Nach dem Verbot für türkische Politiker, Wahlkampfauftritte in Österreich und Deutschland abzuhalten, hat Präsident Recep Tayyip Erdogan neue Kanäle gefunden, um seine Kriegspropaganda zu verbreiten. Nicht nur in Wien (die „Krone“ berichtete ausführlich), auch in vielen Teilen Deutschlands müssen viele Kinder in von Erdogans AKP und ihren Vorfeldorganisationen kontrollierten Moscheen die Schlacht von Gallipoli nachstellen – und sich wie Gefallene mit der türkischen Flagge zudecken lassen. Der deutsche Verfassungsschutz sieht dadurch sogar „den inneren Frieden beeinträchtigt“.
In Deutschland gibt es mehr als 900 türkisch dominierte Moscheen, die der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstehen. Der Verein DITIB ist – wie ATIP in Östrerreich – ein Ableger dieser Behörde im Ausland. Über diese Organisationen gelingt es Erdogan, Einfluss auf Millionen ausgewanderter türkischer Wähler in fernen Ländern zu gewinnen. Die Imame für Moscheen von ATIP und DITIP werden von Diyanet entsendet und bezahlt.
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Erdogan spricht während einer Rede zu diesem Mädchen: „Sie hat die türkische Fahne in der Tasche. Wenn sie als Märtyrerin fällt, wird sie auch – so Gott will – damit zugedeckt. Sie ist zu allem bereit, nicht wahr?“
In Deutschland allein geht es um 2,9 Millionen türkischstämmige Wähler. Diese werden mit einer gezielten Propagandastrategie rund um die Schlacht von Gallipoli (in der Türkei als Schlacht von Canakkale bekannt) im Jahr 1915, in der die Türkei über Großbritannien und Frankreich siegte, auf den „Heiligen Krieg“ eingeschworen. Kinder werden als Soldaten in Bühnenshows inszeniert und müssen Loblieder auf die Armee singen, berichtet die ARD in einer Dokumentation in der Sendung „Kontraste“. Auch in Österreich haben diese Feierlichkeiten Tradition, wie Prof. Ednan Aslan bereits vergangene Woche in einem „Krone“-Interview enthüllte.
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Diese Buben müssen in einem kleinen Ort in Baden-Württemberg als Kindersoldaten auftreten. Sie „sterben“ später auf der Bühne und werden anschließend mit der Fahne bedeckt.
Expertin: Erdogan will Einzug in Syrien „als ,Heiligen Krieg‘ legitimieren“
Die Weisung dazu kommt aus den obersten Reihen: Erdogans Religionsattaché im Berliner Konsulat schreibt dazu auf Facebook: „Damit die Operation erfolgreich ist, ist am morgigen Tag zum Morgens- und Mittagsgebet die Eroberungs-Sure zu lesen und an Bittgebeten nicht zu sparen.“ Für die Islam-Expertin Susanne Schröter steht fest: „Erdogan nutzt DITIB in Deutschland, um die Türkei-stämmige Bevölkerung mit zur Unterstützung seines militärischen Abenteuers in Syrien zu gewinnen, diesen Krieg als ,Heiligen Krieg‘ zu legitimieren und sein Projekt des militarisierten Islam auch in Deutschland fortzusetzen.“
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Uniformiert und stramm treten diese Burschen in einer deutschen Moschee auf.
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Gleich mehrere Kinder werden hier unter einer riesigen türkischen Fahne begraben.
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Mit Plastikgewehren werden diese Kinder auf den „Heiligen Krieg“ eingestimmt.
In der ARD-Reportage sieht man Buben in einer DITIB-Moschee singen: „Die Helden geben ihr Leben, um die Heimat am Leben zu erhalten.“ Mädchen mit Kopftüchern trällern die Zeilen: „Die Kugel, die dich getroffen hat, spüre ich in meinem Leib … Mein Märtyrer, schlaf ruhig!“ Auch der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen ist bereits alarmiert: Wie die ARD berichtet, fürchte die Behörde, dass die „türkisch-nationalistischen Aktivitäten von DITIB den inneren Frieden beeinträchtigen können“.
