Archiv für den Monat: März 2018

04.03.2018 – 3. Sonntag der Fastenzeit

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Leo der Große (?-um 461), Papst und Kirchenlehrer
Sermon 48, 1; 10. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1927)

„Er aber meinte den Tempel seines Leibes“

Beherzigen wir nun, was die gesamte Welt dem Kreuze des Herrn zu verdanken hat, dann erkennen wir auch, dass wir uns gebührenderweise auf die Osterfeier durch das vierzigtägige Fasten vorbereiten müssen, um an den göttlichen Geheimnissen würdig Anteil nehmen zu können.

Ist es doch nötig, dass nicht allein die an der Spitze stehenden Bischöfe und Priester zweiten Ranges, dass nicht nur die Diener der Sakramente, sondern auch der ganze Leib der Kirche und die gesamte Schar der Gläubigen von jeder Befleckung rein sind. So soll der Tempel Gottes, dessen Grund sein Gründer selber ist (vgl. 1 Kor 3,11.16), aus lauter herrlichen Steinen bestehen und in jedem seiner Teile im reinsten Licht erstrahlen! […] Wenn auch dieses Haus nicht ohne seinen Baumeister begonnen und vollendet werden kann, so wurde ihm doch von diesem Baumeister die Möglichkeit gegeben, auch selbst etwas zum Ausbau beizutragen. Sind es doch „lebendige“ und „vernunftbegabte“ Steine, die zur Aufführung dieses Tempels verwendet werden (vgl. 1 Petr 2,5). Ist es doch der Geist der Gnade, der sie veranlasst, sich freiwillig zu einem Ganzen zusammenzufügen. […]

Da also einerseits alle Gläubigen zusammen, andererseits alle wieder für sich allein ein und denselben „Tempel Gottes“ bilden (vgl. 1 Kor 3,16; 2 Kor 6,16), so muss dieser vollkommen im einzelnen und vollkommen im ganzen sein. Wenn auch nicht sämtliche Glieder gleich schön sind, wenn auch bei so verschiedenen Teilen die Verdienste nicht ein und dieselben sein können, so gehören doch alle, die das Band christlicher Liebe umschlingt, zu diesem herrlich geschmückten Tempel. Die durch solche Liebe Geeinten freuen sich gegenseitig über die verliehenen Gaben, selbst wenn nicht alle die gleichen Gnadengeschenke genießen. Was sie aber [an anderen] schätzen, das kann auch ihnen nicht fremd bleiben; denn wer das Vorwärtsschreiten des Nächsten gerne sieht, der bereichert sich selbst durch eigenes Wachstum.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

Tagesevangelium – 04.03.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 2,13-25

Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

Vatikan-Brief an Bischöfe

Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer

KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE

Schreiben Placuit Deo

an die Bischöfe der katholischen Kirche

über einige Aspekte des christlichen Heils

I. Einleitung

1.      «Es hat Gott in seiner Güte und Weisheit gefallen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens bekannt zu machen (vgl. Eph 1,9), dass die Menschen durch Christus, das Fleisch gewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und der göttlichen Natur teilhaftig werden (vgl. Eph 2,18; 2 Petr 1,4). […] Die Tiefe der durch diese Offenbarung über Gott und über das Heil des Menschen erschlossenen Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der zugleich der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung ist».[1] Die Lehre über das Heil in Christus muss immer wieder neu vertieft werden. Den Blick fest auf den Herrn Jesus gerichtet, wendet sich die Kirche in mütterlicher Liebe an alle Menschen, um ihnen den ganzen Bundesplan des Vaters zu verkünden. Dieser hat beschlossen, durch den Heiligen Geist «das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen» (Eph 1,10). Das vorliegende Schreiben möchte auf der Linie der großen Tradition des Glaubens und unter besonderer Bezugnahme auf die Lehre von Papst Franziskus einige Aspekte des christlichen Heils hervorheben, deren Verständnis heute aufgrund der jüngsten kulturellen Wandlungen erschwert sein kann.

