird eine Kirche ohne Lehre, ohne Dogma, ohne Glauben propagiert. Eine lehrende Autorität wird nicht mehr benötigt. Alles wird im Geist der Liebe und des Dienens aufgelöst, ohne genau zu wissen, was das bedeutet und wohin es führen soll. 


FSSPX.Aktuell: Hochwürdiger Herr Generaloberer, Papst Franziskus hat kürzlich das zehnjährige Jubiläum seines Pontifikats gefeiert. Was zeichnet Ihrer Meinung nach diese letzten Jahre besonders aus?

Don Davide Pagliarani: Die ersten beiden zentralen und wegweisenden Ideen waren die Barmherzigkeit im Sinne einer „allumfassenden Begnadigung“ sowie die neue Moral, basierend auf dem Respekt vor der Erde als dem „gemeinsamen Zuhause des Menschengeschlechts“. Die letzten Jahre waren ohne Zweifel von der Idee der Synodalität geprägt. Es ist dies keine wirklich neue Idee1 [1], aber Papst Franziskus hat sie zum Schwerpunkt seines Pontifikats gemacht.

Sie wird so oft wiederholt, dass man manchmal gar nicht mehr hinhört. Dennoch ist sie die Quintessenz eines ausgereiften und vollendeten Modernismus. Aus ekklesiologischer Sicht soll die synodale Revolution die Kirche in ihrer hierarchischen Struktur, ihrer Funktionsweise und vor allem in der Glaubenslehre tiefgreifend prägen und verändern.

Was sind die Gründe dafür, dass man der Synodalität mittlerweile schon überdrüssig geworden ist?

Vielleicht hat man sie zu sehr als deutsches oder, wenn man alle Aspekte berücksichtigt, als belgisches Problem wahrgenommen und ihre allumfassende Dimension aus den Augen verloren. Sicherlich spielen die Deutschen eine besondere Rolle im synodalen Prozess, aber das vorliegende Problem ist ein römisches und damit ein universelles. Mit anderen Worten: Es betrifft die gesamte Kirche.

Wie würden Sie diesen Synodalen Weg definieren?

Dieser Weg spielt sich in erster Linie in der konkreten Lebenswirklichkeit ab. Es handelt sich nicht um eine im Voraus definierte Doktrin, vielmehr um eine verworrene Vorgehensweise, oder besser gesagt einen „Prozess“, der losgetreten wurde, ohne die daraus resultierenden Ergebnisse zu kennen. Im Klartext: Man ist fest entschlossen die Kirche auf den Kopf zu stellen. Die lehrende Kirche versteht sich nicht mehr als Hüterin einer Offenbarung, die von Gott stammt und deren Bewahrerin sie ist, sondern als eine Gruppe von Bischöfen, die im Verein mit dem Papst den Gläubigen zuhört – insbesondere allen Randgruppen, will sagen man schenkt ganz besondere Aufmerksamkeit all dem, was die am weitesten entfernten Seelen vorschlagen. Es ist eine Kirche, in der der Hirte zum Schaf wird und das Schaf zum Hirten.

All dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott sich nicht durch die traditionellen Kanäle der Heiligen Schrift und der Tradition offenbart, welche von der Hierarchie gehütet werden, sondern durch die „Erfahrung des Gottesvolkes“. Aus diesem Grund begann der Synodale Weg mit einer Befragung der Gläubigen in den Diözesen auf der ganzen Welt. Auf Grundlage dieser Umfragen wurden auf Ebene der Bischofskonferenzen Arbeitspapiere erstellt, die schließlich zu einer ersten, vor einigen Monaten veröffentlichten römischen Synthese führten.

Welche Bedeutung hat die Idee, dass Gott sich und seinen Willen durch die Erfahrung des Gottesvolkes offenbart?

Diese Idee ist die eigentliche Grundlage des gesamten modernistischen Gebäudes. Der hl. Papst Pius X. baut seine ganze Enzyklika Pascendi darauf auf, diese falsche Vorstellung von Offenbarung zu entlarven. Wenn man den Glauben auf die persönliche Erfahrung reduziert – eine Erfahrung, die sich zunächst auf den Einzelnen bezieht, anschließend mit der Gemeinschaft geteilt wird – anstatt sich auf die Heilige Schrift und die Tradition zu beziehen, dann öffnet man den Glaubensinhalt und in der Folge auch die Struktur der Kirche für jedwede Form der Evolution. Eine Erfahrung ist per definitionem an einen Zeitpunkt, eine Epoche gebunden: Sie ist eine Realität, die in Zeit und Geschichte stattfindet und daher ihrem Wesen nach entwicklungsfähig ist. So wie sich auch das Leben eines jeden von uns in steter Bewegung befindet und sich daher weiterentwickelt.


Synodalität ist die Quintessenz eines ausgereiften und vollendeten Modernismus. 


Ein solcher „Erfahrungsglaube“ ist notwendigerweise darauf ausgerichtet, sich entsprechend den Empfindungen und Bedürfnissen der verschiedenen Phasen der Geschichte zu entwickeln. Er „gewinnt“ ständig an neuen Inhalten und entledigt sich gleichzeitig all dessen, was nicht mehr aktuell sein könnte. Auf diese Weise wird der Glaube zu einer tendenziell menschlichen Realität, welche – wie die Geschichte der Menschheit – an immer neue und sich verändernde Umstände geknüpft ist. Auf lange Sicht bleibt nicht mehr viel übrig vom Ewigen, Transzendenten und Unveränderlichen. Wenn man noch von Realitäten wie Gott und Kirche spricht, so letztlich als eine Projektion dessen, was die Erfahrung im Hier und Jetzt erlebt. Diese beiden Begriffe werden zusammen mit allen anderen dogmatischen Elementen unseres Glaubens in ihrer wahren Bedeutung und Tragweite unwiederbringlich verändert: Sie werden nach und nach von der verschwommenen Begrenztheit des einfachhin Irdischen und Veränderlichen absorbiert. Ihre Bedeutung ändert sich mit den Menschen und mit der Erfahrung, welche die Menschheit mit Gott macht. Der Gedanke an sich ist nicht neu, aber der synodale Prozess stellt in seiner Breitenwirkung und Gründlichkeit einen neuen Höhepunkt dar.

Was können Sie uns über diese von Ihnen erwähnte „römische Synthese“ sagen?

Es handelt sich um einen Text, der im Oktober 2022 unter dem Titel „Mach den Raum deines Zeltes weit“ veröffentlicht wurde. Es ist ein Arbeitsdokument zur Reflexion für die Bischöfe, welche sich in dieser Etappe des Synodalen Weges auf Ebene ihrer jeweiligen Kontinente versammeln.2 [2] Diese Synthese wird als Ausdruck des sensus fidei der Gläubigen vorgestellt und den Bischöfen wird empfohlen, sie im Gebet zu studieren, „mit den Augen des Jüngers gelesen […], der [… sie als] Zeugnis für einen Weg der Umkehr zu einer synodalen Kirche erkennt.“3 [3] Dieser vermeintliche Ausdruck des Glaubenssinns der Gläubigen soll also Bezugspunkt für die Hirten werden, um daraus Konsequenzen zu ziehen und endgültige Entscheidungen zu treffen.


Es wird ausdrücklich die Etablierung einer Kirche gefordert, die auf dem Kopf steht. Das Lehren soll fortan nicht mehr die Aufgabe der lehrenden Kirche sein. 


Der Inhalt dieses Textes sowie die darin enthaltenen Vorschläge sind jedoch von Anfang bis Ende ein Desaster. Es gibt praktisch nichts, was als Ausdruck des katholischen Glaubens betrachtet werden könnte: Die meisten Vorschläge propagieren stattdessen die Auflösung der Kirche zugunsten einer völlig neuen Lebenswirklichkeit. Man kann zur Not noch nachvollziehen, dass Gläubige und sogar Priester – vor allem heutzutage – imstande sind, seltsame Dinge zu behaupten. Aber es ist absolut unfassbar, dass solche Äußerungen die Zusammenfassung dessen darstellen, was vom Generalsekretariat der Synode im Vatikan festgehalten wurde.

Gibt es Passagen in dieser Synthese, die Sie besonders betroffen haben?