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Aus einem Bericht der deutschen Bundesregierung geht hervor, dass 350 DITIB-Imame 2017 ins Land gereist waren. Diese bekamen ein Arbeitsvisum mit einer Gültigkeitsdauer von 180 Tagen. Ob diese Personen allerdings Deutschland nach Ablauf der Frist verlassen haben, ist nicht bekannt. Die Vize-Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Sevim Dagdelen, warf der Regierung vor, „völlig naiv oder verantwortungslos“ zu sein. „Mehr türkische Diyanet-Imame heißt mehr Erdogan-Einfluss“, sagte Dagdelen.
Österreichischer Nuntius Peter Stephan Zurbriggen übt scharfe Kritik an deutschen Bischöfen, weil diese das Anbringen von Kreuzen in öffentlichen Gebäuden kritisieren und an Kardinal Marx, weil dieser in Jerusalem sein Kreuz abgelegt hatte.
(Wien) Der österreichische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen hat am Dienstag bei einem Vortrag im Stift Heiligenkreuz scharfe Kritik daran geübt, dass im Nachbarland Deutschland Bischöfe den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder attackieren, weil dieser Kreuze aufhängen lässt. Wörtlich sagte er: „Wissen Sie, als Nuntius und als Vertreter des Heiligen Vaters bin ich schon traurig und beschämt, dass wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande! Das darf man nicht annehmen!“
Ziemlich genervt über das Verhalten einiger Mitbrüder aus Deutschland meinte Zurbriggen dann: „Diese religiöse Korrektness geht mir langsam auf den Nerv.“ Und an die Adresse von Kardinal Marx nochmals kritisch: „Wenn diese ins Heilige Land pilgern und sich schämen, das Kreuz zu tragen, aus irgendwelchen Gründen, dann beschämt mich das auch.“
Wenn Jesus sich euch offenbart, so dankt Ihm dafür; und wenn Er sich euch verbirgt, so dankt Ihm ebenfalls, denn das alles ist Ausdruck Seiner Liebe. Die gütige, fromme Jungfrau möge für euch von der unaussprechlichen Großmut des Herrn stets die Kraft erlangen, die vielen Prüfungen, die Er euch auferlegt und die Beweise Seiner Liebe sind, bis zum Schluss durchzustehen. Ich wünsche mir, dass ihr es schafft, zusammen mit Jesus am Kreuz zu sterben und mit Ihm auszurufen: „Es ist vollbracht“.
Quelle: Worte des hl. P. Pio, CFM.SCJ Archiv Kairo
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Vinzenz von Paul (1581-1660), Priester, Ordensgründer Konferenz mit den Töchtern der christlichen Liebe vom 31.7.1634
Liebt einander
Um eurer Satzung gemäß zu leben, müsst ihr miteinander in großer Herzlichkeit und Liebe verkehren. Menschen, die zu gleichem Dienst berufen sind, sollen in allem eines Sinnes sein. Die jungen Frauen sind dazu erwählt, einen Plan umzusetzen; das Bauwerk hat aber keinen Bestand, wenn ihr euch untereinander nicht gut seid; und diese Verbundenheit kann verhindern, dass es einstürzt. Unser Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: „Wenn ihr, meine Apostel, dem Plan, den ich seit aller Ewigkeit verfolge, zustimmt, dann habt viel Liebe zueinander.“
Liebe Töchter, ihr seid zwar schwach, ertragt aber die Unvollkommenheiten untereinander. Wenn ihr es nicht tut, wird das Bauwerk einstürzen und andere werden euren Platz einnehmen. Und weil da Antipathien im Spiel sein können, mag es gut sein, wenn ihr mit der Erlaubnis der Oberen und dem Einverständnis der Oberinnen den Platz wechselt. Zwischen dem hl. Petrus, dem hl. Paulus und dem hl. Barnabas gab es durchaus Unstimmigkeiten. Deshalb braucht man sich nicht wundern, wenn arme und schwache junge Frauen auch welche haben. Man muss bereit sein, überall hinzugehen, wohin man euch schickt, und sogar darum ersuchen und sagen: „Ich bin weder von hier noch von dort, sondern allein da, wo Gott will, dass ich bin.“
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 15,9-17
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
Maria möge der Inhalt deines ganzen Daseins sein und dich zum sicheren Hafen des ewigen Heils geleiten! Sie sei dir Ratgeberin und süßes Vorbild in Bezug auf die Tugend der heiligen Demut!