II. Der Einfluss der aktuellen kulturellen Wandlungen auf das christliche Heilsverständnis

2.      Die Welt von heute vernimmt nicht ohne Schwierigkeit das christliche Glaubensbekenntnis, das Jesus als einzigen Erlöser des ganzen Menschen und der ganzen Menschheit verkündet (vgl. Apg 4,12; Röm 3,23-24; 1 Tim 2,4-5; Tit 2,11-15).[2] Auf der einen Seite neigt der auf das autonome Subjekt konzentrierte Individualismus dazu, den Menschen als ein Wesen zu betrachten, dessen Verwirklichung allein von seinen eigenen Kräften abhängt.[3] In dieser Sichtweise entspricht die Gestalt Christi eher einem Vorbild, das durch Worte und Taten zu guten Werken anspornt, als demjenigen, der die menschliche Verfasstheit wandelt und durch den Geist in ein neues mit dem Vater und untereinander versöhntes Dasein hineinnimmt (vgl. 2 Kor 5,19; Eph 2,18). Auf der anderen Seite breitet sich die Sichtweise eines rein innerlichen Heils aus, die vielleicht eine starke persönliche Überzeugung oder ein intensives Gefühl der Vereinigung mit Gott weckt, ohne aber unsere Beziehungen mit den anderen und mit der geschaffenen Welt anzunehmen, zu heilen und zu erneuern. In dieser Perspektive wird es schwierig, den Sinn der Menschwerdung des Wortes zu erfassen, durch die der Herr – für uns Menschen und zu unserem Heil – ein Glied der Menschheitsfamilie geworden ist und unser Fleisch sowie unsere Geschichte angenommen hat.

3.      Papst Franziskus hat in seinem ordentlichen Lehramt oft auf zwei Tendenzen Bezug genommen, die mit den eben angedeuteten Abweichungen zusammenhängen und die in einigen Punkten Ähnlichkeiten mit zwei alten Häresien, nämlich dem Pelagianismus und dem Gnostizismus, aufweisen.[4] In unseren Tagen gedeiht ein Neu-Pelagianismus, gemäß dem das radikal autonome Individuum vorgibt, sich selbst zu erlösen, ohne anzuerkennen, dass es im Tiefsten seines Seins von Gott und von den anderen abhängig ist. Das Heil wird deshalb von den Kräften des Einzelnen oder von rein menschlichen Strukturen erwartet, die aber nicht imstande sind, die Neuheit des Geistes Gottes aufzunehmen.[5] Eine Art von Neu-Gnostizismus propagiert ihrerseits ein rein innerliches, im Subjektivismus eingeschlossenes Heil,[6] das darin bestünde, dass sich der Verstand «über das Fleisch Christi hinaus zu den Geheimnissen der unbekannten Gottheit erhebt».[7] So wird der Anspruch erhoben, die Person vom Leib und von der materiellen Welt zu befreien, in denen man nicht mehr die Spuren der Vorsehung des Schöpfers erkennt, sondern nur eine Wirklichkeit ohne Sinn, die der eigentlichen Identität der Person fremd wäre und gemäß dem Gutdünken des Menschen manipuliert werden könnte.[8] Es ist freilich klar, dass der Vergleich mit den Häresien des Pelagianismus und des Gnostizismus nur allgemeine gemeinsame Merkmale andeuten will, ohne eine Beurteilung der genauen Art der alten Irrtümer vorzunehmen. Groß ist nämlich der Unterschied zwischen dem heutigen historischen Kontext, der von der Säkularisierung geprägt ist, und der Situation der ersten christlichen Jahrhunderte, in denen diese Häresien entstanden sind.[9] Doch weil der Gnostizismus und der Pelagianismus bleibende Gefahren für ein falsches Verständnis des biblischen Glaubens darstellen, ist es möglich, eine gewisse Ähnlichkeit mit den eben beschriebenen Tendenzen unserer Zeit zu finden.

