Mittwoch der 2. Adventswoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
De perfectione vitae, II § 1 (Übers. M. Schlosser, in: Wissenschaft und Weisheit, Band 57 / 1, 1994)

Die Demut des Sohnes Gottes

Weil aber jemand, der seine eigenen Mängel im Herzen betrachtet, sich beugen muss unter die mächtige Hand Gottes, deswegen mahne ich dich, Dienerin Christi, sowie du sichere Kenntnis hast von deinem Versagen, demütige deinen Geist und sei in deinen eigenen Augen gering. „Die Demut nämlich ist die Tugend, durch die der Mensch in tiefster Erkenntnis seiner selbst sich selbst gering wird“, wie der hl. Bernhard sagt. Durch diese Demut wurde unser heiliger Vater Franziskus in seinen eigenen Augen gering; sie liebte und suchte er von Beginn seines Ordenslebens bis zum Ende; für sie verließ er die Welt, hieß die Leute, ihn nackt durch die Stadt zu ziehen, diente er den Aussätzigen, machte er seine Sünden in der Predigt öffentlich bekannt, forderte er die Leute auf, ihn zu schmähen.

[…] diese Tugend sollst du vor allem vom Sohn Gottes lernen, denn er sagt selbst: „Lernt von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen“ (Mt 11,29). „Wer nämlich Tugenden ohne Demut sammelt, der trägt Asche im Wind“, sagt der hl. Gregor. Denn wie der Ursprung jeder Sünde der Hochmut ist, so ist die Grundlage aller Tugend die Demut.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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