23.03.2018 – Freitag der 5. Fastenwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Verschiedene Predigten, Nr.22,5-6

„Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen?“

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben; denn er hat sein Leben für dein Leben gegeben und bittere Qualen ertragen, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst […] Wenn du in deinem Herzen alle Bitterkeiten deines Herrn bedenkst – was gibt es da noch, was dir nicht süß erschiene? […] So hoch der Himmel über der Erde ist (Jes 55,9), so hoch ist sein Leben über unserem Leben, und wurde doch für unser Leben gegeben! Wie das Nichts nicht mit anderem verglichen werden kann, so kann unser Leben in keinerlei Verhältnis zu seinem Leben gebracht werden […]

Wenn ich ihm alles geweiht habe, alles was ich bin und vermag, dann ist das so, als vergleiche man einen Stern mit der Sonne, einen Wassertropfen mit einem Strom, einen Stein mit einem Turm, ein Sandkorn mit einem Berg. Ich habe nichts außer zwei kleinen, ja winzigen Dingen: meinen Leib und meine Seele – oder vielmehr nur eines: meinen Willen. Und den sollte ich ihm nicht überlassen, der doch ein so kleines Wesen wie mich mit so vielen Wohltaten bedacht hat? Dem, der sich so ganz hingegeben und mich so ganz freigekauft hat? Oder anders gesehen: wenn ich an meinem Willen festhalte: mit welchem Gesicht, mit welchen Augen, mit welchem Geist und Gewissen würde ich da noch Zuflucht suchen am Herzen unseres barmherzigen Gottes? Würde ich es noch wagen, diese starke Schutzwehr, die über Israel wacht, zu durchbohren und als Preis für meine Erlösung Blut fließen zu lassen, nicht bloß ein paar Tropfen, sondern Ströme von Blut, das aus fünf Stellen an seinem Leib fließt?

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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