4.      Der Individualismus des Neu-Pelagianismus sowie die Leibverachtung des Neu-Gnostizismus entstellen das Bekenntnis des Glaubens an Christus, den einzigen und universalen Retter. Wie könnte Christus den Bund mit der ganzen Menschheitsfamilie aufrichten, wenn der Mensch ein isoliertes Individuum wäre, das sich nur mit eigenen Kräften selbstverwirklichen könnte, wie der Neu-Pelagianismus vorgibt? Und wie könnte das Heil durch die Menschwerdung Jesu, sein Leben und Sterben und die Auferstehung in seinem wahren Leib zu uns kommen, wenn nur das wichtig wäre, was das Innere des Menschen von den Begrenzungen des Leibes und der Materie befreit, wie der Neu-Gnostizismus meint? In Anbetracht dieser Strömungen möchte das vorliegende Schreiben bekräftigen, dass das Heil in unserer Vereinigung mit Christus besteht, der durch seine Menschwerdung, sein Leben und Sterben und seine Auferstehung eine neue Ordnung von Beziehungen mit dem Vater und unter den Menschen gestiftet und uns dank der Gabe seines Geistes in diese Ordnung hineingenommen hat. So können wir uns als Söhne und Töchter im Sohn mit dem Vater vereinen und ein Leib im «Erstgeborenen unter vielen Brüdern» (Röm 8,29) werden.

III. Die menschliche Sehnsucht nach Heil

5.      Der Mensch erfährt sich direkt oder indirekt als ein Rätsel: Wer bin ich, der ich lebe, aber das Prinzip meines Daseins nicht in mir habe? Jede Person sucht auf ihre Weise das Glück und strebt danach, es durch den Einsatz der ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu erlangen. Diese allgemeine Sehnsucht kommt aber nicht notwendig zur Sprache oder zum Ausdruck. Sie ist viel geheimer und verborgener, als es scheinen mag, sie zeigt sich vor allem in Situationen der Not. Sehr oft deckt sie sich mit der Hoffnung auf körperliche Gesundheit. Manchmal nimmt sie die Form der Sorge um größeren wirtschaftlichen Wohlstand an. Häufig zeigt sie sich im Wunsch nach innerem Frieden und unbeschwertem Zusammenleben mit dem Nächsten. Das Streben nach Heil zeigt sich als Mühen um ein höheres Gut, trägt aber immer wieder auch das Merkmal des Widerstands und der Überwindung des Schmerzes an sich. Zum Kampf um die Erlangung des Guten kommt das Mühen um Schutz vor dem Bösen: vor Unwissenheit und Irrtum, vor Gebrechlichkeit und Schwäche, vor Krankheit und Tod.

6.      Im Blick auf diese Sehnsucht lehrt uns der Glaube an Christus, der jeden Anspruch auf Selbstverwirklichung zurückweist, dass sie ganz nur dann in Erfüllung gehen kann, wenn Gott selbst dies möglich macht und uns an sich zieht. Das wahre Heil des Menschen besteht nicht in Dingen, die er von sich aus erlangen könnte, wie etwa in Besitz oder materiellem Wohlstand, in Wissenschaft oder Technik, Macht oder Einfluss auf andere, gutem Ruf oder Selbstgefälligkeit.[10] Nichts Geschaffenes kann den Menschen ganz erfüllen, weil Gott uns zur Gemeinschaft mit ihm bestimmt hat und unser Herz ruhelos ist bis es ruht in ihm.[11] «In Wahrheit gibt es nur eine letzte Berufung des Menschen, die göttliche».[12] Die Offenbarung beschränkt sich darum nicht darauf, das Heil als Antwort auf unsere jeweiligen Erwartungen zu verkünden. «Wenn die Erlösung nach den existentiellen Bedürfnissen der Menschen beurteilt oder gemessen werden müsste, wie könnte man dann den Verdacht zurückweisen, einfach einen Erlösergott geschaffen zu haben, der nach dem Bild unserer Bedürfnisse gemacht ist?».[13]