Leider sind die meisten Abschnitte beängstigend. Zwei Passagen sind meiner Meinung nach ein repräsentatives Spiegelbild des gesamten Dokuments, insbesondere des Wunsches, durch die Synode das Wesen der Kirche selbst zu verändern. Als erstes wird hinsichtlich der Autorität ausdrücklich die Etablierung einer Kirche gefordert, die auf dem Kopf steht. Das Lehren soll fortan nicht mehr die Aufgabe der lehrenden Kirche sein: „Es ist wichtig, ein institutionelles Modell zu gestalten, das synodal ist, als kirchliches Paradigma für den Abbau der Strukturen in der Machtpyramide, in der vorzugsweise Einzelpersonen an der Spitze stehen. Die einzige rechtmäßige Autorität in der Kirche muss die der Liebe und des Dienstes nach dem Vorbild des Herrn sein.4 [4]

Man fragt sich, ob man es hier mit Ketzerei zu tun hat oder einfach nur mit einer inhaltsleeren Hülse, die gar keine Einordnung mehr zulässt. Der Häretiker „glaubt“ nämlich noch an etwas und hat vielleicht noch eine Vorstellung von der Kirche, wenn auch eine verzerrte. Hier haben wir es mit einer Vorstellung von Kirche zu tun, die nicht nur verschwommen, sondern – um einen französischen Modebegriff zu verwenden – geradezu „liquide“ (dt. flüssig) ist. Mit anderen Worten: Es wird eine Kirche ohne Lehre, ohne Dogma, ohne Glauben propagiert. Eine lehrende Autorität wird nicht mehr benötigt. Alles wird im Geist der Liebe und des Dienens aufgelöst, ohne genau zu wissen, was das bedeutet – wenn es überhaupt etwas bedeutet – und wohin es führen soll.

Sie haben eine zweite Passage erwähnt, die Ihnen besonders aufgefallen ist. Welche?

In der Tat scheint mir ein weiterer Abschnitt den Geist des gesamten Textes gut auf den Punkt zu bringen, zusammen mit dem charakteristischen Stimmungsbild, der diesen letzten Jahren des Pontifikats eigen ist: „Die Welt braucht eine ‚Kirche im Aufbruch‘, die die Trennung zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen ablehnt, die den Blick auf die Menschheit richtet und ihr anstelle einer Doktrin oder Strategie eine Heilserfahrung anbietet, eine ,überbordende Gabe‘, die auf den Schrei der Menschheit und der Natur antwortet.5 [5]  Ich bin davon überzeugt, dass dieser kurze Satz eine viel tiefere Bedeutung und Tragweite in sich birgt, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.


Die Kirche wird darauf begrenzt, ein abgespecktes, rein natürliches ‚Evangelium‘ zu verkünden, […] einer Menschheit, die man nicht mehr bekehren will. 


Die Ablehnung der Unterscheidung zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen ist zwar verrückt, aber im heutigen Kontext nur logisch: Wenn der Glaube keine wahrhaft übernatürliche Realität mehr ist, verändert das die Daseinsberechtigung der Kirche selbst (die ja diesen Glauben zu bewahren und zu predigen verpflichtet ist), sowie ihres Verhältnisses zu den Menschen. Denn wenn der Glaube nur eine Erfahrung unter vielen ist, ist nicht einzusehen, warum er besser sein oder warum er universell durchgesetzt werden sollte. Mit anderen Worten, eine Gefühlserfahrung kann niemals mit einer absoluten Wahrheit auf gleicher Stufe stehen: Ihr Wert ist der einer bestimmten Meinung, die nicht mehr die Wahrheit im traditionellen Sinn des Wortes sein kann. Das führt in der Folge logischerweise zur Ablehnung der Unterscheidung zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Es bleibt nur die Menschheit übrig, mit ihren Erwartungen, Meinungen und Rufen, welche allesamt als solche nichts Übernatürliches fordern.

Die Kirche bietet der Menschheit somit eine Lehre an, die nicht mehr die Vermittlung einer transzendenten Offenbarung beinhaltet. Die Kirche wird darauf begrenzt, ein abgespecktes, rein natürliches „Evangelium“ zu verkünden, ein einfaches Buch zum Nachdenken und zur Selbsthilfe, das sich unterschiedslos für jedermann eignet. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die neue Ökotheologie und Moral, wie sie von Laudato si’ vorgeschlagen wird, perfekt zu einer Menschheit passt, die man nicht mehr bekehren will und in der man auch keinen Unterschied mehr zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen macht.

Medial legt die Synode ihr ganzes Augenmerk auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Wie sehen Sie dieses Thema?

Es ist nicht zu leugnen, dass der weltweite Erwartungsdruck in diesem Bereich seinen Widerhall im Synodalen Weg findet. Die Kirche wird aufgefordert, den emotionalen Bedürfnissen dieser Menschen mehr Akzeptanz und Aufmerksamkeit entgegenzubringen, insbesondere durch die Schleusen, welche das Apostolische Schreiben Amoris lætitia geöffnet hat. Dies ist eines der Themen, bei denen die Erwartungen am größten sind. Dem Beobachter drängt sich der Eindruck auf, dass die Autorität der Kirche einerseits an das Prinzip erinnert, dass solche Paare nicht gesegnet werden können – das war beispielsweise der Fall bei der Antwort der Glaubenskongregation vom März 2021. Auf der anderen Seite wurden solche Paare dennoch bei verschiedenen Gelegenheiten gesegnet: Einige gingen zur Kirche, um nach einer standesamtlichen Trauung auf dem Rathaus eine Segnung zu empfangen.

Vor einigen Monaten haben die belgisch-flämischen Bischöfe sogar ein offizielles Ritual zur Segnung dieser Paare veröffentlicht, eine weitere Initiative, auf die der Vatikan bislang nicht reagiert hat. Laut dem Bischof von Antwerpen soll der Papst sogar davon gewusst und beschlossen haben, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Auch die Deutschen schlagen in diesem Bereich weitreichende und offen revolutionäre Schritte nach vorne vor. All dies führt unweigerlich zu Gegenreaktionen bei einigen Bischöfen und Gläubigen, während viele andere die Dinge einfach nur passiv beobachten.


Auf diese Weise werden die Gebote der traditionellen Moral
in frei wählbare Optionen umgewandelt.
 


So entsteht in diesem wie auch in anderen Bereichen eine Dialektik und Verwirrung, die dazu führt, dass jeder nur mehr darauf wartet, dass sich die Autorität äußert… Diese hat daher die Freiheit, dem Einhalt zu gebieten, was zu verfrüht erscheint, aber gleichzeitig voranzugehen und Dinge zuzugestehen, die nach und nach in die Sitten und Gewohnheiten einfließen. Dann und wann erinnert man an die traditionelle Doktrin, ja man deklariert sie als unveränderlich, was die Konservativen beschwichtigt. Gleichzeitig werden die pastoralen Bedürfnisse von Einzelfällen hervorgehoben, unter Anwendung einer „wundersamen“ Barmherzigkeit, die das Unvereinbare in Einklang zu bringen vermag. In Wirklichkeit werden auf diese Weise die Gebote der traditionellen Moral in frei wählbare Optionen umgewandelt, – genauso wie der Glaube. Das ist das Eigentümliche einer Autoritätsausübung, die nicht mehr auf überzeitlichen Prinzipien basiert, sondern sich empfänglich zeigt für die Erwartungen des Augenblicks, in der festen Entschlossenheit, diese unter dem Gesichtspunkt dessen, was in der Praxis zweckmäßig erscheint, zu erfüllen.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass all dies nicht an einem bestimmten Punkt endet. Diese Art von Amtsausübung funktioniert nach demselben Muster, dem auch die modernen Demokratien folgen: Etwas, das heute nicht beschlossen werden kann, wird morgen beschlossen, wenn durch dieselbe Dialektik, durch neuen Druck, durch neue Präzedenzfälle die Situation reif genug und die Geister ausreichend vorbereitet sind. Das ist eine kurze Beschreibung des Mechanismus, der durch die Synodalität ausgelöst wird. Das ist der Grund warum wir es mit einer vollendeten Erscheinungsform des Modernismus zu tun haben.