Quelle: Worte des hl. P. Pio, CFM.SCJ Archiv Kairo
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Athanasius (295-373), Bischof von Alexandrien und Kirchenlehrer Über die Menschwerdung des Logos und dessen leibliche Erscheinung unter uns, 27-29 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1917)
„Ihr stammt nicht von der Welt, weil ich euch aus der Welt erwählt habe“
Da der Tod nun einmal durch den Retter besiegt und ans Kreuz genagelt ist wie an einen Schandpfahl, so treten nach Überwindung des Todes, seiner Bloßstellung im Kreuz des Heilandes […] auf ihn alle, die in Christus vorübergehen, und sie verspotten ‒ zum Zeugnis für Christus ‒ den Tod und verhöhnen ihn mit den Worten der Schrift: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55). […] Ist es ein schwacher Beweis für den Sieg des Heilandes über den Tod, wenn die christlichen Jungen und Mädchen das Leben hienieden nicht achten und sich zum Sterben rüsten? Von Natur aus fürchtet ja der Mensch den Tod und die Auflösung des Leibes. Daher ist es sogar auffallend, dass der, welcher den Glauben an das Kreuz angenommen hat, um Christi willen die Natur nicht achtet und den Tod nicht scheut. […]
Und wenn der Tod zuvor die Macht hatte und deshalb furchtbar war, aber jetzt ‒ nach der Ankunft des Heilandes und nach dem Tod seines Leibes und der Auferstehung ‒ verachtet wird, so ist doch wohl offenbar der Tod eben von Christus, der das Kreuz bestiegen hat, entkräftet und besiegt worden. Denn wie es ganz unzweifelhaft ist, dass, wenn nach der Nacht die Sonne aufgeht und der ganze Erdkreis von ihr beleuchtet wird, eben die Sonne mit ihrem ausstrahlenden Licht auch zugleich die Finsternis verscheucht und alles erleuchtet, so ist es auch ganz klar, dass, […] es eben der im Fleisch erschienene Heiland ist, der den Tod vernichtet hat und tagtäglich in seinen Jüngern Siege über ihn aufzuweisen hat. […] wenn man Zeuge davon ist, wie Männer, Frauen und zarte Kinder um ihres christlichen Glaubens willen freudig in den Tod gehen und sich hineinstürzen, ‒ wer wäre da noch so töricht oder so ungläubig, oder wer geistig noch so verblendet, dass er nicht einsähe und bedächte, dass Christus selbst, für den die Menschen das Zeugnis ablegen, einem jeden den Sieg über den Tod verleiht und gibt, indem er die Macht des Todes in jedem bricht, der den Glauben an ihn hat und das Zeichen des Kreuzes trägt?
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 15,18-21
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Das Ringen um die Erkenntnis des Wesens Christi war mit der Entscheidung
des Konzils von Nicäa nicht abgeschlossen. Damit waren zwar die Arianer zurecht
gewiesen, die die Gottheit Christi leugneten, aber es war noch ein Rest des
Irrtums geblieben, der sich verhängnisvoll ausweiten sollte. Denn die
Arianer hatten nicht nur die Gottheit Christi geleugnet, sondern auch die
Seele Christi. Sie sagten: Der LOGOS hat einen
unbeseelten Leib angenommen. Die Menschheit Christi wurde also verstümmelt,
denn ohne Seele kann man nicht von einem ganzen Menschen sprechen. Diese
Lehre wurde von dem Bischof Apollinaris von Laodicea aufgenommen und
fand weite Verbreitung. Es mußte von neuem gekämpft werden, um diese Irrlehre
zu überwinden, was durch hervorragende Theologen wie Gregor von Nyssa
geschah, auch natürlich unter dem Schutz des Kaisers, der die Apollinaristen,
also die Anhänger dieser Lehre, verwies und verbannte. Es war aber immer
noch eine andere Frage zu erklären, nämlich: wie verhalten sich göttliche
und menschliche Natur in Christus zueinander? Da gab es zwei Richtungen.
Die Ägypter in Alexandrien sprachen von einer Vermischung der beiden
Naturen. Die Antiochener, also in Syrien, redeten von einer Trennung der
Naturen. Es waren vor allem die beiden Theologen Diodor von Tarsus und
Theodor von Mopsuestia, die diese Meinung vertraten. Sie lehrten:
Der LOGOS, also die zweite Person in Gott, wohnt in dem
Menschen Jesus wie in einem Tempel. Das heißt, eine eigentliche Menschwerdung
gibt es nicht, denn wie in einem Tempel wohnt ja Gott auch in den Begnadeten,
in denen, welche die heiligmachende Gnade besitzen. Die beiden nahmen
also eine Einheit nur im moralischen Sinne an, das heißt, der Mensch Jesus
hat sich an die Gebote Gottes gehalten, aber er ist nicht Gott. Das heißt weiter,
Maria ist nicht Gottesgebärerin, sie ist Christusgebärerin, sie ist
Menschengebärerin. Sie ahnen, welche Verwirrung infolge dieser Lehre
entstand. Die beiden, Diodor und Theodor, wären eventuell zu überwinden
gewesen, aber die Lehre wurde übernommen von dem Patriarchen von Konstantinopel,
von Nestorius. Und dadurch gewann sie erhebliche Kraft und Verbreitung.
Was lehrte Nestorius? Nestorius sagte: „Der Sohn der Jungfrau Maria ist ein
anderer als der Sohn Gottes. Entsprechend den zwei Naturen in Christus
sind auch zwei Personen anzunehmen, eine göttliche und eine menschliche.
Die beiden Personen sind nur durch die Einheit des Willens verbunden.
Der Mensch Christus ist nicht Gott, sondern Gottesträger. Die Inkarnation
ist keine wahre Menschwerdung, sondern nur die Einwohnung des göttlichen LOGOS im Menschen Jesus Christus, ähnlich wie
Gott in den Seelen der Gerechten wohnt. Folglich kann Maria nicht im eigentlichen
Sinne als Gottesgebärerin bezeichnet werden, sie ist Menschengebärerin
oder Christusgebärerin.“ Das heißt, Nestorius zerriß die Einheit in
Christus. Er teilte Christus auf in zwei Personen, in eine menschliche
und eine göttliche. Er verfiel bei diesem Versuch, Christi Wesenheit zu
erklären, einem Rationalismus, also einem Denksystem, das meint, mit dem
Verstand könne man die Wirklichkeit Christi auflösen. Es kam, vom Kaiser
einberufen, zu einer Allgemeinden Synode in Ephesus, im Jahre 431. Bei
dieser Synode setzte die alexandrinische Richtung, also Cyrill von Alexandrien,
die richtige Lehre durch, nämlich die Lehre einer wahren Einigung der zwei
Naturen in Christus und vor allem von der Theotokos, von der Gottesgebärerin.
Das Volk von Ephesus veranstaltete einen Fackelzug, als Maria wieder in
ihre Ehre eingesetzt wurde. Aber damit war die Sache keineswegs erledigt,
denn die Gegner hielten auch eine Synode ab, eine Gegensynode, und bekräftigten
auf ihr ihre Irrlehre. Das rechtgläubige Konzil von Ephesus lehrte im einzelnen
folgendes: Die göttliche und die menschliche Natur in Christus sind zu
einer Einheit in der Person, in einer Person, miteinander verbunden.
