S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre

Sonderrundbrief von S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre an die Freunde und Wohltäter vom 29. Juli 1976

(auf deren Anfragen hinsichtlich seiner Suspension a divinis)
Einige Überlegungen anlässlich der „Suspensio a divinis“

Sie stellt ein schwerwiegendes Problem dar und wird noch Ströme von Tinte fließen lassen, selbst wenn ich schon vom Schauplatz der streitenden Kirche abgetreten sein werde.

Worin besteht sie nun in Wirklichkeit? Sie beraubt mich des mit dem Priesteramt und um so mehr mit dem Bischofsamt unzertrennlich verbundenen Rechtes, die heilige Messe zu feiern, die Sakramente zu spenden und an geweihtem Ort zu predigen, das heißt, es ist mir verboten, die neue Messe zu feiern, die neuen Sakramente zu spenden und die neue Lehre zu predigen.

Also, eben weil ich diese Neuerungen seit ihrer Einführung ablehne, verbietet man mir nun­mehr offiziell, sie anzuwenden. Weil ich die neue Messe ablehne, verbietet man mir, sie zu lesen. Man kann daraus erraten, wie gering der Schaden ist, den mir diese Suspension zufügt.

Es ist ein weiterer Beweis dafür, daß sich diese neue Kirche, die sie nunmehr selbst „konziliar“ nennen, selbst zerstört. Es ist S.E. Erzbischof Giovanni Benelli, der sie in seinem Brief vom vergangenen 27. Juni so bezeichnet. Wo er von den Seminaristen spricht, schreibt er: „Ihr Fall ist keineswegs hoff­nungslos: Wenn sie guten Willens und ernsthaft vorbereitet sind für einen priesterlichen Dienst in wahrer Treue zur konziliaren Kirche, wird man es auch übernehmen, die beste Lösung für sie zu finden. Aber auch sie müssen zuvor mit diesem Akt des Gehorsams gegen die Kirche beginnen.“

Was könnte klarer sein! Von jetzt an ist es die konziliare Kirche, der man gehorchen und treu sein muß, und nicht mehr die katholische Kirche. Genau das ist unser ganzes Problem. Wir sind „sus­pendiert a divinis“ von der konziliaren Kirche und für die konziliare Kirche, der wir aber nicht angehören wollen.

Diese konziliare Kirche ist eine schismatische Kirche, weil sie mit der katholischen Kirche, mit der Kirche aller Zeiten gebrochen hat. Sie hat ihre neuen Dogmen, ihr neues Priestertum, ihre neuen Institutio­nen, ihren neuen Kult, die von der Kirche schon in gar manchen amtlichen und endgültigen Dokumenten verurteilt sind.

Und darum bestehen die Begründer der konziliaren Kirche so sehr auf dem Gehorsam gegen die Kirche von heute und lassen die Kirche von gestern beiseite, als würde diese nicht mehr existieren.

Diese konziliare Kirche ist schismatisch, weil sie ihre Gründung auf Prinzipien aufgebaut hat, die denen der katholischen Kirche entgegengesetzt sind; so zum Beispiel die neue Auffassung der Messe, wie sie in den Artikeln 5 und 7 der Institutio generalis Missalis Romani dargelegt ist, wo der Versammlung der Gläubigen eine priesterliche Funktion zugeschrieben wird, die sie nie haben kann; ebenso auch das natürli­che, das heißt das göttliche Recht jeder Person und jeder Personengruppe auf Religionsfreiheit.

Dieses Recht auf Religionsfreiheit ist blasphemisch, denn es bedeutet, daß Gott Absichten zuge­schrieben werden, die Seine Majestät, Seine Glorie, Sein Königtum zerstören, und dieses Recht schließt die Gewissensfreiheit, die Gedankenfreiheit und alle freimaurerischen Freiheiten mit ein.

Die Kirche, die solche Irrtümer bejaht, ist zugleich schismatisch und häretisch. Diese konziliare Kirche ist also nicht katholisch. In dem Maß, als der Papst, die Bischöfe, die Priester oder die Gläubigen dieser neuen Kirche anhängen, trennen sie sich von der katholischen Kirche. Die Kirche von heute ist nur insoweit die wahre Kirche, als in ihr die Kirche von gestern, die Kirche aller Zeiten fortbesteht und sie mit dieser in Einheit verbunden bleibt. Die Norm des katholischen Glaubens ist die Überliefe­rung. Die Forderung S.E. Erzbischof Benellis ist also ganz klar: Unterwerfung unter die konziliare Kirche, unter die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils, unter die schismatische Kirche. Wir aber wollen mit der Gnade Unseres Herrn Jesus Christus und auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria beharr­lich in der katholischen Kirche bleiben.

Ecône, am 29. Juli 1976, +Marcel Lefebvre

(Übersetzung von Dr. Ferdinand Steinhart)

Quelle: „Damit die Kirche fortbestehe“, S. 163f Bild: CFM.SCJ Archiv Yaoundé

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