7.      Darüber hinaus muss bekräftigt werden, dass sich der Ursprung des Bösen nach dem biblischen Glauben nicht in der materiellen, körperlichen Welt findet, die als Begrenzung oder Gefängnis erfahren würde, woraus wir gerettet werden müssten. Der Glaube verkündet im Gegenteil, dass die ganze Welt gut ist, weil sie von Gott erschaffen wurde (vgl. Gen 1,31; Weish 1,13-14; 1Tim 4,4), und dass das Böse, das dem Menschen am meisten schadet, aus seinem Herzen kommt (vgl. Mt 15,18-19; Gen 3,1-19). Durch die Sünde hat der Mensch die Quelle der Liebe verlassen. So verliert er sich in Scheinformen der Liebe, die ihn immer mehr in sich selbst verschließen. Diese Trennung von Gott – von dem, der die Quelle der Gemeinschaft und des Lebens ist – zerstört die Harmonie unter den Menschen sowie zwischen den Menschen und der Welt und führt zur Herrschaft der Zerrissenheit und des Todes (vgl. Röm 5,12). Das Heil, das der Glaube uns verkündet, betrifft deshalb nicht nur unser Inneres, sondern unser ganzes Menschsein. Die ganze Person, Leib und Seele, ist nämlich durch die Liebe Gottes nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen, und sie ist berufen, in Gemeinschaft mit ihm zu leben.

IV. Christus, Heiland und Heil

8.      In keinem Augenblick des Weges der Menschheit hat Gott aufgehört, den Kindern Adams sein Heil anzubieten (vgl. Gen 3,15). In Noach richtet er mit allen Menschen einen Bund auf (vgl. Gen 9,9), später mit Abraham und seinen Nachkommen (vgl. Gen 15,18). Das göttliche Heil nimmt so die geschaffene Ordnung auf, die von allen Menschen geteilt wird, und geht seinen konkreten Weg in der Geschichte. Gott erwählt sich ein Volk, dem er die Mittel anbietet, um gegen die Sünde zu kämpfen, und sich ihm zu nähern. So bereitet er den Weg für das Kommen «eines starken Retters im Hause seines Knechtes David» (Lk 1,69). In der Fülle der Zeiten sendet der Vater seinen Sohn in die Welt, der das Reich Gottes verkündet und alle Krankheiten heilt (vgl. Mt 4,23). Die von Jesus gewirkten Heilungen, in denen die Vorsehung Gottes sichtbar wird, sind Zeichen, die auf seine Person verweisen, auf denjenigen, der sich im Osterereignis in Fülle als Herr über Leben und Tod offenbart. Nach dem Evangelium nimmt das Heil für alle Völker seinen Anfang, wenn Jesus aufgenommen wird: «Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden» (Lk 19,9). Die Frohbotschaft vom Heil hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Retter. «Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt».[14]

9.      Der christliche Glaube hat das Heilswerk des Fleisch gewordenen Sohnes Gottes in seiner jahrhundertelangen Tradition durch verschiedene Bilder dargelegt. Er trennte dabei nie die heilende Dimension – Christus hat uns von der Sünde erlöst – von der Dimension der Erhöhung – er hat uns zu Söhnen und Töchtern Gottes gemacht, die seiner göttlichen Natur teilhaftig werden (vgl. 2 Petr 1,4). Wenn wir auf die Gabe des Heils in ihrer absteigenden Perspektive schauen (von Gott her, der kommt, um die Menschen zu erlösen), ist Jesus Lichtbringer und Offenbarer, Erlöser und Befreier, derjenige, der den Menschen vergöttlicht und rechtfertigt. Insofern wir die aufsteigende Perspektive einnehmen (vom Menschen her, der sich Gott zuwendet), ist Jesus derjenige, der als der Hohepriester des Neuen Bundes dem Vater im Namen der Menschheit das vollkommene Opfer darbringt: Er opfert sich selbst, er sühnt für die Sünden, er lebt allezeit, um für uns einzutreten. So wird im Leben Jesu eine wunderbare Synthese zwischen göttlichem und menschlichem Wirken offenbar, welche die Haltlosigkeit der individualistischen Sichtweise zeigt. Einerseits bezeugt nämlich die absteigende Perspektive den absoluten Primat des freien Wirkens Gottes. Die Demut, die Gaben Gottes anzunehmen, bevor wir irgendetwas tun, ist wesentlich, um auf seine Erlöserliebe antworten zu können. Andererseits erinnert uns die aufsteigende Perspektive daran, dass der Vater durch das ganz menschliche Handeln seines Sohnes unser Tun erneuern wollte, damit wir – Christus gleichgestaltet – «die guten Werke» tun können, «die Gott für uns im Voraus bestimmt hat» (Eph 2,10).

