20.03.2018 – Dienstag der 5. Fastenwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Philoxenus von Mabbug (um 450-523), Bischof in Syrien
Brief über das monastische Leben

„Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32)

Wisse und begreife, Bruder […], dass es in der Wüste eine Menge Schlangen gibt, die auf viele deiner Gedanken herumbeißen, also Beleidigungen, üble Nachrede, Ängste, Gemurre, Streit, Verleumdungen: das alles richtet sich gegen dich […] Wenn du aber dem entkommen willst, tue, was die Israeliten taten […]: sie schauten auf zur ehernen Schlange, die Mose auf dem Berggipfel aufgerichtet hatte, und alle, die gehorchten und sie anschauten, waren geheilt. Schau auch du, wenn du merkst, dass eine dieser Schlangen dich gebissen hat, auf unseren Herrn Jesus Christus, der am Kreuze hängt […] So sagt auch der Apostel Paulus: „Blicke auf Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten“ (vgl. Hebr 12,2) […]

So musst du, kurz gesagt, deine Augen auf ihn gerichtet lassen, wenn du von Schlangen gebissen wirst: Wenn man deine Ehre angreift, dann richte deine Augen auf ihn; auch ihm ist um deinetwillen die Ehre abgeschnitten worden, und er wurde wie ein vom Dämon Besessener und wie ein Samariter behandelt (Joh 8,48) […]; er wurde verspottet und geohrfeigt; man hat ihm ins Gesicht gespuckt; ihm gab man Essig und Galle zu trinken, man drückte ihm eine Dornenkrone aufs Haupt. Wenn du, weil man dir wichtige Dienste überträgt, von einem eitlen Gedanken gebissen wirst, so erinnere dich an das Wort unseres Herrn: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte“ (Lk 17,10). Wenn es dich gelüstet, deinen Bruder wegen seiner Schwachheit zu missachten, dann schau auf den, der, um sie in der Begegnung mit ihm zur Umkehr zu rufen, für Sünder, Zöllner und Dirnen größere liebende Fürsorge aufbrachte als für Gerechte, die der Umkehr nicht bedurften (Lk 5,30‒32). Und wenn natürliche Anlagen und Dämonen dir zusetzen, dann blicke auf zu ihm, der mit durchbohrten Händen und Füßen am Kreuz hängt […] Erwäge all dies unverzüglich in deinem Herzen, und das Gift der Schlangen entweicht aus deinem Herzen. Durch seine Kreuzigung ist dir Jesus näher als es die eherne Schlange den Israeliten war: er wohnt in deinem Herzen, und in den verborgenen Winkeln deiner Seele leuchtet auf das Licht seines glorreichen Antlitzes.

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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