Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Beda Venerabilis (um 673-735), Mönch und Kirchenlehrer
5. Homilie; CCL 122,36
„Ihm sollst du den Namen Jesus geben“
Im Hebräischen bedeutet der Name „Jesus“ so viel wie „Heil“ oder „Retter“, ein Name, der für Propheten als feststehende Berufung galt. So kam es zu Worten, die in großer Sehnsucht nach seinem Anblick gesungen wurden: „Mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken, meine Seele wird jubeln über den Herrn, nach deiner Hilfe sehnt sich meine Seele“ (vgl. Ps 13,6; 35,9; 119,81). „Ich will jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott, meinen Retter“ (vgl. Hab 3,18). Und vor allem: „O Gott! durch deinen Namen errette mich“ (Ps 53(54),3 (Vulg.)). Es ist so, als ob gesagt würde: Du, der du dich Retter nennst, rette mich und offenbare so den Ruhm deines Namens. Demnach ist der Name des Sohnes, der aus der Jungfrau geboren wurde, Jesus, wie der Engel erklärt hatte: „Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ […]
Das Wort „Christus“ nun bezeichnet priesterliche oder königliche Würde. Priester und König waren ja „gesalbt“, d.h. mit heiligem Öl gesalbt; damit waren sie Zeichen dessen, der bei seinem Erscheinen in der Welt als wahrer König und Hoherpriester mit dem Öl der Freude gesalbt wurde wie keiner seiner Gefährten (Ps 45,8). Aufgrund dieser Salbung wird er Christus genannt, und wer an eben dieser Salbung teilhat, an der Salbung der Gnade des Geistes, wird Christ genannt. Möge der Herr um seines Namens, des Retters, willen uns von unseren Sünden erlösen! Möge er durch seine Salbung zum Hohenpriester uns mit Gott dem Vater versöhnen, durch seine Salbung zum König uns das ewige Königreich seines Vaters schenken!
Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner