Archiv für den Monat: August 2021

Die wahre Bedeutung und das Verständnis des Messopfers

Die Heilige Messe im überlieferten Ritus wird erneut geknebelt und verfolgt. Nur kurz währte die Verschnaufpause.

Die geknebelte Heilige Messe: von Padre Pio bis Papst Franziskus

Es ist für einen Gläubigen unserer Tage nicht leicht zu verstehen, was die Heilige Messe wirklich und umfassend ist. Der Grund dafür ist leicht zu erklären: Die durch die liturgische Bewegung reformierte, besser gesagt, revolutionierte Heilige Messe – angeführt von Msgr. Annibale Bugnini, der im Ruch der Freimaurerei starb –, die ab dem ersten Adventssonntag, das heißt, dem 30. November 1969, zelebriert wurde (am 3. April 1969 hatte Paul VI. die Apostolische Konstitution Missale Romanum veröffentlicht, die zwei Dokumente zur Reform des Meßritus promulgierte: die Institutio generalis missalis Romani und den neuen Ordo Missæ, d. h. den neuen Text der Messe und die dazugehörigen Rubriken), ist eine verstümmelte und lehrmäßig toxische Eucharistiefeier. Sie bezieht sich auf die Erinnerung an das letzte Abendmahl und nicht auf das heilige Opfer, das sich regelmäßig und unblutig auf dem Altar erneuert.

Darüber hinaus wird der Gläubige, abgelenkt durch den Priester, der dem Volk zugewandt ist, durch die ihn umgebende Versammlung, durch die Laien-Lektoren/Animateure am Ambo, durch die „Geselligkeit“, die rund um die ganze Gemeinde erzeugt wird … und durch andere liturgische Mißbräuche (einschließlich der Tatsache, den Leib unseres Herrn, ohne vor Ihm niederzuknien, einfach in die Hände zu nehmen) mit dem Novus Ordo nicht mehr in die Lage versetzt, das Wesen der Heiligen Messe wahrzunehmen: Ein zweitausendjähriger Ritus, der nicht am grünen Tisch konstruiert, sondern um den Altar gewachsen ist. Und genau um diesen Altar herum wurden Kirchen, Abteien, Heiligtümer, Klöster … Städte, Dörfer, Weiler errichtet.

Der Priester war, seit jeher, auch in den antiken und heidnischen Kulturen, derjenige, der Opfer brachte und sich dem Himmel zuwandte, aber niemals den Menschen. So galt es auch für die monotheistische jüdische Religion, die Religion, die den Messias erwartete.

  • Der Zweck der Heiligen Messe besteht darin, Gott in Seinem Leib und Seinem Blut anzubeten, die dem Gläubigen durch den Sohn geschenkt werden, um ihn aus Sünde und ewiger Verdammnis zu retten.
  • Der zweite Zweck besteht darin, Gott für alles zu danken, was wir von Ihm empfangen, insbesondere für die göttliche Hostie, wenn Christus selbst in uns kommt.
  • Der dritte Zweck ist der der Versöhnung, der die Wiedergutmachung des Schmerzes zum Ziel hat, den wir dem Einen und Dreieinigen Gott zufügen, wenn wir uns durch Sünden von unserer einzigen Erlösung entfernen, und nur Jesus Christus durch Sein Opfer für unsere Gott angetanen Beleidigungen würdig sühnen kann. Die Heilige Messe ist das Sühneopfer, weil sie in der Eucharistie Christus selbst als Opfer vergegenwärtigt, mit Seinem hingegebenen Leib und Seinem vergossenen Blut, um unsere Sünden wegzuwaschen. „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26, 28).
  • Der vierte Zweck der Heiligen Messe ist die Fürbitte: der Akt, Gott anzuflehen, Ihm unsere Gebete darzubringen: Jesus Christus lebt für uns und tritt für uns ein, indem Er dem Vater Sein Leiden und Seinen Tod am Kreuz darbringt, durch den Er die Sünden all derer gekreuzigt hat, die sich wegen Seiner Liebe bekehren.

So versteht man, daß die Heilige Messe eine ernste, äußerst ernste Angelegenheit ist.

Dieser Ernst wird mit dem neuen und revolutionären Ritus nicht mehr deutlich, der perfekt zur neuen Lehre paßt, die die Welt umarmt anstatt der einzigen Wahrheit, die von Jesus Christus persönlich geoffenbart und den Aposteln vermittelt und von diesen in der Überlieferung an die ersten Bischöfe und Priester, die Kirchenväter, Päpste, Heiligen weitergegeben wurde, Jahrhundert für Jahrhundert … bis zur modernistischen Häresie, die 1907 vom heiligen Pius X. verurteilt wurde, aber in das jüngste Konzil, dem von 1963–1965 , eingedrungen ist, das die Fehler nicht mehr verurteilte, sondern die ganze Kirche aufforderte, auf diese zuzugehen, bis sie von ihnen berauscht wurde. Daher kommen die aktuellen Früchte: die Verwirrung so vieler Gläubiger, der massive Aderlaß der Seminare, Klöster und Kirchen, die Zerstörung der Familien, auch der sogenannten „katholischen“, die Erfolglosigkeit und das Elend der heutigen „katholischen Erziehung“.

Die Heilige Messe aller Zeiten, die von wenigen verteidigt wurde, aber dennoch überlebte, brachte trotz der Verfolgungen weiterhin Priester und Gläubige hervor und wurde dann 2007 von Benedikt XVI. freigegeben. Nach 14 Jahren der kräftigen Vitalität des Vetus Ordo, in denen sowohl Klerus als auch Gläubige die Reihen eines alten, aber immer neuen Ritus auffüllten, um ein Wort des heiligen Augustinus zu paraphrasieren, und die uns die Augen für das öffneten, was in den vergangenen Jahrzehnten in der Kirche geschehen ist, in der es immer weniger Berufungen und Praktizierende gibt, bleibt dieser Ritus ein Stein des Anstoßes und wird erneut ins Herz getroffen. Papst Franziskus sagt in seinem Dokument Traditionis custodes ausdrücklich, daß das Motu proprio Summorum Pontificum seines Vorgängers nutzlos, ja, schädlich war. Mit Sicherheit war es schädlich für jene Kirche, die den „Rauch Satans in den Tempel Gottes“ (Paul VI., Predigt zum Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, 29. Juni 1972) eindringen hat lassen.

Selbst Papst Paul VI., der 1970 das Missale Romanum nach den Angaben des Zweiten Vatikanischen Konzils promulgierte, gewährte persönlich Pater Pio da Pietrelcina (1887–1968) den Indult, die Heilige Messe auch weiterhin öffentlich nach dem Ritus des heiligen Pius V. zelebrieren zu können, obwohl ab der Fastenzeit 1965 die erste Liturgiereform in Kraft war. Der heilige Pater Pio hatte seine guten Gründe, weshalb er darum ersuchte: Die Messe aller Zeiten war vollkommen mit der Lehre aller Zeiten verbunden. Lex orandi und lex credendi sind im Vetus Ordo eine untrennbare Einheit – das gilt auch für den Novus Ordo.

Die Kirchen sind heute immer leerer und schließen sogar ihre Türen, weil ihnen der Priesternachwuchs fehlt; nicht so ist es, wo der Katechismus aller Zeiten weitergegeben und die Messe aller Zeiten zelebriert wird.

Pater Pio sagte:

„Fragt einen Engel, was eine Messe ist, und er wird euch wahrheitsgemäß antworten: Ich verstehe, was sie ist und warum sie zelebriert wird, aber ich erfasse nicht ihren ganzen Wert. Ein Engel, tausend Engel, der ganze Himmel, wissen das und denken so“ (Pater Tarcisio da Cervinara: La Messa di padre Pio, Edizioni La Casa Sollievo della Sofferenza, San Giovanni Rotondo 1977, S. 41).

Er sagte auch, daß die Heilige Messe Gott „unendliche Ehre“ schenkt, und wer daran teilnimmt, so viele „Wohltaten“ empfängt, daß sie „nicht aufgezählt werden können“ und erst im Paradies verstanden werden (Cleonice Morcaldi: La mia vita vicino a Padre PioDiario intimo spirituale, Edizioni Dehoniane, Rom 2000, S. 187). Darüber hinaus erklärte er, daß es auf der Welt einfacher sei, ohne die Sonne auszukommen als ohne die Heilige Messe (Nello Castello/Attilio Negrisolo: Il beato Padre Pio miracolo eucaristico, San Paolo, Cinisello Balsamo 2000, S. 28).

