
Das Hochfest Mariä Himmelfahrt, das die Kirche am 15. August feiert, sei „ein Tag, der uns herausfordert, zu entscheiden, wie und für wen wir leben wollen“, betonte Papst Leo XIV. am Freitagvormittag.
„Wir können heute ahnen, dass wir Maria sind, wenn wir nicht davonlaufen, dass wir sie sind, wenn wir mit unserem ‚Ja‘ auf ihr ‚Ja‘ antworten“, sagte der Pontifex bei einer Messfeier in Castel Gandolfo am Freitagvormittag. „In den Märtyrern unserer Zeit, in den Zeugen des Glaubens und der Gerechtigkeit, der Sanftmut und des Friedens lebt dieses ‚Ja‘ weiter und tritt dem Tod weiterhin entgegen.“
„Das Magnificat, das die junge Maria im Evangelium spricht, lässt nun das Licht ihres ganzen Lebens erstrahlen“, erläuterte Leo in seiner Predigt. „Ein einzelner Tag, der Tag der Begegnung mit ihrer Cousine Elisabet, enthält das Geheimnis eines jeden anderen Tages, einer jeden anderen Zeit. Und Worte reichen nicht aus: Es bedarf eines Gesangs, das in der Kirche ‚von Geschlecht zu Geschlecht‘ beim Sonnenuntergang jedes Tages gesungen wird.“
„Die überraschende Fruchtbarkeit der unfruchtbaren Elisabet bestätigte Maria in ihrem Vertrauen“, fuhr der Papst fort. „Sie kündigte die Fruchtbarkeit des ‚Ja‘ Mariens an, das sich seinerseits in der Fruchtbarkeit der Kirche und der gesamten Menschheit fortsetzt, wenn Gottes erneuerndes Wort angenommen wird. An jenem Tag begegneten sich zwei Frauen im Glauben, dann blieben sie drei Monate lang zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen, nicht nur bei den praktischen Dingen, sondern auch dabei, die Geschichte auf eine neue Art zu lesen.“
Papst Leo warnte, dass der Glaube manchmal dort schwinde, „wo menschliche Sicherheiten, ein gewisser materieller Wohlstand und jene Laxheit, die das Gewissen einschläfert, vorherrschen. Dann tritt der Tod in Form von Resignation und Klagen, Wehmut und Unsicherheit ein. Statt die alte Welt enden zu sehen, sucht man noch deren Rettung: die Rettung durch die Reichen, durch die Mächtigen, die gewöhnlich mit der Verachtung der Armen und Bescheidenen einhergeht.“
„Die Kirche jedoch lebt in ihren zerbrechlichen Gliedern, sie verjüngt sich dank deren Magnificat“, sagte er. „Auch heute sind es die armen und verfolgten christlichen Gemeinschaften, die Zeugen der Güte und Vergebung in Konfliktgebieten, die Friedensstifter und Brückenbauer in einer zerbrochenen Welt, die die Freude der Kirche sind, ihre immerwährende Fruchtbarkeit, die Erstlingsfrüchte des kommenden Reiches. Viele von ihnen sind Frauen wie die betagte Elisabet und die junge Maria: österliche Frauen, Verkünderinnen der Auferstehung. Lassen wir uns von ihrem Zeugnis bekehren!“
„Lasst uns keine Angst haben, das Leben zu wählen!“, ermutigte Leo die Gläubigen. „Das kann oft gefährlich und unklug erscheinen. Wie viele Stimmen flüstern uns ständig zu: ‚Warum tust du das? Lass es sein! Denk an deine Interessen.‘ Das sind Stimmen des Todes. Wir sind hingegen Jünger Christi. Seine Liebe ist es, die uns, mit Leib und Seele, in unserer Zeit anspornt. Sowohl einzeln als auch gemeinschaftlich leben wir nicht mehr für uns selbst. Und eben dies – und nur dies – ist es, was das Leben weitergibt und das Leben siegen lässt. Unser Sieg über den Tod beginnt schon heute.“
Quelle: catholicnewsagency