26.03.2018 – Montag der Karwoche

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Zehnte Predigt über das Hohelied, 4‒6

„Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt“

„Köstlich ist der Duft deiner Salben“, heißt es im Hohenlied (1,3). Ich kenne mehrere Arten von Düften […] Es gibt den Duft der Zerknirschung und den der Frömmigkeit; es gibt auch den Duft des Mitleids […] Es gibt also einen Urduft, den die Seele zu ihrer eigenen Verwendung zubereitet, wenn sie im Netz zahlreicher Verfehlungen anfängt, über ihre Vergangenheit nachzudenken. In der Mörserschüssel ihres Gewissens sammelt sie nun ihre mannigfaltigen Sünden, um sie zu zerstoßen, und lässt sie im Kessel ihres brennenden Herzens über dem Feuer der Reue und des Schmerzes köcheln […] Das ist der Duft, in den die reuige Seele den Beginn ihrer Umkehr hüllen soll und mit ihm ihre offenen Wunden salben; denn das erste Opfer, das man Gott anbieten muss, ist ein reuiges Herz. Solange die arme und beklagenswerte Seele nichts hat, womit sie die besagte kostbarere Salbe herstellen kann, darf sie es nicht versäumen, diese zuzubereiten, selbst wenn selbige dann aus recht wohlfeilen Substanzen besteht. Gott wird kein zerbrochenes und zerschlagenes Herz verschmähen (Ps 51(50),19) […]

Der unsichtbare, geistige Duft kann uns übrigens nicht ordinär vorkommen, wenn wir begreifen, dass er ein Symbol des Wohlgeruchs ist, den im Evangelium die Sünderin über den Füßen des Herrn ausgegossen hat. Dort steht ja geschrieben, dass „das Haus von diesem Duft erfüllt wurde“ […] Denken wir an den Duft, der sich über die ganze Kirche ergießt bei der Umkehr eines einzigen Sünders. Jeder, der bereut und Buße tut, wird für viele andere zu einem Lebensduft, der sie zum Leben erweckt. Der Duft der Reue steigt bis in die himmlischen Wohnungen; denn nach der Schrift „herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt“ (Lk 15,10).

Quelle: Archiv der Herz Jesu Franziskaner

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