Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Johannes XXIII. (1881-1963), Papst
L’Osservatore Romano, 20/09/1959
„Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern“
Die wirtschaftliche Not ist die schreckliche Geisel unserer stürmischen Zeit. Die Sorge um das tägliche Brot und um Wohlstand erfüllt uns angesichts der aufgewühlten und unzufriedenen, leider allzu oft auch hungernden Menschheit mit großer Sorge. Es ist unsere Pflicht, unsere Kräfte zu bündeln, die nötigen Opfer zu bringen, gemäß der dem Evangelium verpflichteten katholischen Lehre und gemäß den klaren und feierlichen Instruktionen der Kirche, um eine für alle gerechte Lösung zu finden. Doch vergeblich werden wir uns abmühen, die Mägen mit Brot zu füllen und die manchmal entfesselten Begierden zu befriedigen, wenn wir es nicht schaffen, die Seelen mit dem wahren, wesentlichen, göttlichen Brot des Lebens zu sättigen; sie mit diesem Christus zu nähren, nach dem sie hungern und dank dem man nur den Weg „zum Berg des Herrn“ (vgl. 1 Kön 19,8) wiederaufnehmen kann.
Vergeblich werden wir die Ökonomen und Gesetzgeber um neue Regeln sozialen Zusammenlebens bitten, wenn wir dem Blick des Volkes das zärtliche und mütterliche Lächeln Mariens unterschlagen, deren Arme geöffnet sind, um alle ihre Kinder zu bergen. An ihrer Brust sackt der Hochmut in sich zusammen, besänftigen sich die Herzen in der Poesie christlichen Friedens und christlicher Liebe. Bündeln wir unsere Anstrengungen, damit niemals vom menschlichen Herz das abgetrennt werde, was Gott in der kirchlichen Lehre wie in der Geschichte der Welt, so wunderbar vereint hat: die Eucharistie und die Jungfrau.
Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé