Wenn der Papst selbst das Schisma anstrebt

Papst Franziskus provoziert eine außergewöhnliche Situation in der Kirche: Der Papst selbst treibt ein Schisma voran.

Die Absetzung von Strickland ist ein Akt der Machtarroganz, der nach einer Reaktion verlangt

Die Absetzung des texanischen Bischofs Msgr. Joseph Strickland markiert einen Wendepunkt, der einer Kriegserklärung an die Kirche gleichkommt, einer ganz eigenen Art von Schisma, das im Gange ist und vom Papst selbst betrieben wird. Diese Situation verlangt nach einer Reaktion. Sie verlangt von den Bischöfen eine aktive Verweigerung aus Gewissensgründen, so der Sozialethiker Stefano Fontana.

Von Stefano Fontana*

Die Absetzung von Bischof Joseph Strickland aus der Diözese Tyler im Staat Texas ist ein symbolträchtiger Akt und markiert ohne Zweifel einen Wendepunkt. Warum spreche ich von einem symbolträchtigen Akt? Weil Strickland sich bei vielen Gelegenheiten und mit Beständigkeit durch die Bekräftigung von Glaubenswahrheiten und der katholischen Moral in bezug auf präzise Punkte der von Franziskus eingeführten und gewünschten Veränderungen ausgezeichnet hat. Seine Reden waren nicht allgemeiner Art über die Notwendigkeit, die Tradition zu bewahren. Allgemeinheit stört niemanden.

Es handelte sich vielmehr um sehr präzise Stellungnahmen zur Abtreibung, zur Zulassung von Abtreibungsbefürwortern zur Kommunion, zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, zum Gender-Thema, zur neuen Synodalität… Alle Punkte der „Bergoglio-Agenda“ wurden im Namen dessen, was die Kirche immer gelehrt hat, angefochten. Wenn wir uns Franziskus als Redner auf einer Konferenz vorstellen, müssen wir Strickland als jemanden sehen, der im Hörsaal sitzt und ständig die Hand hebt, um dem Redner begründet zu widersprechen. Die Entfernung des Störenfrieds ist – in dem jetzt gegebenen Beispiel – gleichbedeutend damit, den Sicherheitsdienst zu rufen und ihn aus dem Konferenzsaal zu verweisen.

Diese Strafaktion von Franziskus markiert also ebenso eine neue Zeit, wie dies schon bei der Ernennung von Fernández zum neuen Glaubenspräfekten der Fall war. Franziskus ernannte den am wenigsten Ernennbaren oder, anders gesagt, den, der nur ernennbar war als einen Akt großer Dreistigkeit und Verachtung. Mit dieser Ernennung war die künftige Agenda bereits abgesteckt, die wir nun pünktlich erleben. Die Ernennung sollte endgültig klarstellen, daß es kein Zurück mehr geben würde, und sie beendete auch eine gewisse politische Zurückhaltung, die von Franziskus in anderen Bereichen angewandt wurde, als er die Verwirklichung von Ergebnissen zurückstellte, die er zwar geplant hatte, für die aber, wie er feststellen mußte, die Zeit noch nicht reif war.

Die Rede ist zum Beispiel von der Amazonassynode, die laut vorheriger Planung weit mehr Neuerungen hätte beschließen sollen, als tatsächlich beschlossen wurden, oder von der jüngsten Synodalitätssynode, die zu einer großen Plauderei zwischen Freundeskreisen zurückgestuft wurde. Das gleiche wie bei der Ernennung von Fernández ist nun mit der Entlassung von Strickland geschehen: ein höchst symbolischer Akt, der einer Kriegserklärung an die Kirche gleichkommt. Die Botschaft: Es gibt kein Zurück mehr, das Schisma ist vollzogen.

Apropos Schisma. Bei der Rückkehr von seinem Besuch in Mosambik, Madagaskar und Mauritius am 10. September 2019 hatte Franziskus gesagt, er werde für die Einheit der Kirche beten, habe aber keine Angst vor einer Spaltung. In bezug auf die amerikanischen Bischöfe erklärte er:

„Kritik hilft, und wenn man Kritik erhält, muß man sofort selbstkritisch sein. Ich sehe immer die Vorteile der Kritik … Ich mag es, wenn man die Ehrlichkeit hat, es zu sagen. Ich mag es nicht, wenn Kritik unter den Tisch fällt, man vielleicht mit den Zähnen lächelt und einem dann in den Rücken fällt. Kritik ist ein Baustein und kann einen Dialog in Gang setzen. Stattdessen ist die Kritik an Arsenpillen ein bißchen so, als würde man den Stein werfen und die Hand verstecken“.

