Die „alte“ Kirche ist mir lieber

Weihbischof Max Ziegelbauer: Die „alte“ Kirche ist mir lieber

In diesem Buch kommt die „alte“ Kirche (1925-1965) zur Sprache, und sie wird auch ins Bild gesetzt. Damals war die katholische Kirche ein rundum intaktes Ganzes. Das Jahr 1965 markiert geradezu einen Bruch in allen Bereichen des kirchlichen Lebens. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann eine Phase innerkirchlicher Wirrnisse: die vor dem Konzil gefeierte Liturgie wurde tiefgreifend reformiert; die früher feierlich bezeugten Glaubenssätze gelten heute als peripher; die sittlichen Prinzipien und die kirchliche Disziplin hält man für überholt. Wer sich heute auf den Glauben und die Moral der Kirche beruft, gilt als „Fundamentalist“, sein Denken und Handeln wird als „vorkonziliar“ tituliert. Die „alte“ Kirche war einfach katholisch: Priester waren als Priester erkennbar; Laien wussten um ihre Sendung in der Welt und um die Gnade, die sie in der Kirche empfingen. Die Volkskirche schenkte den gläubigen Katholiken eine Fülle von ansprechenden Frömmigkeitsformen und viele Hilfen zu einem aktiven Glaubensleben. Die „alte“ Kirche hatte einen Glanz, der die Herrlichkeit Gottes ungetrübt widerspiegelte und die Herzen der Menschen anrührte. Das Buch wirft einen Blick auf all das, was wir heute schmerzlich vermissen müssen, nimmt aber auch die gegenwärtige Kirche „ins Visier“ – anerkennend oder bisweilen auch kritisch. Im Vordergrund soll jedoch der Rückblick stehen, nicht, um nostalgische Erinnerungen zu wecken, sondern um so manche Neuerung beurteilen zu können. Gleichzeitig sollen Einblicke in die verborgene Schönheit des Glaubens ermöglicht und die Liebe zur Kirche (erneut) geweckt werden.

Weihbischof em. Max Ziegelbauer Titularbischof von Lapda geb. 1923 in Memmingen, 1950 Priesterweihe, ab 1952 Bischöfl. Sekretär, ab 1957 Pfarrer in Memmingen (Mariä Himmelfahrt), ab 1965 Dompfarrer in Augsburg, ab 1968 Domkapitular und Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, 1983 Bischofsweihe, Weihbischof in Augsburg und Bischofsvikar für „Kirche und Kultur“ (1998 emeritiert), ab 1989 Dompropst des Hohen Domes zu Augsburg (1996 emeritiert).

Nachkonziliare Beichte eines vorkonziliaren Pfarrers

*Ich habe noch an die alten Dogmen geglaubt und meinen bisherigen Glauben zuwenig bereut.

*Ich habe einmal den Engel des Herrn und den Rosenkranz gebetet.

*Ich habe die heilige Messe als Opfer gefeiert und sie öfter mit innerem Wohlgefallen in lateinischer Sprache am Altar gelesen.

*Ich habe es öfters versäumt, konstruktiven Ungehorsam zu leisten.

*Ich habe in der Öffentlichkeit priesterliche Kleidung getragen.

*Ich habe meinem Kaplan einmal widersprochen, manchem mündigen Laien sogar öfter.

*Ich habe andere zum Glauben meiner Väter und Vorväter zu verführen versucht.

*Ich habe durch priesterliche Worte verschiedene Laien in ihrer charismatischen Würde gekränkt.

*Ich habe einmal eine Trauung von zwei Katholiken vorgenommen und so dem ökumenischen       Denken schwer geschadet.

*Ich habe einmal zum Ärgernis der ganzen Gemeinde einem die heilige Kommunion auf die Zunge gelegt, anstatt ihm einen kräftigen Tritt vor die Knie zu verpassen.

*Ich habe meine Zeit durch Lesen in den Werken des heiligen Thomas von Aquin und anderer Kirchenlehrer vergeudet.

*Ich habe mich geweigert, dialektisch zu denken, und die Moral nicht dem modernen Menschen von heute angepasst.

*Ich habe mich triumphalistisch an der Heiligkeit der Kirche gefreut.

*Ich habe mich geweigert, den Barockaltar meiner Kirche durch einen Billard- oder Küchentisch zu ersetzen.

*Ich habe mich geweigert, die Orgel durch eine Rockband zu ersetzen.

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