10.    Es ist zudem klar, dass das Heil, das Jesus in seiner eigenen Person gewirkt hat, nicht nur das Innere des Menschen betrifft. Um nämlich die heilbringende Gemeinschaft mit Gott jedem Menschen bringen zu können, ist der Sohn Fleisch geworden (vgl. Joh 1,14). Eben weil er Fleisch angenommen hat (vgl. Röm 8,3; Hebr 2,14; 1 Joh 4,2) und von einer Frau geboren wurde (vgl. Gal 4,4), ist «der Sohn Gottes zum Menschensohn»[15] und zu unserem Bruder (vgl.Hebr 2,14) geworden. Indem er so ein Glied der Menschheitsfamilie geworden ist, hat er sich «gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt»[16]. Er hat eine neue Ordnung von Beziehungen mit Gott, seinem Vater, und allen Menschen gestiftet, in die wir eingefügt werden können, um an seinem eigenen Leben teilzuhaben. Die Annahme des Fleisches ist folglich weit davon entfernt, das Heilswirken Christi einzugrenzen, sondern macht es ihm konkret möglich, das Heil Gottes allen Kindern Adams zu vermitteln.

11.     Als Antwort auf die individualistische Verkürzung des Neu-Pelagianismus sowie auf das Versprechen einer bloß innerlichen Befreiung von Seiten des Neu-Gnostizismus muss schließlich daran erinnert werden, wie Jesus als Retter wirkt. Er hat sich nicht darauf beschränkt, uns den Weg zur Begegnung mit Gott zu zeigen – einen Weg, den wir dann mit eigener Kraft im Gehorsam gegenüber seinen Worten und in Nachahmung seines Beispiels gehen könnten. Um uns die Tür zur Erlösung aufzutun, ist Christus vielmehr selbst der Weg geworden: «Ich bin der Weg» (Joh 14,6).[17] Dieser Weg ist zudem nicht ein bloß innerlicher Weg am Rand unserer Beziehungen zu den anderen und zur geschaffenen Welt. Im Gegenteil, Jesus «hat uns den neuen und lebendigen Weg erschlossen […] durch sein Fleisch» (Hebr 10,20). Christus ist also Retter, weil er unsere ganze menschliche Natur angenommen und ein wirklich menschliches Leben in Gemeinschaft mit dem Vater und den Brüdern und Schwestern geführt hat. Das Heil besteht darin, dass wir uns in dieses Leben Christi einfügen lassen, indem wir seinen Geist empfangen (vgl. 1 Joh 4,13). So ist er «in gewisser Weise das Prinzip jeder Gnade gemäß der menschlichen Natur» geworden.[18] Er ist zugleich Heiland und Heil.

V. Das Heil in der Kirche, dem Leib Christi

12.    Der Ort, wo uns das von Christus gebrachte Heil geschenkt wird, ist die Kirche, die Gemeinschaft derer, die in die von Christus gestiftete neue Ordnung der Beziehungen eingegliedert werden und die Fülle des Geistes Christi empfangen können (vgl. Röm 8,9). Das Verständnis für diese Heilsmittlung der Kirche ist eine wesentliche Hilfe, um jedwede Tendenz zu verkürzten Auffassungen zu überwinden. Denn das Heil, das Gott uns anbietet, ist nicht mit eigenen Kräften zu erlangen, wie der Neu-Pelagianismus möchte, sondern mittels der Beziehungen, die dem Fleisch gewordenen Sohn Gottes entspringen und die Gemeinschaft der Kirche formen. Weil die Gnade, die Christus uns schenkt, darüber hinaus nicht ein bloß innerliches Heil bringt, wie die neu-gnostische Sichtweise vorgibt, sondern uns in konkrete Beziehungen hineinnimmt, die er selbst gelebt hat, ist die Kirche eine sichtbare Gemeinschaft: In ihr berühren wir das Fleisch Jesu, in herausragender Weise in den ärmsten und leidenden Brüdern und Schwestern. Die Heilsvermittlung der Kirche, dem «allumfassenden Heilssakrament»,[19] versichert uns, dass das Heil weder in der Selbstverwirklichung des isolierten Individuums noch in seiner inneren Verschmelzung mit dem Göttlichen besteht, sondern in der Eingliederung in eine Gemeinschaft von Personen, die an der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit teilhat.