Erst kürzlich wurde in einem Antwortschreiben von Papst Franziskus daran erinnert, dass jeder Neupriester, der die tridentinische Messe feiern möchte, die ausdrückliche Erlaubnis des Heiligen Stuhls einholen muss. Wenn eine tridentinische Messe in einer Pfarrkirche genehmigt wird, ist darüber hinaus ebenfalls die Erlaubnis des Heiligen Stuhls erforderlich. Wie bewerten Sie diese Maßnahmen?

Ich denke, man muss kein sehr versierter Experte sein, um die offenkundige Absicht zu begreifen, der tridentinischen Messe ein Ende zu setzen. Das Antwortschreiben vom Februar 2023 und das Apostolische Schreiben Desiderio desideravi vom Juni 2022 zielen darauf ab, den Gebrauch des traditionellen Messbuchs so weit wie möglich einzuschränken und jeden, der es verwenden möchte, zu verängstigen. Unter diesen Umständen kann ich mir kaum vorstellen, dass ein neugeweihter Priester den Mut hat, sich an den Heiligen Stuhl zu wenden, um die Erlaubnis zur Feier der tridentinischen Messe zu erbitten. Ob es uns gefällt oder nicht, seit dem Motu proprio Traditionis Custodes ist diese Messe in der Kirche praktisch verboten; wie Kardinal Roche es erst kürzlich ausdrückte, hat sich mit dem Konzil „die Theologie der Kirche verändert“6 [6], und damit auch ihre Liturgie, welche der Ausdruck derselben ist.

In diesem Klima befinden sich die Mitglieder der sogenannten Ecclesia-Dei-Institute in einer Phase des Abwartens und der Besorgnis. Man hört, dass in Kürze ein neues päpstliches Dokument bezüglich dieser Institute erscheinen könnte. Was können Sie uns dazu sagen?

Ich weiß nichts über ein solches Dokument. Meiner Meinung nach kann ein Priester sein Priestertum nicht in erfüllender Weise leben, wenn er ständig ein Damoklesschwert über seinem Kopf weiß; ein Leben in innerer Ruhe ist ebenfalls unmöglich, wenn man ständig auf der Lauer nach den kleinsten Gerüchten liegt. Ein Priester sollte von seiner Messe leben, ohne sich zu fragen, ob er morgen von seinen Vorgesetzten noch die Erlaubnis haben wird, sie zu feiern. Er sollte darauf bedacht sein, die Seelen an den von ihm ausgespendeten Schätzen teilhaben zu lassen, ohne ständig in der Angst zu leben, selbst davon ausgeschlossen zu sein, bzw. auf ein Wunder zu warten, das ihn aus seiner prekären Lage befreit. Ich glaube nicht, dass die Vorsehung dies will.

Unglücklicherweise leben die Mitglieder dieser Institute – wie viele andere Priester, welche den tridentinischen Ritus zelebrieren möchten –, in einer solchen Angst, wodurch sie sich selbst zum Schweigen angesichts der gegenwärtigen Ereignisse im Leben der Kirche verurteilen, denn sie wissen sehr wohl: An dem Tag, an dem sie nur ein paar Einwände äußern möchten gegen das, was heute geschieht, könnte das Damoklesschwert auf sie herabfallen. Kardinal Roche lässt keine Gelegenheit aus, sie daran zu erinnern. Ich sage das in aller Nächstenliebe: Eine solche Situation erzeugt eine permanente Zwickmühle auf liturgischer und doktrineller Ebene mit der Gefahr, dass diese Priester in Enttäuschung leben und eine irreparable Lähmung erleiden in Bezug auf die Notwendigkeit des öffentlichen Glaubensbekenntnisses. Aus diesem Grund kommt heute in bestimmten Ländern die Reaktion gegen die Tollheiten der synodalen Bewegung paradoxerweise eher aus Kreisen, die nicht an der Verwendung des traditionellen Messbuches festhalten.

Wie sehen sie die Zukunft der Priesterbruderschaft St. Pius X.?

Ich sehe sie in völliger Kontinuität mit dem, was sie bislang verkörpert hat. Sie muss sich mit den aktuellen Ereignissen in der Kirche beschäftigen, ohne sich jedoch für Gerüchte zu interessieren, für das, was ein Kardinal im Vertrauen zu einem Seminaristen gesagt hat, für das, was passieren könnte, für das, was uns passieren könnte… Wir müssen über all dem stehen.


Wir müssen uns bewusst sein, dass dem traditionellen Kult der Kirche auch ein moralisches Leben entspricht, dessen Grundsätze wir nicht verändern dürfen. 


Zum Wohl der Kirche muss die Bruderschaft für ihre Priester und Gläubigen die volle Freiheit der Feier der traditionellen Liturgie bewahren und garantieren. Gleichzeitig muss die Bruderschaft weiterhin für die Aufrechterhaltung der traditionellen Theologie Sorge tragen, welche diese Liturgie begleitet und trägt. Ein noch klar denkender Katholik kann diese Lehre nicht aufgeben: Ihre Veränderung im Laufe des Konzils ist doch das, was – um Kardinal Roche zu paraphrasieren – die neue Messe inspiriert hat. Wir haben die Pflicht, beides zu bewahren, in der vollen Freiheit, uns den Irrtümern zu widersetzen sowie denjenigen, die sie verkünden. Wenn nämlich die Liturgie per definitionem öffentlich ist, dann ist es auch das mit ihr verbundene Glaubensbekenntnis.

Gleichzeitig müssen wir uns heute mehr denn je bewusst sein, dass dem traditionellen Kult der Kirche auch ein moralisches Leben entspricht, dessen Grundsätze wir nicht verändern dürfen. Im Zentrum unserer Religion hat Gott Kreuz und Opfer verankert. Niemand kann sich ohne das Kreuz und das Opfer retten, indem er im Namen einer falschen Liebe und Barmherzigkeit alle Arten von Gräueltaten in Kauf nimmt. Es gibt nur eine einzige Liebe, die rettet, weil es nur eine einzige wahre Liebe gibt, die reinigt: Es ist die Kreuzesliebe, die Liebe der Erlösung; die Liebe, die unser Herr uns gezeigt hat, die er uns mitteilt und die er „Nächstenliebe“ nennen wollte. Aber diese Liebe kann nicht ohne den Glauben existieren, noch ohne diejenigen, die ihn lehren.


[1] Der Synodale Weg begann unmittelbar nach dem Konzil. Über tausend Diözesansynoden wurden seitdem abgehalten. Die echte Neuheit bestand darin, dass dabei auch ständig Laien anwesend waren.
Papst Franziskus hat die Elemente seines Verständnisses von Synodalität gleich zu Beginn seines Pontifikats umrissen. Zunächst durch seine Interpretation des sensus fidei und der Volksfrömmigkeit als Quelle der Offenbarung (Vgl. Evangelii gaudium, Nr. 119-120), sodann zum 50. Jahrestag der Einsetzung der Bischofssynode (17. Oktober 2015), wo er die Frage der Synodalität in einer Erklärung noch deutlicher angesprochen hat. Auf dieser Grundlage erarbeitete die Internationale Theologenkommission einen Text, der den Begriff in eine Form brachte, Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche (2018). Hier wurden die theoretischen Grundlagen gelegt zu dem, was sich heute abspielt.
Die Synode zur Synodalität erscheint somit als eine praxisbezogene, gesamtkirchliche Anwendung jener Ideen, die seit dem Konzil ausgiebig erprobt worden waren und welche während des gesamten Pontifikats thematisiert und theologisch ausgelotet wurden.
[2] Genauer gesagt handelt es sich um sieben Kontinente, denn Süd- und Nordamerika werden getrennt behandelt; ebenso bilden der Nahe Osten und das übrige Asien zwei verschiedene Regionen.
[3] „Mach den Raum deines Zeltes weit“, Nr. 13
[4] Ibid. Nr. 57
[5] Ibid. Nr. 42
[6] „Die Theologie der Kirche hat sich verändert“, erklärte Kardinal Roche. „Früher repräsentierte der Priester von Ferne das ganze Volk: Es wurde durch diese eine Person zusammengefasst, welche allein die Messe feierte. [Heute jedoch] ist es nicht mehr nur der Priester, der die Liturgie zelebriert, sondern auch diejenigen, die mit ihm getauft sind. Das ist eine enorme Bereicherung.“ (Sendung auf BBC Radio 4, ausgestrahlt am 19. März 2023).

Quelle: fsspx.de Bild:fsspx.de (Screenshot)