Bei der von Pater Pio zelebrierten Messe strömten die Gläubigen von überall her, sogar aus dem Ausland. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in San Giovanni Rotondo zelebrierte Pater Pio um 12:00 Uhr, aber sehr bald – wegen der Verfolgungen unter den Pontifikaten von Papst Pius XI. und Johannes XXIII. – wurde er angewiesen, summo mane zu zelebrieren, weshalb er für einige Zeit um 4 Uhr morgens zelebrierte. Erst in den letzten Jahren begann die Heilige Messe um 5:00 Uhr. Abgesehen von der für Pilger wenig geeigneten Uhrzeit bestand die andere Schwierigkeit darin, daß es in jener Gegend an Hotels und Unterkünften mangelte. Pilger mußten sich provisorische Unterkünfte bei Familien suchen, die ihnen Aufnahme gewährten und deren Betten sie mindestens einen Monat vorher reservieren mußten. Aber nichts konnte die Gläubigen entmutigen, die herbeiströmten, um den Heiligen Messen beizuwohnen, die von Pater Pio zelebriert wurden. Zahlreich sind die Zeugnisse, aus denen man schöpfen kann, um zu verstehen, wie der heilige Kapuziner das heilige Opfer des Altars zelebrierte: Sie sind eine authentische Photographie davon, wie der heilige Priester an seinem eigenen Leib (er, stigmatisiert wie der heilige Franz von Assisi und erster Priester der Kirchengeschichte, der es war) das Leiden und den Tod Christi lebte.

Die im Katechismus gelehrten Glaubenswahrheiten wurden in den Köpfen und Herzen der Teilnehmer lebendig, die durch die Vermittlung des heiligen Priesters sich selbst und die ganze Welt im Passionsdrama wiederfanden. Die Zeugnisse stimmen darin überein, daß die Zeit während der Zelebration stillzustehen schien, sie zählte nicht mehr.

„Pater Pio repräsentiert nicht das Drama eines anderen. Er und Christus sind innig vereint: ‚Vivo ego, iam non ego…‘ […] Es scheint, daß er die ganze Welt in diesem Akt des Opferns versammelt. […] Die Minuten vergehen wie Blutstropfen. Ich verstehe sofort, daß wir mit der Messe am Ewigen teilhaben. Das Geheimnis des Kreuzes entzieht sich der Dauer der Zeit, weil dieser gequälte Mensch Gott ist. Auf unaussprechliche und für unsere Intelligenz unzugängliche Weise ist der Kalvarienberg in jeder Messe gegenwärtig und wir sind auf dem Kalvarienberg gegenwärtig. Eine Wahrheit, die zu sehr vergessen wird von unseren rastlosen und wankelmütigen Seelen!“ (Schwester M. Immacolata Savanelli FI: Partecipare alla Messa di Padre Pio, in: Il Settimanale di Padre Pio, Nr. 3, 20. Januar 2019).

Die Heilige Messe, die weiterhin geknebelt und verfolgt wird, aber weiterhin existiert und nicht abgeschafft ist, die die heilige Liturgie unauflöslich mit dem heiligen Depositum fidei der kirchlichen Tradition verbindet, bietet den wahren Sinn des heiligen Altaropfers und des höchsten Gutes, an das wir uns halten können. Selbst die Kinder fühlen sich davon angezogen und verharren in religiöser Stille vor dem sich vollziehenden Mysterium, weil Gesten, Weihrauch, Gewänder, geistliche Musik und heilige Formeln zu einer einzigen Wirklichkeit hinführen, der himmlischen, die die Gnade mit unserer Natur vereint.

*Cristina Siccardi, Historikerin und Publizistin, zu ihren jüngsten Buchpublikationen gehören „L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II“ (Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Veränderungen und Ursachen, 2013); „San Pio X“ (Der heilige Pius X. Das Leben des Papstes, der die Kirche geordnet und reformiert hat, 2014); „San Francesco“ (Heiliger Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Gestalten der Geschichte, 2019).

Quelle: Cristina Siccardi / katholisches, G. N. Bild: Corrispondenza Romana

Bischofskonferenz von Costa Rica verbietet den überlieferten Ritus

Die Bischofskonferenz von Costa Rica erließ unter Berufung auf das neue Motu proprio Traditionis custodes ein Verbot des überlieferten Ritus.