13.    Die individualistische Sichtweise sowie die rein innerliche Heilsperspektive widersprechen zudem der sakramentalen Heilsordnung, durch die Gott den Menschen retten will. Die in der Kirche mögliche Teilhabe an der neuen Ordnung der Beziehungen, die von Jesus gestiftet wurden, geschieht durch die Sakramente, unter denen die Taufe die Tür[20] und die Eucharistie die Quelle und der Höhepunkt ist.[21] So wird auf der einen Seite sichtbar, dass die Anmaßung einer Selbsterlösung, die nur auf die eigenen menschlichen Kräfte zählt, haltlos ist. Der Glaube bekennt im Gegenteil, dass wir durch die Taufe gerettet werden, die uns das unauslöschliche Siegel der Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche einprägt. Darin wurzelt die Wandlung unserer konkreten Weise, die Beziehungen mit Gott, mit den Menschen und mit den geschaffenen Dingen zu leben (vgl. Mt 28,19). Gereinigt von der Erbsünde und jeder persönlichen Sünde, sind wir so zu einem neuen Leben gerufen, das Christus entspricht (vgl. Röm 6,4). Die Gläubigen wachsen und erneuern sich beständig durch die Gnade der sieben Sakramente, vor allem wenn der Weg schwerer wird und Rückfälle nicht ausbleiben. Wenn sie durch die Sünde von ihrer Liebe zu Christus ablassen, können sie durch das Sakrament der Buße wieder in die Ordnung der von Jesus gestifteten Beziehungen aufgenommen werden, um einen Lebenswandel zu führen, wie er ihn geführt hat (vgl. 1 Joh 2,6). Auf diese Weise blicken sie voll Hoffnung auf das Letzte Gericht, in dem jeder Mensch nach den konkreten Taten der Liebe (vgl. Röm 13,8-10), besonders zu den Schwächsten (vgl. Mt 25,31-46), gerichtet wird.

14.    Der sakramentalen Heilsordnung widersprechen auch die Strömungen, die ein bloß innerliches Heil propagieren. Der Gnostizismus verbindet sich nämlich mit einer negativen Sicht auf die geschaffene Ordnung, die als Begrenzung der absoluten Freiheit des menschlichen Geistes verstanden wird. Folglich wird das Heil als Befreiung vom Leib und von den konkreten Beziehungen, in denen der Mensch lebt, gesehen. Für uns als Erlöste ist das wahre Heil «durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi» (Hebr 10,10; vgl. Kol 1,22) jedoch weit davon entfernt, Befreiung vom Leib zu sein. Es schließt vielmehr auch dessen Heiligung ein (vgl. Röm 12,1). In den menschlichen Leib, der von Gott geformt wurde, ist eine Sprache eingeschrieben, welche den Menschen einlädt, die Gaben des Schöpfers zu erkennen und in Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern zu leben.[22] Durch seine Menschwerdung und sein Ostergeheimnis hat der Retter diese ursprüngliche Sprache wiederhergestellt, erneuert und uns in der leibhaften Ordnung der Sakramente vermittelt. Dank der Sakramente können die Christen in Treue zum Fleisch Christi und folglich in Treue zur konkreten Ordnung der von ihm geschenkten Beziehungen leben. Diese Ordnung von Beziehungen erfordert in besonderer Weise die Sorge um alle Menschen in ihren Leiden, vor allem durch die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit.[23]

VI. Schluss: den Glauben verkünden in der Erwartung des Retters

15.    Das Bewusstsein der Lebensfülle, in die uns Jesus, der Retter, hineinnimmt, drängt die Christen zur Mission, um allen Menschen die Freude und das Licht des Evangeliums zu verkünden.[24] In diesem Bemühen sind sie auch bereit, einen aufrichtigen und konstruktiven Dialog mit den Anhängern anderer Religionen aufzubauen im Vertrauen, dass Gott «alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt»[25], zum Heil in Christus führen kann. Während sich die Kirche mit allen ihren Kräften der Evangelisierung widmet, hört sie nicht auf, das endgültige Kommen des Retters zu erflehen, denn «auf Hoffnung hin sind wir gerettet» (Röm 8,24). Das Heil des Menschen wird erst dann vollendet sein, wenn wir nach dem Sieg über den letzten Feind, den Tod (vgl. 1 Kor 15,26), ganz an der Herrlichkeit des auferstandenen Jesus teilhaben, der unsere Beziehung mit Gott, mit den Brüdern und Schwestern sowie mit den geschaffenen Dingen zur Vollendung führen wird. Das umfassende Heil, das Heil der Seele und des Leibes, ist die endgültige Bestimmung, zu der Gott alle Menschen ruft. Gegründet im Glauben, gestützt auf die Hoffnung, tätig in der Liebe nach dem Beispiel Marias, der Mutter des Retters, der Ersterlösten, haben wir die Gewissheit: «Unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann» (Phil 3,20-21).

Papst Franziskus hat dieses Schreiben, das von der Vollversammlung dieser Kongregation am 24. Januar 2018 beschlossen worden war, am 16. Februar 2018 gutgeheißen und seine Veröffentlichung angeordnet.

Gegeben zu Rom, am Sitz der Kongregation für die Glaubenslehre, am 22. Februar 2018, dem Fest Kathedra Petri.

+ Luis F. Ladaria, S.I.

Titularerzbischof von Thibica, Präfekt

+ Giacomo Morandi

Titularerzbischof von Cerveteri, Sekretär

 

Quelle: vaticannews.va Bild: Screens.

Hl. Pater Pio – 03.03.2018

Worte des hl. Pater Pio – 03.03.2018

Jeder auf dieser Welt hat sein Kreuz. Wir dürfen es aber nicht auf uns nehmen wie der böse Schächer. Wir müssen uns den guten Schächer zum Vorbild nehmen.

Quelle: Worte des hl. P. Pio, CFM.SCJ Archiv Kairo

03.03.2018 – Samstag der 2. Fastenwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Isaak von Stella (?-um 1171), Zisterziensermönch
2. Predigt zu Allerheiligen, §§ 13-20

„Da ging er in sich und sagte: […] ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen“

„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Durch dieses Wort will uns der Herr begreifen lassen, dass der Weg zur Freude über Tränen führt. Über Trostlosigkeit geht der Weg zum Trost; wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer es besitzen will, wird es loslassen; wer es liebt, wird es hassen; wer es bewahrt, wird es verachten (vgl. Lk 9,23f.). Wenn du dich selber erkennen und Herr deiner selbst sein willst, so geh in dich und suche dich nicht außerhalb von dir […] Geh also in dich, Sünder, dorthin, wo du wirklich bist: in dein Herz. Äußerlich bist du ein Tier, nach Art der Welt […]; innerlich bist du ein Mensch, Gott ähnlich (Gen 1,26), und so bist du fähig, vergöttlicht zu werden.

Liebe Brüder, wird sich nicht deshalb ein Mensch, der in sich geht, wie der verlorene Sohn in der Ferne vorfinden, in einer andersartigen Gegend, in einem fremden Land, wo er sich auf den Boden setzt und in Erinnerung an seinen Vater und sein Heimatland weint? […] „Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). Vielleicht bist du auch im Finstern, damit du dich nicht selber sehen musst; und nähst Felle der Eitelkeit aneinander, um deine Schande zuzudecken; und schaust auf deine Umgebung und darauf, was dir gehört, denn dafür sind deine Augen weit geöffnet. Nein, schau nach innen, schau dich an. Da findest du den tiefsten Grund für deine Schande […]

Es ist ganz offensichtlich, liebe Brüder, dass wir außerhalb von uns selbst leben […] Deshalb liegt der Weisheit auch mehr daran, in ein Haus einzuladen, wo man trauert, als in ein Haus, wo man sich freut (Koh 7,3), also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, wieder in sich selbst zurückzurufen und zu ihm zu sagen: „Selig sind die Trauernden“, und ein anderes Mal: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (vgl. Lk 6,25) […] Liebe Brüder, lasst uns weinen vor dem Herrn. Seine Güte möge ihn dazu bewegen, uns zu verzeihen […] Selig sind die Trauernden, nicht weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Die Tränen sind der Weg, der Trost ist die Seligkeit.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

Tagesevangelium – 03.03.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas – Lk 15,1-3.11-32

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht.
Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle.
Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

Hl. Pater Pio – 02.03.2018

Worte des hl. Pater Pio – 02.03.2018

Wir wollen nicht einsehen, dass das Leiden für unsere Seele notwendig ist, dass das Kreuz unser tägliches Brot sein soll. So wie der Körper die Nahrung braucht, so braucht die Seele Tag für Tag das Kreuz, um sich zu reinigen und von den irdischen Dingen zu lösen. Wir wollen nicht begreifen, dass Gott uns ohne das Kreuz weder retten noch heiligen will, ja, nicht kann! Je mehr Er eine Seele an sich zieht, desto mehr läutert Er sie durch das Kreuz.

Quelle: Worte des hl. P. Pio, CFM.SCJ Archiv Kairo

02.03.2018 – Freitag der 2. Fastenwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
Die mystische Rebe, Kap. 3, §§ 5-10

„Sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um“

„Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus (Joh 15,1) […] Um diesen Weinstock werden Gräben ausgehoben, d.h. hinterlistige Fallen gegraben. Wenn man einen Komplott schmiedet, um jemand in eine Falle zu locken, so ist das, als hebe man vor ihm einen Graben aus. Deshalb klagt der Psalmist: „sie haben mir eine Grube gegraben“ (Ps 56(57),7) […] Hier ein Beispiel für solche Fallen: „Sie brachten eine Ehebrecherin“ zu Jesus und sagten: „Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?“ (vgl. Joh 8,3-5) […] Ein weiteres Beispiel: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“ (Mt 22,17).

Sie haben aber entdeckt, dass diese Fallen dem Weinberg nicht schaden; im Gegenteil, „sie haben mir eine Grube gegraben, doch fielen sie selbst hinein“ (Ps 56(57),7) […] Dann haben sie weiter gegraben und gebohrt: nicht nur Hände und Füße haben sie durchbohrt, sondern mit der Lanze in seine Seite gestoßen (vgl. Joh 19,34) und das Innere dieses hochheiligen Herzens geöffnet, das schon durch die Lanze der Liebe verwundet war. Im Hohenlied seiner Liebe sagt der Gemahl: „Du hast mein Herz verwundet, Schwester, Gemahlin“ (vgl. Hld 4,9 (Vulg.)). Herr Jesus, dein Herz ist durch Liebe verwundet worden von deiner Gemahlin, deiner Freundin, deiner Schwester. Warum mussten es auch noch deine Feinde verwunden? Was tut ihr, ihr Feinde? […] Wusstet ihr nicht, dass das Herz Jesu, das Herz des Herrn, schon durchbohrt ist, schon tot, schon geöffnet und von keinem anderen Schmerz mehr getroffen werden kann? Das Herz des Gemahls, Jesu des Herrn, ist von der Liebe verwundet worden, an der Liebe gestorben. Was könnte der Tod ihm noch anhaben? […] Auch die Märtyrer haben ein Lächeln auf den Lippen, wenn man ihnen droht; sie freuen sich, wenn man sie schlägt, und triumphieren, wenn sie den Tod erleiden. Warum? Weil ihre Herzen durch Liebe schon tot sind, „für die Sünde“ (Röm 6,2) und für die Welt […]

Das Herz Jesu ist also für uns verwundet worden und hat für uns zu schlagen aufgehört […] Der leibliche Tod hat einen Augenblick triumphiert, um dann für immer besiegt zu sein. Er wurde vernichtet, als Christus von den Toten auferstand, weil „der Tod keine Macht mehr über ihn hat“ (vgl. Röm 6,9).

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

Tagesevangelium – 02.03.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 21,33-43.45-46

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den anderen brachten sie um, einen dritten steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erstemal; mit ihnen machten sie es genauso.
Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach. Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner