03.03.2018 – Samstag der 2. Fastenwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Isaak von Stella (?-um 1171), Zisterziensermönch
2. Predigt zu Allerheiligen, §§ 13-20

„Da ging er in sich und sagte: […] ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen“

„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Durch dieses Wort will uns der Herr begreifen lassen, dass der Weg zur Freude über Tränen führt. Über Trostlosigkeit geht der Weg zum Trost; wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer es besitzen will, wird es loslassen; wer es liebt, wird es hassen; wer es bewahrt, wird es verachten (vgl. Lk 9,23f.). Wenn du dich selber erkennen und Herr deiner selbst sein willst, so geh in dich und suche dich nicht außerhalb von dir […] Geh also in dich, Sünder, dorthin, wo du wirklich bist: in dein Herz. Äußerlich bist du ein Tier, nach Art der Welt […]; innerlich bist du ein Mensch, Gott ähnlich (Gen 1,26), und so bist du fähig, vergöttlicht zu werden.

Liebe Brüder, wird sich nicht deshalb ein Mensch, der in sich geht, wie der verlorene Sohn in der Ferne vorfinden, in einer andersartigen Gegend, in einem fremden Land, wo er sich auf den Boden setzt und in Erinnerung an seinen Vater und sein Heimatland weint? […] „Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). Vielleicht bist du auch im Finstern, damit du dich nicht selber sehen musst; und nähst Felle der Eitelkeit aneinander, um deine Schande zuzudecken; und schaust auf deine Umgebung und darauf, was dir gehört, denn dafür sind deine Augen weit geöffnet. Nein, schau nach innen, schau dich an. Da findest du den tiefsten Grund für deine Schande […]

Es ist ganz offensichtlich, liebe Brüder, dass wir außerhalb von uns selbst leben […] Deshalb liegt der Weisheit auch mehr daran, in ein Haus einzuladen, wo man trauert, als in ein Haus, wo man sich freut (Koh 7,3), also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, wieder in sich selbst zurückzurufen und zu ihm zu sagen: „Selig sind die Trauernden“, und ein anderes Mal: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (vgl. Lk 6,25) […] Liebe Brüder, lasst uns weinen vor dem Herrn. Seine Güte möge ihn dazu bewegen, uns zu verzeihen […] Selig sind die Trauernden, nicht weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Die Tränen sind der Weg, der Trost ist die Seligkeit.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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