(San José) Die Bischöfe von Costa Rica haben in einer beschlossenenen gemeinsamen Erklärung zum Motu proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus bekanntgegeben, daß sie dieses unsägliche Dokument gegen den überlieferten Ritus und die Tradition drakonisch anwenden werden.

Was Franziskus in Traditionis custodes nicht ausspricht, aber wünscht, sagen die Bischöfe in ihrer Erklärung:

„Von nun an ist die Verwendung des Missale Romanum von 1962 oder eine andere Ausdrucksform der Liturgie vor 1970 nicht mehr gestattet.“

Der Kommunikationsstil von Papst Franziskus entfaltet seine Wirkung, wie bereits mit Amoris laetitia gegen die kirchliche Ehe- und Morallehre geschehen, nun gegen den überlieferten Ritus. Dieser Kommunikationsstil besteht darin, daß Franziskus die heikelsten und radikalsten Dinge gar nicht aussprechen muß, und doch verstehen alle genau, was er meint, wünscht oder erwartet.

Franziskus hat in Traditionis custodes den überlieferten Ritus nicht verboten. Das gäbe nur unnötige Reibungsflächen, da sein Vorgänger Benedikt XVI. bereits ein eindeutiges Wort zu dieser Frage gesagt hat. Bergoglianische Bischöfe verbieten aber den überlieferten Ritus, denn mit Traditionis custodes hat ihnen Franziskus dazu grünes Licht erteilt.

Die Costaricanische Bischofskonferenz erstaunt noch in einem weiteren Punkt durch Dreistigkeit: In ihrer Erklärung, die vom Vorsitzenden Msgr. José Manuel Gerrita Herrera, Bischof von Ciudad Quesada, seinem Stellvertreter und dem Generalsekretär unterzeichnet ist, behauptet sie, daß „wir noch nie eine Gruppe von Gläubigen gehabt haben“, die dem überlieferten Ritus verpflichtet ist. Wozu dann das Verbot? Ein Blick auf die Internetseite des Bistums Alajuela liefert die Antwort und widerlegt die Bischofskonferenz. Dort findet sich ein Dokument von 2018 über die Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum, der Gründung einer gleichnamigen Vereinigung und der Zelebration der heiligen Messe im überlieferten Ritus „mit dem Wissen des Diözesanbischofs“. Dies geschah vor dem Hintergrund, die Ausbreitung des Apostolats der Piusbruderschaft in Costa Rica zu bremsen.

Titelkopf der Erklärung der Bischofskonferenz

Nicht nur das: In diesem Dokument der Diözese Alajuela, unterzeichnet vom Kanzler des Bistums, wird festgehalten, daß die Vereinigung Summorum Pontificum keine Positionen vertritt, die nun – drei Jahre später – Franziskus angeblich veranlaßt haben, Traditionis custodes zu veröffentlichen und gegen den überlieferten Ritus und die Gläubigengruppen der Tradition vorzugehen.

Wußte der Bischof von Alajuela nichts von dieser Vereinigung in seinem Bistum und dem Meßort des überlieferten Ritus im Sinne von Summorum Pontificum? Hatte er es vergessen, um im Kreis der Bischofskonferenz nicht aus dem Rahmen zu fallen? Es gibt Hinweise, daß es auch in anderen Bistümern des zentralamerikanischen Landes ähnliche „Ungereimtheiten“ gibt.

Der Fall Costa Rica zeigt, wie eine Bischofskonferenz mit ihrer Gruppendynamik auf das Motu proprio Traditionis custodes reagiert: drakonisch, hartherzig, starr, willkürlich und unehrlich, um Papst Franziskus zu zitieren.

Dieselbe Bischofskonferenz hatte bei den Präsidentschaftswahlen 2018 statt eines konservativen Evangelikalen, der überraschend in die Stichwahl gekommen war, stillschweigend den Kandidaten der Linksparteien unterstützt und ihm zum Wahlsieg verholfen. Als „Gegenleistung“ setzte er 2019 die Abtreibungsliberalisierung durch.

Quelle: katholisches, G. N. Bild: iglesiacr.org (Screenshots)

Papst Franziskus will eine Flurbereinigung mit eiserner Hand

Will Papst Franziskus ein traditionis custos, ein Hüter der Tradition sein?

