Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Thomas von Aquin (1225-1274), Dominikaner, Theologe und Kirchenlehrer
Aus der „Theologischen Summe“
„[…] jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden“
Die Wunder Christi waren dazu bestimmt, seine Göttlichkeit zu offenbaren. Diese jedoch sollte den Dämonen verborgen bleiben, denn sonst hätte das Geheimnis der Passion verhindert werden können: „denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt“ (1 Kor 2,8). Es scheint also, dass Christus keine Wunder an den Dämonen wirken sollte […] Doch der Prophet Sacharja hatte diese Wunder vorhergesagt, als er ausrief: „den Geist der Unreinheit werde ich aus dem Land vertreiben“ (Sach 13,2). Tatsächlich waren die Wunder Christi Zeugnis für den Glauben, den er lehrte. Doch sollte er nicht durch die Kraft seiner Gottheit die Macht der Dämonen zunichte machen in den Menschen, die an ihn glauben sollten, wie der hl. Johannes schreibt: „[…] jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31).
Es war also nur folgerichtig, dass Christus neben anderen Wundern die Menschen von den Dämonen befreite, die besessen waren […] Andererseits, so schreibt Augustinus, „hat sich Christus den Dämonen zu erkennen gegeben in dem Maß, wie er es wollte, und er wollte es in dem Maß, wie es nötig war […] durch einige dinghafte Wirkungsmöglichkeiten seiner Macht.“ Indem er seine Wunder sah, musste der Dämon überzeugt werden, dass Christus der Sohn Gottes war: „Die Dämonen wussten, dass er der Christus war“, sagt der hl. Lukas. Wenn sie bekannten, dass er der Sohn Gottes war, „dann aus Überzeugung eher noch als aus sicherem Wissen“, sagt der hl. Beda. Und was die Wunder angeht, die Christus gewirkt hat, indem er die Dämonen austrieb, so hat er sie nicht gewirkt zu deren Nutzen, sondern zum Nutzen der Menschen, damit sie Gott die Ehre erweisen. Deshalb hat er die Dämonen daran gehindert, etwas zu sagen, was ihm zum Lob gedient hätte. Der hl. Johannes Chrysostomus bemerkt: „Es ziemte sich nicht, dass die Dämonen sich die Ehre anmaßten, die dem Apostelamt zukam, noch dass eine Lügenzunge das Geheimnis Christi verkündete.“
Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner