Sterben für Allah?

Es ist ein schockierendes Bild: Mustafa K., ein junger Deutscher, hält in einer syrischen Ortschaft grinsend den abgeschlagenen Kopf eines gefallenen Gegners in die Kamera. Mustafa K. ist kein Einzelfall: Etwa 300 fanatisierte, junge Deutsche kämpfen nach offiziellen Angaben derzeit im syrischen Bürgerkrieg auf Seiten islamistischer Terrorgruppen. In einigen deutschen Städten gibt es eine Szene gewaltbereiter und radikalisierter Muslime, die diesen Kampf unterstützen und selbst bereit sind, für ihre Form des Glaubens in den Tod zu ziehen. Was bringt diese jungen Frauen und Männer dazu, in einem fremden Land für Allah sterben zu wollen? Der Film gibt exklusive Einblicke in diese Szene und zeigt die Schwierigkeit der deutschen Gesellschaft im Umgang mit diesem Phänomen. Enis starb mit nur 16 Jahren in Syrien Frankfurt am Main und Dinslaken am Rand des Ruhrgebiets: Beide Städte halten traurige Rekorde, die sie miteinander verbinden. Gleich vier Jugendliche aus Frankfurt sind in Syrien ums Leben gekommen, darunter auch das jüngste deutsche Opfer: Enis Ü., gerade einmal 16 Jahre alt. Die meisten kämpften für die ISIS, deren Kämpfer für ihre Brutalität und ihre strikte Religionsauslegung gefürchtet sind. Genau das scheint sie für junge Radikale aus dem Westen so anziehend zu machen. In Dinslaken scheint diese Radikalität auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Ein gutes Dutzend junger Männer hat sich der ISIS angeschlossen. Der Film „Sterben für Allah?“ zeichnet den Weg der Radikalisierung dieser jungen Deutschen nach, zeigt das Umfeld, in dem sich die jungen Muslime radikalisieren. Aber auch verzweifelte Angehörige kommen zu Wort, die nicht verstehen können, wie ihre Kinder in die Fänge der Gotteskrieger geraten konnten. Was treibt die Jugendlichen überhaupt in die Arme der Islamisten? Es ist vor allem das Gefühl der Perspektivlosigkeit, dass sie als Muslime nicht anerkannt werden in unserer Gesellschaft. „Das macht anfällig für die Rattenfänger, die einfache Antworten geben“, sagt der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer. Was hat die fanatische Auslegung des Islam, die von den Gotteskriegern gelehrt wird, überhaupt noch mit Religion zu tun? „Sehr wenig“, lautet die fast einhellige Meinung der deutschen Islamwissenschaftler. Die Ideologie der Gotteskrieger ist eher eine Melange aus religiösen Versatzstücken und politischer Agitation. In der deutschen Öffentlichkeit wird das Problem der Gotteskrieger jedoch meist als eines der muslimischen Gemeinden gesehen. Die sind mit dem Problem überfordert, haben sich muslimische Gemeinden doch jahrelang um Integration bemüht. Nun stehen die Gemeindevertreter vor den Trümmern ihrer Arbeit, müssen hilflos zusehen, wie sich die eigenen Söhne und Töchter radikalisieren. Der Film „Sterben für Allah?“ gibt erschreckende Einblicke in die Denkweise der Radikalen, zeigt die Verführungsmechanismen und sucht nach Antworten, wie unsere Gesellschaft auf diese Herausforderung reagieren soll.

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