Niemand kann ernsthaft gedacht haben, daß Traditionis custodes die Einheit der Kirche stärkt

„Falls es wirklich das Ziel des Motu proprio Traditionis custodes war, die Einheit der Kirche zu fördern, kann nach drei Tagen festgestellt werden, daß das Ergebnis das genaue Gegenteil ist.“ 

Mit diesen Worten kommentierte Matteo Matzuzzi, der Vatikanist der italienischen Tageszeitung Il Foglio, den Frontalangriff von Papst Franziskus gegen den überlieferten Ritus und die Gemeinschaften der Tradition. Dieses Ergebnis sei „im übrigen vorhersehbar gewesen“, so Matzuzzi.

Als einen Grund, weshalb das Ergebnis gar kein anderes sein konnte, nennt der Vatikanist:

„Auch weil die Zustimmung zum Zweiten Vatikanischen Konzil, die den Zweiflern per Dekret aufgezwungen wird, nicht funktionieren kann.“

Seit Freitag haben Bischöfe auf der ganzen Welt über Twitter kundgetan, ob sich in ihrer Diözese etwas ändern wird oder nicht. Der Tradition wohlgesonnene Bischöfe ließen wissen, daß bei ihnen das Motu proprio Summorum Pontificum unverändert in Geltung bleibe, während sich „liberale“ Bischöfe mit Verboten überschlagen. Der Bischof von Mayagüez auf Puerto Rico erließ nicht nur umgehend ein Verbot des überlieferten Ritus, sondern auch gleich ein Verbot von Dalmatik, Birett „und die ganze sozusagen alte Ausstattung“. Niemand habe sich bisher aber träumen lassen, sie den Museen abliefern zu müssen, so Matzuzzi.

Kardinal Robert Sarah, bis zum vergangenen Februar Präfekt der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, „twitterte drohend“, daß Papst Benedikt XVI. am 7. Juli 2007 klargestellt habe:

„Was  früheren  Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“

Was gilt nun also, fragt Matzuzzi:

„Bleibt es heilig oder ist es in die Geschichtsbücher zu verbannen? Was hat der arme Gläubige davon zu halten?“

Tatsache sei, so der Vatikanist, daß aus dem Motu proprio Traditionis custodes, „das nicht durch einen Geist des Dialogs glänzt“, nicht die von Franziskus so „beschworene“ Einheit hervorgehe.

„Ganz im Gegenteil. Wenn man die vorgesehenen Bestimmungen liest, ist die Frage berechtigt: Sucht man wirklich die Einheit?“

„Aus welchem Grund wird die Nutzung der Pfarrkirchen den Gläubigen des von Benedikt XVI. vorgesehenen Ritus untersagt, während dieselben Pfarrkirchen sogar für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden, die wenig oder nichts an Liturgischem oder Geistlichem haben, von Konzerten, Lesungen, Tagungen und Diskussionen bis zu Gebeten von Imamen?“

Wie es unschwer vorherzusehen war, befinde sich die „traditionalistische Galaxie in Aufruhr“. Einige würden „zu einer Art heiligem Krieg gegen den Vatikan aufrufen, andere schwören, sich zu den Lefebvrianern von Ecône zu flüchten, wieder andere erklären sich zu Märtyrern und versichern trotzdem, weiterhin für den regierenden Papst zu beten“.

Das „Problem ist wieder einmal das Zweite Vaticanum“. Papst Franziskus hätten sich zwei Wege aufgetan, so Matzuzzi. Er hätte den Dialog wählen, oder „manu militari“ eine Treueerklärung aufzwingen können.

„Im Unterschied zu dem, was früher einmal geschehen ist, wurde der zweite Weg gewählt – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.“

Die „alternative“ Lesart sei, daß man „vielleicht Klarheit suchte“. Die Zeit der Verhandlungen und des Schwankens sei vorbei: „Man hat zu gehorchen“ und basta.

