„Im Namen Allahs habe ich ihn erschossen“

Don Andrea Santoro erlitt 2006 das Martyrium. 2017 scheinen sich selbst katholische Medien zu schämen, dass er bekehren und taufen wollte.

„Im Namen Allahs habe ich ihn erschossen“ – Der ‚politisch korrekte‘ Verrat am Martyrium von Don Andrea Santoro“

Von Giuseppe N.

(Rom/Ankara) Am 5. Februar 2006 wurde in Trapezunt der katholische Priester Andrea Santoro von einem türkischen Islamisten unter Allahu Akbar-Rufen ermordet. Don Santoro wurde 1970 zum Priester geweiht und war in der Pfarrseelsorge tätig. Er absolvierte dann ein Diplomstudium am Päpstlichen Institut für Arabische und Islamische Studien und näherte sich der Spiritualität des seligen Charles de Foucauld an. Schließlich ging er 2000 als „donum fidei“ für das Apostolische Vikariat in die Türkei.

Am 5. Februar betraten drei junge Türken die Kirche von Don Santoro, es kommt zu einem Wortwechsel. Sie verlassen die Kirche. Don Santoro betete darauf mit seinem anwesenden türkischen Assistenten, einem jungen Christen. Da betrat jemand die Kirche, bewaffnet mit einer Pistole, und tötete Don Santoro unter lautem Allahu Akbar-Ruf mit zwei Schüssen.

„Im Namen Allahs“

Wie sich später herausstellte handelte es sich beim Mörder um den erst 16 Jahre alten Muslim Oguzhan Akdin. Er gestand stolz seine Tat. Vor Gericht erklärte er, „im Namen Allahs“ gehandelt zu haben und seine Bluttat seinem „Volk und seinem Land“ zum „Geschenk“ zu machen. Die Pistole, mit der er Santoro tötete, stammte aus US-Beständen für die Irakische Armee.

Akdin wurde zu fast 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Im vergangenen August wurde er nach zehn Jahren Haft entlassen. „Die Hälfte wurde ihm nachgelassen, und die türkischen Gefängnisse sind heute vielleicht nicht mehr jene der 70er Jahre, wie sie 1978 im mit zwei Oscars ausgezeichneten Spielfilm Midnight Express von Alan Parker gezeigt wurden, als die Türkei noch laizistisch war, und als NATO-Mitgliedsland die Mauer zum Ostblock bildete“, so Nuova Bussola Quotidiana.

Anfang des 21. Jahrhunderts gleitet die Türkei immer mehr zu einem islamischen Staatswesen ab. Oguzhan Akdin wurde eine Vorzugsbehandlung zu Teil, wie sie offenbar einem „Helden des Islam“ zusteht. „Inzwischen ist er 26 Jahre alt und wird, darauf wette ich, Karriere machen“, so Rino Cammilleri.

„Er wollte junge Muslime taufen. Das habe ich verhindert“

Kaum entlassen, gab Akdin der Trapezunter Tageszeitung Karadeniz ein Interview. Er schilderte noch einmal seine Tat. An jenem 5. Februar 2006 habe er Don Santoro hingerichtet, weil dieser „junge Muslime taufen wollte“. Das habe er, Akdin, verhindert. Im Wortwechsel, als Akdin mit zwei anderen jungen Türken den Priester vor der Tat zur Rede stellen wollte, habe Don Santoro zudem gesagt, daß „sich eines Tages alle Türken taufen lassen werden“. Das sei zuviel gewesen.

Akdin „bestrafte“ den Priester. Dabei rief er Allahu akbar und „Der Islam ist die einzige wahre Religion“.

Erstaunlicherweise empörten sich italienische Medien über die Darstellung Akdin. Die politische Korrektheit läßt selbst katholische Medien an der Version des Täters zweifeln. Warum? Weil er Don Santoro missionarischen Eifer unterstellt, der es gewagt haben soll, Muslime bekehren und taufen zu wollen. Dieser „Proselytismus“ scheint aber in Zeiten des absoluten “Dialogs“ etwas vom Schlimmsten zu sein, was man verbrechen könnte.

Dementsprechend kann und darf die Behauptung von Akdin laut einigen offiziellen katholischen Medien nicht stimmen, denn ein katholischer Priester des 21. Jahrhunderts könne nie und nimmer jemanden bekehren wollen. Die italienische Redaktion der Presseagentur Zenit unterstellt Akdin, selbst nach zehn Jahren noch das Ansehen des Priesters beschmutzen zu wollen. Seine Behauptungen seien eine „Beleidigung“ des Andenkens von Don Santoro. Sie widerspreche dessen „Erbe“, denn „Proselytismus“ sei seinem Geist völlig „fremd“ gewesen.

