Kommentar zum heutigen Evangelium
Origenes (um 185-253), Priester und Theologe
Homilien zum Evangelium nach Lukas, Nr. 3; SC 87
Groß in den Augen des Herrn
Zacharias war beim Anblick des Engels verschreckt. Wenn eine unbekannte Gestalt in das Blickfeld eines Menschen tritt, trübt sie den Verstand und erschreckt das Herz. Der Engel, der um die menschliche Natur weiß, beruhigt ihn zunächst mit den Worten: „Fürchte dich nicht, Zacharias“. Er richtet den Verstörten wieder auf und erfüllt ihn mit Freude durch die Botschaft: „Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen“ […] Noch heute ist die Geburt des Johannes für alle Welt die Ankündigung einer frohen Botschaft. Und wer […] Kinder hat und diese Verantwortung auf sich nehmen will, soll Gott darum bitten, dass sein Kind auf ähnliche Weise in die Welt eintreten kann. Und diese Geburt wird auch ihm eine große Freude bereiten.
Von Johannes heißt es: „Er wird groß sein vor dem Herrn“. Diese Worte offenbaren die Seelengröße des Johannes, eine Größe in den Augen Gottes. Aber es gibt da in der Seele auch eine bestimmte Kleinheit. So wenigsten verstehe ich die folgende Stelle des Evangeliums: „Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten!“ (Mt 18,10) […] Man verlangt von mir nicht, den Großen nicht zu verachten, denn wer groß ist, den kann man nicht verachten; sondern es wird mir gesagt: „Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten“ […] Das Wort „Klein“ steht nicht unbeabsichtigt da.
Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner