
Josef Grünwidl: „Warum sollten Frauen den Altar nicht küssen?“
Pfarrer Josef Grünwidl, 62, ist der nächste Erzbischof von Wien. Er war Mitglied der berüchtigten ‚Priester-Initiative‘, die 2011 einen ‚Aufruf zum Ungehorsam‘ gegen kirchliche Gesetze lancierte.
Frühes Leben und Wirken
Josef Grünwidl wurde am 31. Januar 1963 in Hollabrunn, Niederösterreich, geboren. Ursprünglich träumte er davon, Musiker zu werden und studierte Orgel, bevor er sich für das Priesteramt entschied. Er wurde am 29. Juni 1988 im Stephansdom in Wien von Kardinal Franz König zum Priester geweiht.
Von 1995 bis 1998 diente er als persönlicher Sekretär von Erzbischof Christoph Schönborn.
Die ‚Invasion der Tauben‘
Für das Pfingstfest 2019 schuf Pfarrer Grünwidl in der Pfarrkirche von Perchtoldsdorf eine Installation, die an ein Kind erinnert.
Er füllte die große gotische Kirche mit über tausend weißen Papiertauben, die von der Decke hingen, und beschrieb dies als „ein Zeichen dafür, dass der Geist nicht domestiziert werden kann“.
Jüngste Ämter
Im Jahr 2023 ernannte ihn Kardinal Schönborn zum Bischofsvikar für das südliche Vikariat der Erzdiözese Wien.
Nach dem Rücktritt Schönborns im Januar 2025 ernannte Papst Franziskus Grünwidl zum Apostolischen Administrator.
Aufruf zum Ungehorsam gegenüber dem Kirchenrecht
Als Pfarrer von Kirchberg am Wechsel schloss sich Josef Grünwidl der antikatholischen ‚Pfarrerinitiative‘ (Priester-Initiative) an. Im Jahr 2011 veröffentlichte die Initiative einen ‚Aufruf zum Ungehorsam‘. Sie erklärten, das Kirchenrecht zu missachten, indem sie Frauen erlaubten, zu predigen und Liturgien zu leiten. Außerdem kündigten sie an, Ehebrechern die Heilige Kommunion zu reichen.
Kardinal Christoph Schönborn rügte Grünwidl für seine Beteiligung an der Initiative.
Wunsch nach verheirateten Priestern
In mehreren Interviews im Jahr 2025 hat Pfarrer Grünwidl den Zölibat kritisiert. „Die zölibatäre Lebensweise wird immer ihren Platz in der Kirche haben, aber sie sollte freiwillig sein, nicht verpflichtend. Das wäre mein Ansatz in dieser Frage.“
In einem Interview am 19. April stimmte er mit dem damals neu ernannten Grazer Weihbischof Johannes Freitag überein. „Ich sehe nicht ein, warum es notwendig sein sollte, zölibatär zu leben, um Priester zu sein“, sagte Grünwidl. Orthodoxe und protestantische Gemeinschaften zeigen, dass es durchaus möglich ist, den pastoralen Dienst mit einer Familie auszuüben.
Am 6. Oktober wiederholte er: „Der Zölibat sollte keine Voraussetzung für das Priesteramt sein, sondern eine frei gewählte geistliche Lebensform.“
Er befürwortet auch die Frauenordination
Bezüglich der Frauenordination sagte Grünwidl, dass „die Diskussion über den weiblichen Diakonat nicht unterdrückt werden darf“.
Er hat auch Sympathie für Vorschläge geäußert, Frauen in das Kardinalskollegium aufzunehmen.
In seiner Predigt im Stephansdom am 26. September las Grünwidl abschließend ein Gedicht von Andreas Knapp, um die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche zu unterstreichen.
Wenn eine Frau das ewige Wort Gottes geboren hat,
warum sollte sie dieses Wort nicht von der Kanzel aus verkünden?
Wenn eine Frau die Füße Jesu geküsst hat,
warum sollten Frauen nicht in der Lage sein, den Altar zu küssen?
Wenn eine Frau den Jüngern als Apostel vorausgegangen ist,
warum sollten sie nicht auch berufen sein, in das apostolische Amt zu folgen?
Musik, Natur und ‚Stunden in einer Kapelle‘
Grünwidl sagte, dass Musik und Naturerlebnisse für ihn „ein Weg zu Gott“ sind. Er fügte hinzu: „Die Anzahl der Wallfahrten, die ich mache, oder die Anzahl der Stunden, die ich in einer Kapelle verbringe, zeigt nicht, ob ich ein spiritueller Mensch bin.“
Unterstützung von der falschen Seite
Die „modernistischen Theologen“ Pfarrer Paul Zulehner (85) und Regina Polak begrüßten die erwartete Ernennung von Grünwidl.
Polak, die Grünwidl lobte, schrieb 2016: „Die Idee, dass Gott Mensch wird, ist ketzerisch – ein Glaube, der von dem abweicht, was in der Bibel bezeugt ist. Weder im Alten noch im Neuen Testament wird die Menschwerdung Gottes erwähnt.“