Christus ist eine einzige Person, er ist Gott und Mensch zugleich, ein und
derselbe ist Gott und Mensch. Der göttliche LOGOS,
also die zweite Person in Gott, ist durch eine innere Vereinigung mit der
Menschennatur verbunden. Christus ist nicht bloß Gottesträger, er ist
Gott. Es ist der göttliche LOGOS, der im Fleische
litt, gekreuzigt wurde, starb und auferstand. Wegen der physischen Einigung
von zwei Naturen in einer Personen gebührt auch der Menschheit Christi göttliche
Verehrung, wegen dieser Einheit. Die heilige Jungfrau ist Gottesgebärerin,
da sie den fleischgewordenen LOGOS seiner
Menschennatur nach geboren hat.
Der Streit hielt an, die Spaltung dauerte fort. Im Römischen Reiche
hat der Kaiser für die Durchsetzung der rechten Lehre gesorgt. Aber außerhalb
des Römischen Reiches hielt sich die Irrlehre. In Persien, im heutigen
Iran, dauerte der Nestorianismus fort, und zwar kraftvoll. Die Nestorianer
waren keineswegs schlechte Kerle, sie waren eifrige und gläubige Christen,
freilich nach ihrem Glaubensbekenntnis, und sie waren außerordentlich
missionseifrig. Die nestorianische Christen dehnten das Christentum
aus nach Indien, in die Mongolei, nach China. Es gab 200 nestorianischen
Bistümer und vermutlich Millionen solcher nestorianische Christen.
Sie wurden freilich durch die Mongolenstürme dezimiert, vernichtet, ausgelöscht
bis auf kleine Reste. Noch heute, noch heute gibt es in Kurdistan, also an
der Grenze zwischen der Türkei und Iran, nestorianischen Christen. Auch
im Irak, auch in Syrien hat sich diese Lehre in kleinen Gruppen behauptet.
Nun kann man natürlich fragen: Lohnten sich diese Auseinandersetzungen
und Kämpfe? Waren sie notwendig? Die Antwort lautet: Sie haben sich gelohnt
und sie waren notwendig. Warum? Die Kirche ist die Wirkstätte des Heiligen
Geistes. Der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit. In der Kirche muß
darum die Wahrheit herrschen. Der Beistand des Heiligen Geistes garantiert
ihr, dass sich die Wahrheit, wenn auch unter vielen Kämpfen, durchsetzt.
Das Wirken des Heiligen Geistes macht menschliche Bemühungen nicht überflüssig,
setzt sie vielmehr voraus, aber an dem Ringen der Menschen ist eben die
Kraft des Heiligen Geistes beteiligt. Er lenkt die Herzen und den Verstand
zur Klärung der Wahrheit. Und so muß man sagen: Ephesus ist der Erfolg des
Heiligen Geistes. Was dort gelehrt wurde, ist die Wahrheit, die der Geist
in seiner Kirche durchsetzt. Nun könnte einer kommen und sagen, ja das ist
halt ein Versuch mit philosophischen Mitteln, die Offenbarung zu durchdringen,
mehr nicht. Nein, meine lieben Freunde, das ist nicht bloß ein Versuch, das
ist eine gelungene Definition dessen, was das biblische Zeugnis hergibt.
Die Bibel spricht nicht in philosophischen Begriffen, sie erzählt die
Geschichte der Offenbarung. Aber wenn wir diese Geschichte umsetzen in
Begriffe, dann kommt das heraus, was in Ephesus definiert wurde. Das Dogma
von Ephesus ist die gültige Ausdeutung und die angemessene sprachliche
Formulierung des biblischen Zeugnisses. Es hat darum für alle Gläubigen
bindende Kraft.
