28.05.2018 – Montag der 8. Woche im Jahreskreis

Kommentar zum heutigen Evangelium 
Hl. Clemens von Alexandrien (150-um 215), Theologe
Homilie „Welcher Reiche wird gerettet werden?“,7-9 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1934)

„Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“

Denn Gott nicht zu kennen, ist der Tod, während ihn zu erkennen und ihn sich anzueignen und ihn zu lieben und ihm ähnlich zu werden, allein Leben ist. Daher ermahnt der Herr den, der nach dem wahren Leben strebt, zuerst den kennen zu lernen, den „niemand erkennt als der Sohn und wem es der Sohn offenbart“ (Mt 11,27), sondern als zweites nach Gott die Größe des Heilandes und das Neue zu erfassen, das in seiner Gnade besteht; denn nach dem Apostel „wurde das Gesetz durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus“ (Joh 1,17). […] Wenn nämlich das Gesetz des Moses fähig gewesen wäre, ewiges Leben zu gewähren, so war es überflüssig, dass der Heiland selbst kommt und unseretwegen leidet, indem er von der Geburt bis zum Kreuz das ganze menschliche Leben durchläuft; und überflüssig war es, dass der, der alle Gebote des Gesetzes „von Jugend auf“ erfüllt hat, sich einem anderen zu Füssen wirft und die Unsterblichkeit erbittet.

Denn dieser junge Mann hat nicht nur das Gesetz erfüllt, sondern auch dies gleich von seiner ersten Jugend an getan. […] Aber trotzdem ist dieser Jüngling, der sich so verhielt, fest davon überzeugt, dass ihm, wenn ihm auch nichts mehr zur Gerechtigkeit fehlt, doch das Leben völlig fehle; und deswegen erbittet er es von dem, der es allein geben kann. Und hinsichtlich des Gesetzes spricht er zuversichtlich, den Sohn Gottes aber fleht er demütig an. […] Da sein Lebensschiff im Bereich des Gesetzes unsicher schwankt und an einer gefährlichen Stelle vor Anker liegt, ändert er seinen Platz und wirft Anker beim Heiland.

Jesus wirft ihm nun nicht etwa vor, dass er nicht alle Gebote des Gesetzes erfüllt habe, sondern gewinnt ihn lieb und freut sich über seinen willigen Gehorsam in dem, was er gelernt hatte; aber er sagt ihm, dass er noch unvollkommen für das ewige Leben sei, da er […] zwar das Gesetz befolgt, aber durch all sein Tun das wahre Leben noch nicht gewonnen habe. Das heilige Gesetz ist wie ein Lehrer, der zu den vollkommenen Geboten Jesu (Gal 3,24) und zur Gnade hinführt: „Christus ist das Ende des Gesetzes, und jeder, der an ihn glaubt, wird gerecht“ (Röm 10,4).

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