Strickland hatte die Ehrlichkeit, Kritik „zu sagen“, aber er wurde trotzdem dafür geschlagen, und diese Tat trägt zweifellos dazu bei, den schismatischen Prozeß zu beschleunigen. Aber wer drängt auf ein Schisma? Strickland oder Franziskus?

Man könnte sagen, daß die Suspendierung eines Bischofs ein Disziplinarakt ist, während die Kirche durch den Glauben und damit die Lehre als geoffenbarte Wahrheit zusammengehalten wird. Aber Franziskus hat uns inzwischen daran gewöhnt – und einige weisen schon lange darauf hin –, daß er Veränderungen durch die Praxis umsetzt, wie es auch in diesem jüngsten Fall so ist. Wer auf formale revolutionäre Erklärungen wartet, wartet vergeblich. Wir bekommen höchstens zweideutige und absichtlich verpfuschte Antworten zu lesen, wie im Fall der jüngsten Antworten des Glaubensdikasteriums. Dies bestätigt, daß die Absetzung von Strickland ein Akt der Kirchenpolitik ist, ein Akt der Machtarroganz, die Ausübung einer politischen „Souveränität“, die sich nicht mit Erklärungen oder Dokumenten aufhält, sondern durch ihr Handeln durchsetzt. Inzwischen kommt es immer häufiger zu solchen leviathanischen Handlungen, ein Zeichen dafür, daß man die Dinge beschleunigen will, daß Veränderungen schnell umgesetzt und Feinde beseitigt werden, ohne Gefangene zu machen.

Nach der „Strickland-Affäre“, die rasch auf die „Fernández-Affäre“ folgte, muß man sich fragen, wie man sich angesichts dieser neuen Zeit, die durch die Beschleunigung des gewaltsam durchgesetzten Neuen gekennzeichnet ist, verhalten soll. Bisher kamen jene, die mit den von Franziskus eingeleiteten und geführten Tendenzen und Prozessen nicht einverstanden waren, mehr schlecht als recht damit durch, zwischen dem, was er sagte und tat, und dem, was er in offiziellen Dokumenten zum Ausdruck brachte, zu unterscheiden. Abgesehen davon, daß es auch in letzteren einige höchst kritikwürdige Aspekte gibt, wie z. B. in dem Apostolischen Schreiben Amoris laetitia, versteckte sich die besagte Unterscheidung schließlich hinter der Phrase: „Ja, schon, aber das ist doch kein Lehramt“. Und die Absetzung eines Bischofs? „Ja, schon, aber das ist doch kein Lehramt“.

So kam es zu einer Art von Abwesenheit und Schweigen vieler, solange, bis ernsthafte lehrmäßige Neuerungen nicht nur in Taten, sondern auch in einem offiziellen Dokument zum Ausdruck kamen. Seit der Ernennung von Fernández und der Entlassung von Strickland ist eine solche Position „der Unterscheidung“ nicht mehr ausreichend, wenn sie es denn je war. Die abwartende Opposition muß aus den Startlöchern kommen. Wir werden sehen, wie viele Bischöfe, abgesehen von Msgr. Schneider, der bereits interveniert hat, und wie viele Laien dies tun werden. Die Verweigerung aus Gewissensgründen muß nicht nur stillschweigend, sondern aktiv ausgeübt werden.

*Stefano Fontana, Direktor des International Observatory Cardinal Van Thuan for the Social Doctrine of the Church; Fontana lehrte bereits an verschiedenen Universitäten und war unter Erzbischof Crepaldi auch Chefredakteur der Kirchenzeitung der Diözese Triest; zu seinen jüngsten Publikationen gehören „La nuova Chiesa di Karl Rahner“ („Die neue Kirche von Karl Rahner. Der Theologe, der die Kapitulation vor der Welt lehrte“, Fede & Cultura, Verona 2017), gemeinsam mit Erzbischof Paolo Crepaldi von Triest „Le chiavi della questione sociale“ („Die Schlüssel der sozialen Frage. Gemeinwohl und Subsidiarität: Die Geschichte eines Mißverständnisses“, Fede & Cultura, Verona 2019), „La filosofia cristiana“ („Die christliche Philosophie. Eine Gesamtschau auf die Bereiche des Denkens“, Fede & cultura, Verona 2021).

Quelle: katholisches, G. N. Bild: VaticanMedia (Screenshot)

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