04.02.2018 – 5. Sonntag im Jahreskreis

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
1. Predigt zur Ankunft des Herrn, 7-8 (Übers. aus: Bernhard von Clairvaux: Sämtliche Werke lat./dt. Innsbruck: Tyrolia, 1996. Bd. 7, S. 69-71)

„Jesus fasste sie an der Hand und richtete sie auf“

Wie wunderbar ist doch die Herablassung Gottes, der den Menschen sucht, wie groß die Würde des Menschen, der so gesucht wird! […] O Herr, „was ist der Mensch, dass du ihn so hoch achtest und deinen Sinn auf ihn richtest?“ (Ps 143(144),3; Ijob 7,17).
Doch möchte ich begreifen, was es bedeutet, dass jener zu uns gekommen ist. Warum sind nicht vielmehr wir zu ihm gegangen? Es war doch unsere Not; auch ist es nicht Gewohnheit der Reichen, zu den Armen zu kommen, selbst dann nicht, wenn sie ihnen etwas gewähren wollen. Gewiss, meine Brüder, viel eher hätten wir zu ihm kommen müssen, aber es gab ein doppeltes Hindernis. Unsere Augen waren nämlich in Finsternis gehüllt, jener aber wohnt in unzugänglichem Licht (1 Tim 6,16); auch lagen wir gelähmt im Krankenbett und konnten uns nicht zu jener göttlichen Erhabenheit aufrichten. Deshalb stieg der Erlöser und Seelenarzt voll Güte von seiner Höhe herab und milderte für unsere schwachen Augen seinen strahlenden Glanz. Er umgab sich gleichsam mit dem Gehäuse einer Laterne, das heißt mit jenem herrlichen und von jedem Makel freien Leib, den er annahm.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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