Der Verrat am Martyrium von Don Santoro

Dabei hat noch niemand, auch nicht Papst Franziskus, plausibel erklärt, worin genau der Unterschied zwischen missionarisch, apostolisch, Proselytenmacherei und „Proselytismus“ liegt, der so verwerflich sein soll.

Die permanente Verurteilung des „Proselytismus“ durch Papst Franziskus, der dem Atheisten Eugenio Scalfari versicherte, ihn „nicht bekehren“ zu wollen, der mehrfach erklärte, daß es „nicht wichtig“ sei, welcher Konfession oder Religion jemand angehöre, Hauptsache er sei zum „Dialog“ bereit, der vor einem Jahr diesen Synkretismus im ersten „Video vom Papst“ zur Schau trug, denn alle Menschen seien „Kinder Gottes“, trägt offenbar ihre konsequenten Früchte. So ist es 2017 eine „Beleidigung“ für einen katholischen Priester, wenn ihm nach einem Tod nachgesagt wird, er habe Menschen bekehren und taufen wollen.

Das ist politisch korrekter Verrat am Martyrium von Don Santoro.

Wenn der Neologismus „Proselytismus“ schon negativ definiert werden will, dann kann damit nur die Haltung eines Oguzhan Adkin gemeint sein, dessen Alternativen mit vorgehaltener Pistole nur lauten: entweder du bekehrst dich, oder du wirst erschossen; wenn du es wagst, mein Bekenntnis zu diskutieren, wirst du erschossen …

Wenn das der von Papst Franziskus verabscheute „Proselytismus“ ist, dann sollte er es auch deutlich sagen, und wir werden ihm dabei beipflichten.

Das christliche Trapezunt

Am Rande, aber doch, soll daran erinnert werden, daß Trapezunt, die Stadt am Schwarzen Meer, in der Don Santoro bis zu seinem Martyrium als Priester wirkte, vor nicht langer Zeit ein christliches Zentrum war. Die Stadt wurde erst 1461, acht Jahre nach Konstantinopel, von den Osmanen erobert. Es änderten sich zwar die Herrschaftsverhältnis und die führenden christlichen Familien wurden beseitigt oder umgesiedelt, aber kaum etwas an der Bevölkerungsstruktur. Steuerlisten von 1523 zeigen, daß noch immer 85 Prozent der Einwohner Christen waren, vor allem Griechen, aber auch Armenier.

Ende des 17. Jahrhunderts drängten die muslimischen Türken auf Übertritt zum Islam und hatten durch politischen und wirtschaftlichen Druck einigen Erfolg. Unter den islamisierten Griechen legte jedoch ein starkes Geheimchristentum weiter. Sie sprachen in der Öffentlichkeit türkisch, in der Familie griechisch. Meist hatten sie zwei Namen. Während sie untertags Mehmet, Salih und Selim hießen, trafen sie sich abends an verborgenen Orten zum christlichen Gebet und hießen nun Petrus, Stephanus und Markus. Orthodoxe Priester, die Papas, zelebrierten in Höhlen und Hütten die Heilige Messe. Manche dieser Papas waren am Tag als Mullahs und Imame tätig, wie es in einem Reisebericht von 1870 heißt.

Um 1900 waren noch mehr als ein Drittel der Einwohner Trapezunts Christen. Die Stadt war Sitz eines griechisch-orthodoxen Bischofs. Neben 40 Moscheen, die meisten waren ehemalige Kirchen, gab es auch 22 Kirchen. Durch den Völkermord an den Armeniern und die Vertreibung der Griechen wurde 1914-1922 das Christentum Trapezunts von den Türken faktisch ausgelöscht.

Unter Erdogan wurde die Hagia Sophia von Trapezunt 2012 wieder zur Moschee. Die prächtige Basilika wurde in ihrer heutigen Form um 1250 anstelle eines älteren Vorgängerbaues aus dem 4.-6. Jahrhundert als eine der Hauptkirchen des neuen christlichen Kaiserreiches Trapezunt  errichtet. 1511 wurde sie von den Muslimen entweiht und 1584 in eine Moschee umgewandelt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde im Geist Atatürks ein Museum daraus. In dieser Zeit wurden auch die übertünchten christlichen Fresken wieder freigelegt.

Quelle: katholisches.info

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