„Die Gläubigen des überlieferten Ritus werden faktisch ausgegrenzt im Namen einer Flurbereinigung der nicht angepaßten und – in einigen Fällen – gegnerischen Teile der Konzilskirche.“

Es falle schwer, so Matzuzzi, ernsthaft annehmen zu können, daß eine Maßnahme, wie die am vergangenen Freitag veröffentlichte, „Ruhe in eine Kirche bringen wird, die jeden Tag neue Fronten eröffnet: die deutsche Synode, die US-amerikanischen Mauern, China, die Prozesse gegen angeklagte Kardinäle.“ 

„Da fehlte nur noch die lateinische Messe.“

Quelle: katholisches, G. N. Bild: Vatican.va (Screenshot)

Traditionis custodes zeige einen Hirten, der die Schafe „wütend mit dem Stock schlägt“

Seine Exzellenz Weihbischof Athanasius Schneider

Weihbischof Athanasius Schneider: „Es wird eine weltweite Kette von Katakomben-Messen entstehen“

Weihbischof Athanasius Schneider, einer der herausragendsten Bischöfe der katholischen Kirche, nahm in einem Interview mit der US-amerikanischen Zeitung The Remnant ausführlich zum neuen Motu proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus Stellung, mit dem das Kirchenoberhaupt den überlieferten Ritus „erniedrigt“ und eine „Ungerechtigkeit“ gegenüber jenen Katholiken begeht, die diesem Ritus verbunden sind. Vor allem habe Franziskus damit in der Kirche eine „Zweiklassengesellschaft“ geschaffen. Das Interview führte Diane Montagna.

Sein erster Eindruck von Traditionis custodes sei der eines Hirten gewesen, der nicht den „Geruch der Schafe“ habe, sondern „sie wütend mit einem Stock schlägt“.

Durch Traditionis custodes gebe es in der Kirche die „Privilegierten“, die Katholiken „Erster Klasse“, die mit dem Novus Ordo Missae verbunden sind. „Eine große Anzahl katholischer Familien, Kinder, Jugendlicher und Priester“, die mit dem überlieferten Ritus verbunden sind und „mit großem geistlichem Nutzen die Wirklichkeit und das Geheimnis der Kirche erfahren haben“, sind zu Katholiken „zweiter Klasse“ gemacht worden, „die kaum noch geduldet werden“.

Das Motu proprio und der dazugehörende Begleitbrief zeigen, so Weihbischof Schneider, eine „erstaunlich engstirnige Haltung“. Vor allem der „abfällige Ton“ stehe in einem „eklatanten Kontrast“ zu den von diesem Pontifikat verkündeten Leitsätzen. Diese seien das Gegenteil von Uniformität, die Franziskus im liturgischen Bereich anstrebe. Der Gesamteindruck „als Ganzes“ zeige eine „pastorale Intoleranz und sogar spirituelle Starrheit“. In dem von ihm unterzeichneten Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen „begrüßt Papst Franziskus die ‚Vielfalt der Religionen‘, während er in seinem neuen Motu proprio die Vielfalt der liturgischen Formen im römischen Ritus entschieden ablehnt“.

Der Weihbischof lobte seine Mitbrüder im Bischofsamt, die als Reaktion auf Traditionis custodes die Gläubigen unterstützt haben. Darin zeige sich, daß das Motu proprio einen „Bumerang-Effekt“ haben werde. In Anspielung auf das Motu proprio, in dem der Heilige Geist in Anspruch genommen wird, betont Msgr. Schneider, daß das weltweite „kontinuierliche Wachstum“ der Meßorte des überlieferten Ritus „zweifellos das Werk des Heiligen Geistes und ein wahres Zeichen der Zeit“ sei.

Damit sie nicht zu „Kämpfern gegen Gott“ werden

Papst Franziskus und jene, die nun mit der Umsetzung des Motu proprio befaßt sind, sollten den Rat des Gamaliel (Apg 5,38f) beherzigen, damit sie nicht zu „Kämpfern gegen Gott“ werden.

„Ein fast tausend Jahre alter gültiger und hoch geschätzter liturgischer Schatz ist nicht das Privateigentum eines Papstes, über das er frei verfügen kann.“

Daß die überlieferte liturgische Form Spaltung schafft und die Einheit der Kirche bedroht, „wird durch die Tatsachen widerlegt“.

„In der Vergangenheit erkannte die römische Kirche die Vielfalt der Ausdrücke in ihrer lex orandi an. In der apostolischen Konstitution, die die tridentinische Liturgie verkündete, Quo Primum (1570), erkannte Papst Pius V., der alle liturgischen Ausdrucksformen der römischen Kirche billigte, die mehr als zweihundert Jahre alt waren, sie als einen ebenso würdigen und legitimen Ausdruck der lex orandi der römischen Kirche an. In dieser Bulle erklärte Papst Pius V., daß er in keiner Weise andere legitime liturgische Ausdrucksformen innerhalb der römischen Kirche aufhebt.“

Der Vergleich, den Franziskus mit Pius V. zog, sei daher nicht angemessen, denn der überlieferte Ritus, der bis zur Liturgiereform von Paul VI. 1969 Gültigkeit hatte, sei nicht durch Pius V. entstanden, sondern „blieb schon Jahrhunderte vor dem Konzil von Trient im wesentlichen unverändert. Die erste gedruckte Ausgabe des Missale Romanum stammt aus dem Jahr 1470, also hundert Jahre vor dem von Pius V. herausgegebenen Meßbuch.“

„Diskriminierung einer fast tausend Jahre alten liturgischen Form“

Das neue Motu proprio von Papst Franziskus sei auch deshalb „zutiefst besorgniserregend“, weil „es eine Haltung der Diskriminierung gegenüber einer fast tausend Jahre alten liturgischen Form der katholischen Kirche zeigt“. Einerseits habe die Kirche „nie“ das abgelehnt, was ihr im Laufe von Jahrhunderten „Ausdruck der Heiligkeit“ gewesen sei. Die Völker Europas und der anderen Kontinente „wurden evangelisiert und doktrinär und geistig durch den überlieferten römischen Ritus geformt“.

Weihbischof Schneider empfiehlt Seminaristen und jungen Priestern, um die Erlaubnis für den überlieferten Ritus anzusuchen und „diesen gemeinsamen Schatz der Kirche zu nutzen“:

„Und sollte ihnen dieses Recht verweigert werden, können sie ihn dennoch nutzen.“

Mit den Normen, die Papst Franziskus in Traditionis custodes festgeschrieben habe, werde versucht, „den Seelen und dem Leben so vieler Katholiken unbarmherzig die überlieferte Liturgie zu entreißen, die heilig ist und die geistliche Heimat dieser Katholiken darstellt“.

Die überlieferte Messe sei „ein Schatz, der der ganzen Kirche gehört, da sie seit mindestens tausend Jahren von Priestern und Heiligen zelebriert und zutiefst geschätzt wird“.

Die neuen Liturgie-Inquisitoren

Die Bischöfe, die seit der Veröffentlichung des neuen Motu proprio die überlieferte Liturgie verboten haben, bezeichnete Weihbischof Schneider als neue „Liturgie-Inquisitoren“ mit einem „erstaunlich rigiden Klerikalismus“, also etwas, das Franziskus in der Vergangenheit beklagt habe.

Das gegen die Tradition gerichtete Motu proprio von Papst Franziskus weise „einige Ähnlichkeiten“ mit den „schicksalhaften und äußerst starren liturgischen Entscheidungen“ auf, die unter Patriarch Nikon von Moskau die russisch-orthodoxe Kirche 1652–1666 getroffen hat. Sie führten zu einem dauerhaften Schisma der Altrituellen, welche die liturgischen und rituellen Praktiken der russischen Kirche wie vor den Reformen von Patriarch Nikon beibehielten.“ „Heute bedauert die russisch-orthodoxe Kirche die drastischen Entscheidungen des Patriarchen Nikon, denn wenn die von ihm umgesetzten Normen wirklich pastoral gewesen wären und die Anwendung des alten Ritus erlaubt hätten, hätte es kein jahrhundertelanges Schisma mit vielen unnötigen und grausamen Leiden gegeben.“

Bischöfe, besonders in den USA und Frankreich, die sich trotz Traditionis custodes hinter die Gläubigen der Tradition stellten, lobte Weihbischof Schneider wegen ihrer „wahren apostolischen und pastoralen Haltung“. Das Motu proprio werde „letztlich ein Pyrrhussieg“ sein und einen „Bumerang-Effekt“ zeigen. Wenn es darum gehe, die überlieferte Form des römischen Ritus zu unterdrücken, „verliert ein Aufruf zum Gehorsam seine Kraft“.

Und wie wird die Zukunft aussehen?

„Mit der Zeit wird sicherlich eine weltweite Kette von Katakomben-Messen entstehen, wie es in Zeiten der Not und Verfolgung geschieht. Wir können in der Tat Zeuge einer Ära geheimer überlieferter Messen werden.“

Quelle: katholisches, G. N. Bild: CFM.SCJ Archiv Alexandria