Franziskus erteilt der Tradition zu Dreikönig eine Ohrfeige

Papst Franziskus erteilte in seiner Predigt zu Epiphanie der Tradition eine Ohrfeige und kritisierte jene, die sein Motu proprio Traditionis custodes kritisieren – so der Reuters-Korrespondent Philip Pullella.

(Rom) Kaum hat das neue Jahr begonnen, hat Papst Franziskus auch schon seine Lieblingsgegner wiederentdeckt. Und die Hofberichterstatter wie Philip Pullella, der Vatikankorrespondent von Reuters, tragen die päpstliche Kritik bereitwillig in alle Welt hinaus. Genauer gesagt, liefert Pullella erst die eigentliche Lesart der päpstlichen Ohrfeige, die Franziskus in seiner Predigt zu Ephipanie erteilte. Pullella nennt als Adressaten die „Konservativen“, meint aber die Tradition.

Pullella wurde am 13. November von Papst Franziskus mit dem Großkreuz des Piusordens ausgezeichnet. Dieser wird vor allem Staatsoberhäuptern, Regierungschefs und Diplomaten verliehen. Bis 1939 war damit die Adelung verbunden. Pullella ist Vatikan-Korrespondent von Reuters, einer der drei internationalen Presseagenturen, die weltweit meinungsführend sind. Pullella sandte gestern folgende Botschaft in die Welt, die er in die Überschrift packte:

„Der Papst kritisiert die Konservativen der katholischen Kirche, die in einer ‚Rüstung‘ eingeschlossen sind.“

Und weiter:

„Papst Franziskus hat am Donnerstag die Konservativen angegriffen, die sich dem Wandel in der Römisch Apostolischen Katholischen Kirche widersetzen, und beklagt, daß einige die Religion als selbstbezogen und in ‚Rüstungen‘ eingeschlossen verstehen.“

Dann wird Pullella deutlicher:

„Am Epiphaniefest, dem Tag der Heiligen Drei Könige, kritisierte der Heilige Vater jene, die sich seiner Entscheidung widersetzt haben, die traditionalistische lateinische Messe einzuschränken, und sagte, die Liturgie dürfe nicht in einer ‚toten Sprache‘ gefangen sein.“

Was Franziskus sagte und was er meinte

Was aber sagte Papst Franziskus wörtlich?

„Brüder und Schwestern, wie für die Sterndeuter so gilt auch für uns: Die Reise des Lebens und der Weg des Glaubens benötigen Sehnsucht, inneren Schwung. Zuweilen leben wir in einem Geist des ‚Parkens‘, wir leben geparkt, ohne diesen Schwung der Sehnsucht, der uns voranbringt. Es tut uns gut, uns zu fragen: Wo stehen wir auf der Reise des Glaubens? Sind wir nicht schon viel zu lange stehengeblieben und in einer konventionellen, äußeren, formalen Religion geparkt, die das Herz nicht mehr erwärmt und das Leben nicht verändert? Lösen unsere Worte und Bräuche in den Herzen der Menschen den Wunsch aus, sich auf Gott zuzubewegen, oder sind sie eine ‚tote Sprache‘, die nur von und zu sich selbst spricht? Es ist traurig, wenn eine Gemeinschaft von Gläubigen keine Sehnsucht mehr verspürt und sich ermattet in Verwaltungsangelegenheiten voranschleppt, anstatt sich von Jesus verblüffen zu lassen, von der überwältigenden und aufrüttelnden Freude des Evangeliums. Es ist traurig, wenn ein Priester die Tür der Sehnsucht verschlossen hat; es ist traurig, dem klerikalen Funktionalismus zu verfallen, es ist sehr traurig.“

Weder das Motu proprio Traditionis custodes noch andere konkrete Bezüge wurden von Franziskus erwähnt. Pullella ist demnach der Interpret des Papstes. Weiß er mehr? Offenbar, denn ansonsten wäre eine so eindeutige Interpretation eines Reuters-Korrespondenten nicht denkbar. Pullella wurde demnach vorab die Lesart zur Predigt geliefert, damit er sie in die Welt hinaustragen würde. Diese Aufgabe wurde in der Vergangenheit vor allem von Andrea Tornielli übernommen, bevor ihn Franziskus direkt in den Vatikan berief. Tornielli, Hauptchefredakteur mit Leitungs- und Koordinierungsbefugnis aller vatikanischer Medien, wurde übrigens heute vormittag von Franziskus in Audienz empfangen.

Die lateinische Kultsprache der Kirche ist demnach für Franziskus eine „tote Sprache“ und die Priester, die sich ihr verbunden und verpflichtet wissen, sind dem „klerikalen Funktionalismus verfallen“, was „sehr traurig“ sei, da sie Priester seien, die „die Tür der Sehnsucht verschlossen“ haben. 

Die Todesstarre der lateinischen Sprache muß sich allerdings allein auf den überlieferten Ritus beziehen, denn in der Papstmesse des gestrigen Hochfestes sang nicht nur der Chor das Ordinarium auf Latein. Auch Papst Franziskus bediente sich fast ausschließlich der Liturgiesprache der römisch-katholischen Kirche, die deshalb auch lateinische Kirche genannt wird. Die Eucharistiefeier wurde von ihm ausschließlich auf Latein zelebriert.

Die tiefsitzende Abneigung

Pullella erhellt in seinem Bericht ein weiteres Stück von jenen Beweggründen, die Franziskus zum Motu proprio Traditionis custodes und dem darin angestoßenen Vernichtungsfeldzug gegen den überlieferten Ritus, mit immer repressiveren Maßnahmen (Diözese Rom, Responsa ad dubia, Erzdiözese Chicago), veranlaßt haben. Die Frage, wie begründet und berechtigt solche Beweggründe überhaupt sind, stellt Pullella, der Großkreuzritter des Piusordens, nicht.

Das päpstliche Sprachrohr bei Reuters vertieft vielmehr die traditionsfeindliche Botschaft:

„Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) wurde die lateinische Messe nicht mehr in großem Umfang verwendet und durch die Ortssprachen ersetzt. Im Juli verschärfte der Papst die Regeln für die Feier der lateinischen Messe, nachdem er argumentiert hatte, daß die lateinische Messe von Reformgegnern ausgenutzt werde, um die Einheit der katholischen Kirche zu beschädigen, und kehrte damit die Entscheidungen seiner beiden Vorgänger um. Seitdem haben einige Konservative, darunter auch Bischöfe, den Papst offen herausgefordert, was zu dem jüngsten Kapitel in dem von einigen so genannten ‚Liturgiekrieg‘ in der Kirche geführt hat.“

Die Vorgehensweise ist nicht neu, sondern im Pontifikat von Papst Franziskus vielmehr altbekannt: Franziskus wirft einen Stein in den Teich, verwendet dazu aber die Hand eines anderen, damit seine Beteiligung weder sicher nachgewiesen noch er dafür verantwortlich gemacht werden kann. Bei Franziskus handelt es sich dabei nicht nur um Taktik, sondern um eine Strategie, die ein enger Mitarbeiter, Erzbischof Bruno Forte, Sondersekretär der Familiensynode, als „typisch für einen Jesuiten“ bezeichnete.

Quelle: katholisches, G.N. Bild: Vatican (Screenshot)

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