Bischof Shao Zhumin erneut verhaftet

Untergrundbischof Shao Zhumin wurde am Montag erneut verhaftet

(Rom) Msgr. Shao Zhumin, der Bischof von Wenzhou in der Provinz Zhejiang der Volksrepublik China, wurde von Vertretern des kommunistischen Regimes festgenommen und an einen unbekannten Ort verschleppt. Der offizielle Grund klingt wie Hohn und Spott. Der Bischof habe „Tourismus“ betrieben.

Gläubige seines Bistums bitten in einer AsiaNews vorliegenden Botschaft um das Gebet für den entführten Bischof:

„Beten Sie, daß der Herr ihm Zuversicht und Mut schenkt, daß er sich durch das Geschehene nicht demoralisieren läßt; beten Sie auch, daß er durch die Führung Christi gesund bleibt, damit er so bald wie möglich zu uns zurückkehren kann, um seine Herde zu weiden; lassen Sie uns gemeinsam beten.“

Msgr. Shao Zhumin war bereits 2018 von der Polizei abgeholt worden und monatelang verschwunden. Niemand wußte um seinen Aufenthaltsort. Die Behörden erteilten keine Auskunft. Der staatliche Repressionsapparat unterzog den Bischof während dieser Zeit einer „Gehirnwäsche“, damit er sich der regimehörigen Patriotischen Vereinigung unterwirft und deren Weisungen befolgt. Die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung ist eine 1957 von der Staatsmacht errichtete schismatische Kirche von kommunistischen Gnaden, um die Katholiken Chinas von Rom abzuspalten und der Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zu unterwerfen.

Der wahre Grund für die Verschleppung ist, daß Bischof Shao Zhumin von Rom als rechtmäßiger Bischof anerkannt ist, aber nicht vom totalitären Regime in Peking, das auch über religiöse Vereinigungen und Aktivitäten die totale Kontrolle ausüben will.

Wie bereits bei der ersten Festnahme von Bischof Shao Zumin und vergleichbaren in anderen Bistümern erfolgen die Polizeieinsätze gezielt vor Festen, die Katholiken besonders wichtig sind, wie Weihnachten, Ostern, Mariä Himmelfahrt oder, wie in diesem Fall, vor Allerheiligen und Allerseelen. Das Ahnengedenken spielt in der chinesischen Tradition eine bedeutende Rolle. Daher werden im November besonders viele Messen für Verstorbene zelebriert, die häufig mit Gebetstreffen verbunden sind. 

Das Gedenken an Bischof Lin Xili

In der Provinz Zhejiang, wo der Anteil der Christen verhältnismäßig groß ist, besuchen viele Katholiken der Diözese Wenzhou jedes Jahr im November das Grab von Bischof James Lin Xili. Er war der erste chinesische Diözesanbischof und überhaupt der erste Bischof, der nach einer langen Zeit der Vakanz eingesetzt werden konnte. Von 1951 bis 1992 hatte das Bistum keinen Bischof. 

Msgr. Lin Xili, 1944 zum Priester geweiht, war von 1955 bis 1971 sechzehn Jahre lang in kommunistischen Arbeitslagern eingesperrt. Nach seiner Freilassung und nach Maos Tod gelang es ihm eine der fruchtbarsten katholischen Gemeinschaften aufzubauen. 1992 wurde er von Papst Johannes Paul II. im Alter von 73 Jahren zum Bischof ernannt, konnte sein Amt aber nur als Untergrundbischof und mit vielen Einschränkungen ausüben. 1999 wurde er erneut verhaftet und mußte ab 2003 die letzten Lebensjahre, bis zu seinem Tod 2009 im Alter von fast 94 Jahren, im Hausarrest verbringen.

In den vergangenen Jahren wurde der Eingang zum Friedhof von Wenzhou, wo sich sein Grab befindet, mit Eisenbarrieren versperrt, um zu verhindern, daß sich die Katholiken dort versammeln. In diesem Jahr wurde bereits im Vorfeld der amtierende Untergrundbischof verhaftet.

Die Diözese Wenzhou war in den vergangenen zehn Jahren wiederholt Schauplatz brutaler staatlicher Repression. So wurden mehrere Kirchen abgerissen und christliche Symbole zerstört. Die Gläubigen versuchten ihre Kirchen gegen die Polizei zu verteidigen. Es gab viele Verletzte und Verhaftete.

Dahinter steht das Denken in der Kommunistischen Partei Chinas, das 2014 die Parteizeitung Huanqiu Shibào wie folgt formulierte: „Wenn die Mitglieder der Kommunistischen Partei sich dem Christentum anschließen, könnten wir uns nicht mehr Kommunistische Partei Chinas nennen. Alles würde zusammenbrechen“. Um gegen die Christianisierung des Landes vorzugehen, schreckt das Regime nicht davor zurück, Jesus Christus in Schulbüchern zum Mörder zu machen.

Seit die „Neuen Vorschriften der Partei über religiöse Aktivitäten“ gelten, die im Februar 2018 in Kraft traten, sind religiöse Aktivitäten jeglicher Art nur an den von den Kommunisten registrierten und kontrollierten Orten erlaubt. Priester und andere Kirchenvertreter können religiöse Aufgaben nur wahrnehmen, wenn sie der „offiziellen“, also regimehörigen Kirche namens Patriotische Vereinigung angehören und sich damit der Kommunistischen Partei Chinas unterwerfen.

Die Unterzeichnung des umstrittenen chinesisch-vatikanischen Geheimabkommens über die Bischofsernennungen im September 2018 und seine Verlängerung im Oktober 2020 hat die Verfolgung der chinesischen Katholiken nicht beendet, wie die Verhaftung von Bischof Shao Zhumin belegt oder der Fall von Bischof Jia Zhiguo, der unter Hausarrest gestellt wurde. Das kommunistische Regime kennt eine Vielzahl von Schikanen und Repressalien. Anderen Bischöfen und kirchlichen Einrichtungen wie Bischof Guo Xijin wurden in ihren Häusern Strom, Wasser und Gas abgestellt. Wieder andere sind starken politischen Pressionen ausgesetzt wie Bischof Zhang Weizhu.

Quelle: katholisches, G. N. Bild: AsiaNews

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