Gefeiert am 27. Dezember

Hl. Johannes – Apostel, Evangelist, Märtyrer

* in Bethsaida, heute der Hügel Et-Tell bei Ad Dardara in Syrien
† um 101 (?) in Ephesus, heute Ruinen bei Selçuk in der Türkei (?)

Über den Apostel Johannes, nach der Überlieferung Verfasser des vierten Evangeliums und dreier Briefe, sind wir aus der Hl. Schrift gut unterrichtet.  Er wurde als Sohn des Fischers Zebedäus und seiner Frau Salome in Betsaida in Galiläa geboren und wurde wie sein Bruder Jakobus ebenfalls Fischer. Johannes war zuerst Jünger des Täufers, dann folgte er Jesus. Die Berufungsgeschichte Johannes` und seines Bruders finden wir zusammen mit der Berufung von Simon  (Petrus) und Andreas z.B. bei Mt 4, 18-22. Johannes hatte wie sein Bruder ein heftiges Temperament, Jesus nannte die beiden „Donnersöhne“ (Mk 3,17). Viele Stellen im Neuen Testament weisen darauf hin, dass Johannes mit seinem Bruder Jakobus und Petrus eine Sonderstellung unter den Aposteln einnahm. Die drei waren dabei, als Jesus die Tochter des Jairus auferweckte (Mk 5,37; Lk 8,51), Jesus nahm sie mit auf den Berg zu seiner Verklärung (z.B. Mt 17,1 ff) und auch zur Stätte seiner Todesangst im Garten Getsemani (z.B. Mk 14,33). Auch Paulus spricht in seinem Brief an die Galater (2,9) von den drei Aposteln als den Säulen der Kirche.

Das liebliche Bild von Johannes in der Kunst geht aber zurück auf den im Johannesevangelium häufig gebrauchten Ausdruck „der Jünger, den Jesus liebte“,  worunter die Tradition Johannes selbst verstanden hat, der sich so charakterisieren wollte. Man nennt  daher Johannes auch den „Lieblingsjünger“, und dabei haben wir sicher oft das Bild vor Augen, das die sogenannte Johannesminne darstellt, also eine besondere Nähe zwischen Jesus und Johannes, der „an der Brust Jesu ruhte“.  Man saß allerdings damals nicht auf Stühlen beim Tisch, sondern lag auf einen Ellenbogen gestützt, halb quer auf einer Art Liege, wobei der Oberkörper dem Tisch zugewandt war, die Füße nach rückwärts lagen. Wenn Johannes den Platz neben Jesus hatte und mit ihm sprechen wollte, musste er seinen Kopf Jesus zuneigen, sodass er der Brust Jesu nahekam. In Joh 13, 21-30, wo Jesus den Verräter ankündigt, gibt Petrus dem Johannes ein Zeichen, er solle Jesus fragen, wer es ist: „Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte: Herr, wer ist es?“ (Joh 13,25). Doch auch wenn Jesus kaum Johannes in seinen Armen gehalten hat, wie uns die Kunst vorstellt, zeigt die Szene doch ein besonderes Vertrauensverhältnis, sonst hätte Petrus den Herrn ja auch selbst fragen können. Noch deutlicher zeigt sich das besondere Vertrauen, das Je­sus zu Johannes hatte, darin, dass er ihm sterbend seine Mutter anvertraute (Joh 19, 26-27); Johannes war als einziger der Jünger Jesu nach dessen Festnahme gefolgt und als einziger unter dem Kreuz zu finden.  Im nachträglich angefügten Schlusskapitel des Johannesevangeliums (Kap. 21) gibt es noch einmal eine Besonderheit, Johannes betreffend. Nach dem Dialog Jesu mit Petrus, in  dem er ihm den Auftrag gibt: „Weide meine Schafe“ und die Voraussage des Märtyrertodes Petri (Joh 21, 15-19) fragt Petrus, was mit Johannes sei, aber Jesus wehrt ab: „Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an?“ Und weiter heißt es „Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht.“ (Joh 21,23), doch das hatte Jesus nicht gesagt, wie ausdrücklich betont wird.

Über das spätere Schicksal des Johannes ist wenig Sicheres bekannt. Irenäus von Lyon, ein Schüler des Märtyrerbischofs Polykarp von Smyrna, berichtet, dass Polykarp den Apostel Johannes noch gehört habe. Johannes soll Irenäus zufolge im 3. Regierungsjahr des Kaisers Trajan in Ephesus gestorben sein, wo er auch vorher viele Jahre gelebt hatte. Trajan regierte von 98-117, also wäre Johannes um das Jahr 100 gestorben. Eine andere Überlieferung sagt, Johannes sei von Kaiser Domitian (81-96) auf die Insel Patmos verbannt worden und habe dort die Offenbarung geschrieben. Die Darstellung des Johannes auf Patmos, wie er die Offenbarung empfängt und niederschreibt, finden wir oft in der Malerei dargestellt. Es ist denkbar, dass Johannes nach der Rückkehr aus seiner Verbannung bis zu seinem Tod in Ephesus gelebt hat.

Das Johannesevangelium unterscheidet sich in verschiedener Hinsicht von den anderen drei Evangelien. Johannes ist der „theologischste“ der drei Evangelisten. Klemens von Alexandria nannte sein Evangelium sogar das „pneumatische“ (geistige) Evangelium. Darum hat auch Johannes als Symboltier den Adler (Matthäus: Mensch, Markus: Löwe, Lukas: Stier; die Symbole gehen zurück auf eine Vision des Propheten Ezechiel, Ez 1,10,  und des Sehers in der Offenbarung, Offb 4,7). In einem Prolog zeigt er Jesus als Gottes ewiges Wort, das seit jeher beim Vater war, bringt also die Ewigkeit der Existenz Jesu am deutlichsten zum Ausdruck (Joh 1,1-17); diese Wahrheit scheint auch im ganzen Johannesevangelium immer wieder auf, z. B. auch in dem Satz Jesu, an dem seine Zuhörer Anstoß nahmen, weil er für sie blasphemisch (gotteslästerlich) klingen musste, war doch das „Ich bin“ der Name Gottes, der Mose beim brennenden Dornbusch offenbart wurde: „Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh 8, 58). Mehr als anderswo gibt es Reden der Selbstoffenbarung Jesu, und etwas Besonderes sind auch Jesu Abschiedsreden vor seinem Leiden.

Die „Offenbarung des Johannes“, das letzte Buch des Neuen Testaments und damit der Bibel überhaupt, ist mit Sicherheit von einem Mann namens Johannes geschrieben worden, der in der Tradition mit dem Apostel Johannes gleichgesetzt wurde, aber unter Theologen wird, besonders seit dem 19. Jahrhundert, Johannes Verfasserschaft bezweifelt; theologische Aussagen, Sprache und Stil seien zu verschieden. Da wir aber einerseits über diesen erschlossenen „anderen“ Johannes nichts Sicheres wissen, andererseits die Offenbarung eine Schrift ganz eigenen Charakters ist, die nicht in der Art von Briefen oder auch der Evangelien geschrieben werden kann, ist im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, auch diese Schrift dem Apostel Johannes zuzuschreiben.

Quelle: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

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