Bei diesen altchristlichen Irrlehren handelt es sich um bleibende
Versuchungen. Sie kommen immer wieder vor, wie ich Ihnen gleich zeigen
werde, bis in unsere Gegenwart. Wir Christen müssen wissen, wer Jesus Christus
ist. Wir müssen seine Wirklichkeit und seine Wesensart erforschen, denn
davon hängt ja ab, wie wir uns zu ihm stellen, wie wir mit ihm umgehen, wie
wir uns ihm gegenüber verhalten. Und der positive Inhalt des Dogmas von
Ephesus lautet: In der Menschwerdung wurde die Daseinskraft der zweiten
Person in Gott die Daseinskraft der menschlichen Natur. Die menschliche
Natur in Christus hat keinen Selbststand. Sie hat kein ICH, sondern das ICH der menschlichen
Natur Christi ist der LOGOS, ist die göttliche
Person. Der LOGOS hat sich die menschliche
Natur mit einer solchen Mächtigkeit angeeignet, dass sein eigenes Selbst
das ICH der menschlichen Natur wurde, und er ist in
der menschlichen und in der göttlichen Natur tätig. Die Definition von
Ephesus, meine lieben Freunde, sichert die wahre und wirkliche Menschwerdung
der zweiten Person in Gott. Die Menschwerdung aber ist die Bürgin unseres
Heiles. Da ist der Abgrund zwischen Gott und dem Menschen überbrückt. Da
ist die ganze Schöpfung mit Licht und Leben erfüllt, wie wir wieder zu Weihnachten
sehen werden. Indem der Mensch den geschichtlichen Christus ergreift, kann
er in das innergöttliche Leben eintreten, weil dieser Mensch Gottes Sohn
ist. Wenn die Einheit zwischen Gott und Mensch, wie es der Nestorianismus
behauptet, nur eine äußere und äußerliche wäre, dann würden ja Gott und Mensch
nebeneinander hergehen in Christus, da käme es nicht zu einer Überbrückung
des Abgrundes. Da würde auch die Kluft nicht geschlossen. Der Mensch bliebe
innerhalb der Todeszone. Nein, die Heftigkeit, mit der dieser Kampf
geführt wurde, erklärt sich nur aus der Sorge um die Erlösung aus Sünde und
Tod.
Die Kirchenväter haben noch auf zwei weitere Konsequenzen hingewiesen,
die sich aus dem nestorianischen Irrtum ergeben, nämlich einmal: Wenn
das Leiden Christi das Werk eines bloßen Menschen ist, wird es seines unendlichen
Wertes beraubt. Denn dieses Leiden hat doch nur deswegen unendlichen
Wert, weil es der Gottessohn ist, der leidet. Die Gottessohnschaft
Christi, auch im Leiden, ist die Voraussetzung unserer Erlösung. Eine
andere Konsequenz in der Eucharistielehre: Das Fleisch Christi in der
Eucharistie ist nicht lebensspendend, wenn es nicht das eigene Fleisch des
Gottessohnes ist. Nur weil wir in der Eucharistie den LOGOS, den Zweiten
in der Dreieinigkeit empfangen, nur deswegen ist dieses heilige
Fleisch, ist dieses heilige Geschehen lebensspendend.
Die Protestanten haben, als sie im sechzehnten Jahrhundert entstanden,
zunächst an dem Dogma von Ephesus festgehalten. Luther hat das Dogma von
Ephesus anerkannt. Aber seine Anhänger sind ihm nicht gefolgt. Fast der
gesamte deutsche Protestantismus hat die Lehre des Konzils von Ephesus
aufgegeben. Das Dogma von der hypostatischen Union, das heißt, von der Verbindung
der göttlichen und der menschlichen Natur in der Einheit der göttlichen
Person, verfällt im Protestantismus der Ablehnung. Ich frage mich dann
aber: Ja, wozu machen wir denn da immer noch Ökumenismus? Wir können die Protestanten
nicht hindern, ihren Ansichten zu folgen. Aber wir können es vermeiden,
uns ihnen anzuschließen. Wir wollen festhalten am Glauben des Konzils
von Ephesus. Wir wollen Christus in zwei Naturen, vereint in einer Person,
bekennen, denn wir wissen, dass davon unser Heil und unsere Erlösung
abhängt.